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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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zu bedeuten hatte. Diesmal hält er es jedoch für seine Pflicht und Schuldigkeit, mich mit einer Schrotflinte zu bewachen. Nur daß es sich dabei um eine geladene Achtunddreißiger handelt, die einzusetzen er nicht zögern würde.«
    »Das geht nicht; es würde General Pershing nicht gefallen. Gute Unteroffiziersausbilder sind selten. Also sollte ich Ira lieber spezielle Anweisungen erteilen, ehe ich einhänge – was ich bald tun muß; mir gehen die Fünf- und Zehncentstücke aus. Ist er in der Nähe?«
    »Ich hole ihn.«
    Sergeant Theodore bekam seinen Wochenpassierschein, der vom Zapfenstreich am Montag bis zum Appell Donnerstag morgen galt – und endlich kam er doch nach Kansas City! Kinovorstellungen enthielten damals stets eine Komödie – John Bunty, Fatty Arbuckle, Charlie Chaplin oder die Keystone Kops. In jener Woche übertraf ich Fatty Arbuckle und die Keystone Kops gleichermaßen, indem ich ständig in irgendeinen Eimer trat oder über meine Füße stolperte.
    Es fing schon damit an, daß dieser schwierige Mann, Sergeant Theodore, nicht vor Dienstag nachmittag in unserem Haus auftauchte – nachdem Brian uns darüber informiert hatte, daß er laut Passierschein eigentlich schon am Vormittag bei uns eintreffen sollte.
    »Wo haben Sie gesteckt? Was hat Sie aufgehalten?« Nein, ich sagte nichts dergleichen. Mir war vielleicht danach zumute, aber ich hatte die Vorteile, die es brachte, wenn man nett und höflich war, schon kennengelernt, als ich noch eine Jungfrau war – also vor wahrhaft langer Zeit. So drückte ich ihm einfach die Hand, küßte ihn auf die Wange und sagte in meinem wärmsten Tonfall: »Sergeant Theodore, es ist so schön, Sie wieder bei uns zu haben!«
    Ich spielte vor und während des Abendessens die sittsame Gastgeberin, hielt still und lächelte, während meine sämtlichen Kinder um Theodores Aufmerksamkeit wetteiferten – nicht zu vergessen Vater, der scharf darauf war, ein Schwätzchen von Soldat zu Soldat zu führen. Nach dem Essen schlug er (aufgrund einer Vereinbarung mit mir) vor, daß Staff Sergeant Bronson mich auf eine Spritztour mitnahm, und er unterband alle Versuche der jüngeren Kinder, sich dem anzuschließen. Besonders Woodrow tat sich hierbei hervor, der gleichzeitig Schach spielen und mit zum Electric Park genommen werden wollte.
    Endlich fuhren Sergeant Theodore und ich nach Süden in den Sonnenuntergang. 1918 gab es südlich der Neununddreißigsten Straße im Osten von Kansas City noch kaum etwas, obwohl die südliche Stadtgrenze schon bis zur Siebenundsiebzigsten Straße vorgeschoben worden war, um den Swope Park einzugemeinden. Im Swope Park fand man eine Menge beliebter Seufzergäßchen, aber ich suchte eine abgeschiedenere Stelle. Ich kannte auch durchaus einige Kandidaten dafür, da Briney und ich im Laufe der Zeit so gut wie alle Seitenstraßen abgeklappert hatten, um irgendwo etwas zu finden, was Briney als »Liebesweiden« bezeichnete, grasige Flächen, die abgeschieden genug lagen, um für die Adleraugen neugieriger Leute unzugänglich zu sein.
    Den gesamten Osten von Kansas City entlang erstreckt sich der Blue River. 1918 fand man dort noch viele entzük-kende Stellen – ebenso wie dichtes Gebüsch, tiefen Schlamm, Sandflöhe, Moskitos und Giftsumach. Man mußte schon wissen, wohin man wollte. Wenn man nach Süden fuhr, nicht zu weit allerdings, und die Stelle kannte, an der man am besten die Gleise der St. Looie und Frisco überquerte, konnte man ein schmales, teils bewaldetes, teils grasbedecktes Tal finden, das auch nicht weniger hübsch war als alles, was der Swope Park zu bieten hatte, aber völlig abgeschieden zwischen dem Fluß und dem Bahndamm lag und nur über eine schmale Gasse erreichbar war.
    Ich wollte unbedingt zu dieser Stelle, die für mich mit sentimentalen Erinnerungen besetzt war. Als Brian uns 1912 durch den Erwerb von »El Reo Grande« mobil gemacht hatte, war diese Stelle unser erstes Ziel für die Liebe im Freien gewesen. Bei dem phantastischen Picknick (ich hatte einen Lunch mitgenommen) war ich mit Woodrow schwanger geworden.
    Ich wollte meine neue Liebe genau dort zum erstenmal empfangen, anschließend meinem Mann, während wir uns liebten, in allen Einzelheiten darüber Bericht erstatten und mit ihm über alles kichern. Briney genoß meine Sprünge über den Zaun so sehr, daß er ständig davon hören wollte – vor, während oder nach unserem ehelichen Liebesspiel – als zusätzliche Würze.
    Brian erzählte mir auch stets

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