Segeln im Sonnenwind
sich bringen.«
»Mama, was für eine abscheuliche Idee! Donnie, das würdest du doch nicht wirklich tun, oder?«
»Mein Sohn, gib keine Versprechungen, die du nicht halten kannst!«
KAPITEL ZWANZIG
DIE WAHRSAGERIN
»Priscilla, du hast noch nicht begriffen, daß du deinen Bruder nicht heiraten kannst. Solange das so ist, bist du noch nicht reif genug, um mit dem Flirten zu beginnen, egal wie weit du körperlich auch sein magst. Du darfst dich jedoch nicht in Donalds Recht einmischen, auf Freiersfüßen zu wandeln.«
»Aber ich liebe ihn doch!«
»Was meinst du mit ›lieben‹?«
»Du bist so gemein zu mir!«
»Hör auf zu flennen, und benimm dich wie eine erwachsene Frau. Du sollst mir sagen, was du in diesem Zusammenhang mit ›lieben‹ meinst. Daß du geil auf ihn bist, so geil, daß du dich hinter jedem erreichbaren Busch mit ihm paaren möchtest, das sehe ich. Ich kann das nachvollziehen, zeige aber mehr Verstand als du. Alle Frauen werden Donald attraktiv finden; wenn du versuchst, sie von ihm fernzuhalten, trägst du dir selbst mehr Kummer ein, als du verkraften kannst.
Scharf auf einen Mann zu sein, heißt nicht, ihn zu lieben, meine süße Tochter. Ich glaube gerne, daß Donald dich liebt, da er sich drei Schlägern in den Weg gestellt hat, um dich zu beschützen, aber sag mir jetzt, wie deine Liebe für ihn aussieht – von deiner Geilheit auf ihn abgesehen, die ein irrelevantes, beiläufiges Phänomen darstellt.«
»Äh… Jeder weiß doch, was Liebe ist!«
»Wenn du ein Wort nicht definieren kannst, weißt du auch nicht, was es bedeutet. Priscilla, das ist eine fruchtlose Diskussion, und heute ist ein anstrengender Tag. Wir wissen, daß du geil auf Donald bist und daß er dich liebt, aber wir wissen noch nicht, daß du ihn auch liebst. Darüber hinaus habe ich klargestellt, was wir ja alle wissen, nämlich daß du ihn nicht heiraten kannst. Dein Bruder sieht es ein, du scheinbar nicht. Deshalb setzen wir das Gespräch später fort, wenn du etwas erwachsener geworden bist.«
»Aber Mama, was verstehst du denn unter ›Liebe‹?«
»Sie bedeutet so allerlei, aber immer auch, daß das Glück und das Wohlergehen des anderen an erster Stelle kommen. Los, ab ins Bad jetzt, damit wir uns endlich umziehen können…«
Das Telefon läutete. »Nimmst du das Gespräch bitte an, Donald?«
»Ja, Mum.« Der Monitor befand sich im Wohnzimmer; Donald ging hinüber und trug dabei Prinzessin Polly auf dem Arm. Er drückte den Schalter. »Reden Sie, es ist Ihr Geld.«
Ich vernahm Susans Stimme. »Mama, ich… Polly! Oh, du böses, böses Mädchen!«
Polly wandte das Gesicht ab, wand sich in Donalds Armen, sprang zu Boden und stolzierte davon. Ich muß hinzufügen, daß sie mit Telefonbildern und -stimmen noch nie viel hatte anfangen können. Vielleicht fehlte ihr dabei der Geruch eines lebenden Wesens, aber andererseits darf man nicht vergessen, daß sich die Gedankengänge von Katzen dem Verständnis der Sterblichen entziehen.
»Susie«, sagte Donald, »muß ich dir wirklich das Muttermal auf meiner Schulter zeigen? Ich bin dein Bruder, Mrs. Schultz, und zwar der besonders hübsche. Wie ist das Eheleben? Langweilig?«
»Das Eheleben ist einfach super, und was machst du in Kansas City, und warum warst du vor vier Tagen nicht auf meiner Hochzeit, und wo steckt Mutter?«
»Mama ist hier irgendwo, und du hast mich nicht eingeladen.«
»Habe ich wohl!«
Ich mischte mich ein. »Ja, du hast ihn eingeladen, Sweet Sue, sowie den ganzen Rest der Familie. Alle acht oder neun. Allerdings konnte nur Brian kommen, wie du genau weißt, also laß deinen Bruder in Ruhe. Schön, dich zu sehen, Schatz. Wo ist Henry?«
»Oh, mit Hanky ist alles okay. Er meint, ich könnte nicht so gut kochen wie du, aber er würde mich aus anderen Gründen behalten – ich kratze ihm den Rücken.«
»Ein guter Grund.«
»Mama, es gibt zwei Gründe für meinen Anruf, und der erste hat sich erledigt. Seit Sonntag versuche ich den Mut zu finden, um dir zu gestehen, daß ich Prinzessin Polly verloren habe. Aber sie ist ja gar nicht verlorengegangen. Wie hat sie es bis zu dir geschafft?«
»Ich habe keine Ahnung. Wie ist sie dir abhanden gekommen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Wir hatten es schon bis Olathe geschafft, als wir endlich eine Tankstelle fanden, die auch Shipstones im Angebot hatte. Während Hank seinen alten gegen einen frisch aufgeladenen eintauschte, öffnete ich Pollys Käfig, um den Sand zu wechseln. Sie hatte dort
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