Segeln im Sonnenwind
geschehen sein. Justin und Judge Sperling möchten alles riskieren, während Chapman sich hartnäckig dagegen stemmt. Es gibt vier weitere Kuratoren – zwei davon Hoover-Republikaner, zwei für Al Smith. Justin weiß nicht, wie die Sache ausgehen wird.«
Der Verkauf unseres Hauses gehörte mit zur Spekulation und stand auch im Zusammenhang eines Vorgangs, der als »Block busting« bezeichnet wurde. Wir lebten in einer rein weißen Wohngegend, aber das Ghetto lag nicht weit im Norden und war in den über zwanzig Jahren, die wir dort wohnten, ständig nähergerückt. (Liebes, schönes Haus, so voller glücklicher Erinnerungen!)
Ein weißer Immobilienmakler, der für einen nicht genannten Kunden arbeitete, trat an Brian heran. Wieviel Brian wohl für das Haus haben wolle?
»Schatz, ich habe gar nicht nach diesem Kunden gefragt. Hätte ich es nämlich getan, wäre dabei herausgekommen, daß es sich um einen weißen Anwalt handelt, der wiederum für einen Mandanten in Denver oder Boston tätig ist. Bei Geschäften dieser Art ist die Tarnung häufig sechsfach abgesichert, denn die Nachbarn sollen die Hautfarbe des neuen Eigentümers erst erfahren, wenn er einzieht.«
»Was hast du ihm gesagt?«
»Daß ich das Haus natürlich verkaufen würde, wenn der Preis stimmen würde. Es müsse allerdings ein wirklich guter Preis sein, weil es uns hier gut gefiele und Umzüge zeit- und kostenaufwendig wären. Wie denn das Angebot seines Kunden aussähe? Bar auf die Hand müsse es natürlich sein, ohne Raten oder Hypotheken, da die Suche nach einem neuen Haus für meine große Familie finanziell von vornherein abgesichert sein müsse. Vielleicht würde ich sogar bauen müssen, da es heute nicht mehr viele Häuser für so große Familien gäbe. Der Preis müsse also attraktiv sein und bar bezahlt werden.
Dieser falsche Fuffziger behauptete, jede Bank würde die Urkunde einer solchen Liegenschaft diskontieren; eine Hypothek wäre also so gut wie Bargeld. ›Nicht für mich‹, sagte ich. ›Soll doch Ihr Kunde die Hypothek direkt mit seiner Bank aushandeln und sich damit flüssig machen. Guter Mann, ich bin nicht wild darauf zu verkaufen. Nennen Sie mir eine Zahl, und wenn sie nur groß genug ist, können wir schnurstracks die Übertragungsurkunde aufsetzen. Wenn nicht, ist das Geschäft nicht weniger schnell gestorben.‹
Er fand, wir brauchten keine Übertragungsurkunde, da ich vertrauenswürdig wäre. Mo, damit erfuhr ich mehr, als er mir eigentlich sagte, nämlich daß sie uns bereits überprüft hatten und wahrscheinlich auch alle anderen Häuser der Gegend. Das wiederum sagt mir, daß wir wahrscheinlich das einzige unbelastete Haus im Umkreis haben, an das man ohne Übertragungsurkunde herankommt. Und wer ein solches Geschäft durchziehen möchte, hält nicht viel von Übertragungsurkunden, weil in der Wartezeit das Risiko einer Aufdeckung und Vereitelung durch Leute besteht, die Vereinbarungen auf Treu und Glauben kontrollieren.«
»Briney, das mußt du mir erklären! An einen solchen Begriff kann ich mich aus meinen Stunden in Wirtschaftsrecht gar nicht erinnern.«
»Es ist auch kein rechtlicher Begriff im strengen Sinn. Es geht andererseits nicht um ungesetzliche Dinge, sondern einfach nur um solche, die nicht durch Gesetz geregelt sind. Deine Besitzurkunde auf dieses Haus enthält keine Klausel, der zufolge du es nicht an jedermann verkaufen kannst, also nach Belieben an Schwarze, Weiße oder Grüngepunktete. Und eine solche Klausel, wenn es sie denn gäbe, wäre vor Gericht sogar aller Wahrscheinlichkeit nach anfechtbar. Aber würdest du deine Nachbarn fragen, bekämst du sicher übereinstimmend zu hören, daß dir tatsächlich eine Vereinbarung auf Treu und Glauben den Verkauf an einen Schwarzen verbietet.«
Ich war verblüfft. »Haben wir jemals in so was eingewilligt?« Mein Gatte traf so allerlei Vereinbarungen und erzählte mir meistens nichts davon. Er ging einfach davon aus, daß ich ihn unterstützte. Was ich ja auch stets tat. Die Ehe ist kein Gelegenheitsjob. Man steckt entweder ganz drin oder ist gar nicht richtig verheiratet.
»Nein, niemals.«
»Wirst du die Nachbarn fragen, was sie davon halten?«
»Mo, soll ich? Es ist dein Haus.«
Ich glaube nicht, daß ich mit der Antwort auch nur zwei Sekunden lang zögerte, aber da es eine für mich vollkommen neue Idee war, mußte ich mir erst über die Sache klar werden. »Briney, seit unserem Einzug vor, ah, zweiundzwanzig Jahren haben mehrere Häuser in
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