Segeln im Sonnenwind
ihm?«
»Er soll mich zurückrufen. Susan, ich habe eine geschäftliche Verabredung und bin schon spät dran. Ich muß abschalten. Tschüs!«
Puh! Neun Uhr fünfunddreißig. Ich wählte den Code von Harriman und Strong und sah mich demselben weiblichen Zombie gegenüber wie gestern. »Hier ist Maureen Johnson. Verbinden Sie mich mit George Strong.«
»Mr. Strong ist zur Zeit nicht erreichbar. Würden Sie bitte…«
»Das hatten wir gestern schon alles. Ich bin Maureen Johnson und habe in zwanzig Minuten eine Verabredung mit Mr. Strong bei mir zu Hause. Das ist Ihnen auch bekannt! Sehen Sie gefälligst zu, daß Sie ihn noch erwischen, ehe er das Haus verläßt, oder rufen Sie ihn in seinem Wagen an! Und ein bißchen Tempo, bitte!«
»Ich bin hier, Maureen.« Georges Gesicht ersetzte das der Frau. »Ich wurde aufgehalten. Macht es dir was aus, wenn wir unseren Termin auf zehn Uhr dreißig verschieben?«
»Ist in Ordnung, George. Erinnerst du dich an die Umschläge, die ich 1947 hinterlegt habe?«
»Aber gewiß. Sie befinden sich in meinem persönlichen Safe. Ich habe sie niemals mit Geschäftspapieren durcheinandergebracht.«
»Bringst du dann bitte die Umschläge Nummer eins und zwei mit?«
»Natürlich, werte Dame.«
»Danke, Sir.«
George konnte mir zwei Häuser zeigen, die für mich in Frage kamen. Eines lag nahe der Fündundsiebzigsten Straße und Mission Road in Johnson County, unweit der Shawnee Mission East High School. Es gehörte der Firma New World Homes, einem Bestandteil des Harriman-Imperiums, und verfügte über das Flair von Übermorgen, für das die New World Homes so berühmt sind. Es erinnerte mich an den Bauhausstil.
Die Kinder waren begeistert.
Das andere lag auf der Missouri-Seite, ungefähr auf halber Strecke zwischen unserem alten Haus und der Southwest High School, abseits der Linden Road. Es war nicht ganz so neu. Dem Stil nach zu urteilen (und wenn mich mein Gedächtnis nicht täuschte), stammte es aus 1940 plus oder minus ein Jahr. »George, dahinter steckt eine Firma der J. C. Nichols-Gruppe.«
»Die Nichols-Organisation baut immer ausgezeichnete Häuser. Dieses gelangte in unseren Besitz, als ich es in der Folge eines tragischen Unfalls aus Mitleid einem unserer leitenden Angestellten abkaufte. Er hatte seine Frau und zwei Kinder verloren. Als er wieder aus dem Krankenhaus kam, schickten wir ihn zur Erholung nach Tucson und versetzten ihn anschließend in unsere Filiale in Paradise. Ein kompletter Wechsel der Arbeit, der Umgebung, der Menschen – das Rezept meines Partners für die Rekonvaleszenz eines guten Mannes, der seinen bisherigen Lebensinhalt verloren hat. Delos – Mr. Harriman – kümmert sich um seine Leute. Sollen wir mal hineingehen?«
Es war ein gemütliches Haus in schöner Landschaft und mit umzäuntem Hinterhof – und es war möbliert. »Er ließ sich nur seine Bücher und Kleider nachschicken«, berichtete Mr. Strong. »Die Kleider der Frau und der Kinder sowie ihre persönlichen Sachen gingen an die Heilsarmee. Die übrigen Sachen – Bettbezüge, Decken, Läufer, Handtücher, Vorhänge – wurden gereinigt und die Matratzen sterilisiert. Das Haus steht mit oder ohne Möbel zum Verkauf, und du kannst es auch im einen oder anderen Zustand mieten.«
Es gab ein großes und zwei kleinere Schlafzimmer im oberen Stockwerk, jedes komplett mit Bad. Das große lag zum Westen hinaus und verfügte auch über einen »Abendbalkon«, genau wie unsere Wohnung an der Woodlawn in Chicago. Das Erdgeschoß wies Salon und Familienwohnzimmer auf, was ich für jede Familie, die Kinder zu Hause hat, nur empfehlen kann. Kinder brauchen einen Platz, wo sie nicht unbedingt in perfekten Sonntagsstaat wechseln müssen, wenn ihre Mutter gerade Besuch zum Tee hat.
Am anderen Ende des hinteren Flures, der Küche gegenüber, befand sich ein Hausmädchenzimmer mit Bad. Die Küche war mit GE-Geschirrspüler und einer elektronischen Kocheinheit von Raytheon ausgestattet, wie ich es aus meinem alten Farmhaus kannte – in beiden Fällen eine ganz neue Einrichtung, viel jünger als das Haus selbst. Besonders stachen mir in diesem Haus jede Menge eingebaute Bücherregale ins Auge – auch später hinzugefügt, wie es den Anschein hatte, abgesehen von einigen kleineren Regalen zu beiden Seiten des Kamins im Familienwohnzimmer. Die meisten Häuser bleiben weit hinter diesem Standard zurück, da die meisten Leute auch nicht lesen.
(Noch vor dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts durfte man
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