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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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frei bleibt.« Er stand auf, holte die beiden Umschläge und reichte sie mir.
    »Nein, ich möchte sie nicht anfassen. George, schaue sie dir bitte an. Hatte ich die Möglichkeit, Hand an sie zu legen?«
    »Ich wüßte nicht, wie du das hättest machen sollen. Sie sind seit dem 4. Juli 1947 ständig in meinem Besitz.« Er lächelte mich an, und ich erwiderte das Lächeln – an jenem Tag hatten wir das zweite Mal miteinander im Bett gelegen. »Es war dein Geburtstag, Mädchen, und du hast mir ein Geschenk gemacht.«
    »Nein, wir haben zu beiderseitigem Vorteil Geschenke ausgetauscht. Sieh dir die Umschläge genau an, George. Hat jemand etwas damit gemacht? Nein, komm nicht näher. Vielleicht verhexe ich sie ja.«
    Er schaute sie sich an. »Auf beiden stehen unsere Unterschriften quer über den Verschluß geschrieben. Ich kenne meine Unterschrift und war dabei, als du deine direkt daruntergesetzt hast. Ich wüßte nicht, wie selbst Houdini an den Inhalt hätte kommen können.«
    »Öffne bitte den ersten, George, und lies den Inhalt laut vor. Behalte das Schreiben und stecke es wieder in die Tasche mit dem Reißverschluß.«
    »Alles, was du sagst, liebes Mädchen.« Er machte den Brief auf und las: »4. Juli 1947. Im Frühling 1951 wird ein Mann, der sich Dr. Pinero nennt, sowohl Wissenschaftler als auch Versicherungsvertreter wütend machen, indem er behauptet, den Todestag jedes Menschen vorhersagen zu können. Mit dieser Art von Wahrsagerei wird er sich in der Geschäftswelt etablieren und etliche Monate lang großen Erfolg haben. Anschließend wird er entweder getötet oder stirbt bei einem Unfall, und auch sein Apparat wird zerstört. Maureen Johnson.«
    (Während George las, dachte ich an jene Samstag Nacht zurück. Es war der 29. Juni 1918. Brian schlief zeitweise, Theodore und ich dagegen nicht. Hin und wieder schlüpfte ich ins Bad und zeichnete mit Steno alles auf, was Theodore mir erzählte – darunter viele Einzelheiten, die er Judge Sperling und Justin und Mr. Chapman vorenthalten hat.)
    »Interessant«, sagte George. »Ich habe nie so recht an diesen Dr. Pinero geglaubt. Es muß ein komplexer Schwindel gewesen sein.«
    »Das ist nicht der Punkt, George.« (Ich sagte es nicht in scharfem Ton.)
    »Wie bitte?«
    »Es spielt gar keine Rolle, ob er ein Scharlatan war. Der Mann ist tot, sein Apparat zerstört, nichts von seinen Notizen mehr auffindbar. So stand es im Time-Magazine und allen Zeitungen. All das geschah im vergangenen Jahr, also 1951. Der Umschlag ist seit Juli 1947 in deinem Besitz. Wie habe ich das geschafft?«
    »Das habe ich mich schon gefragt«, antwortete er sanft. »Wirst du es mir erklären?«
    (Sicherlich, George. Dieser Mann von den Sternen und aus der Zukunft kam zu mir und liebte mich und erzählte mir all diese Dinge, weil er mir damit zu helfen glaubte. Und dann fiel er in einem Krieg, der nicht der seine war. Er tat es für mich. Heute weiß ich, daß er zu den Sternen zurückkehrte und ich ihn verlor – und wiederfand. Jetzt bin ich erneut verloren und hocke mit einer exzentrischen Katze in einem dunklen Lastwagen. Pixel, geh bitte nicht wieder weg!)
    »George, ich bin eine Wahrsagerin.«
    »Aha.«
    »Wörtlich bezeichnet das jemanden, der die Wahrheit sagt. Ich bin jedoch eher Prophetin als Wahrsagerin. Alle diese Umschläge enthalten Prophezeiungen. Jetzt zu Umschlag Nummer zwei. Öffne ihn noch nicht gleich! George, war ich im vergangenen Monat in deinem Büro?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Die einzige Gelegenheit, zu der du je drin warst, war meines Wissens vor etwa zwei Jahren. Wir waren zum Abendessen verabredet, und es paßte dir besser, mich im Büro abzuholen, als selbst abgeholt zu werden.«
    »Das stimmt. Ich bin sicher, daß du das Wall Street Journal gelesen hast. Du gehörst zur Geschäftsführung des Unternehmens, das in Paradise ein Atomkraftwerk betreibt. In Anbetracht der Bedeutung des Themas liest du das Journal vermutlich sehr gründlich.«
    »Richtig. Die Aufgaben eines Managers erfordern große Aufmerksamkeit für eine Unmenge Kleinigkeiten.«
    »Was hat sich auf dem Energiesektor in jüngster Zeit Neues getan?«
    »Nicht viel. Das übliche Auf und Ab.«
    »Irgendwelche neuen Energiequellen?«
    »Nichts von Bedeutung. Ein paar experimentelle Windmühlen, aber nicht mal verbesserte Windmühlen kann man als neu bezeichnen.«
    »Was ist mit Sonnenenergie, George?«
    »Sonnenenergie? Oh! Ja, da ist ein Leitartikel im Wall Street Journal erschienen.

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