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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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angenehmer Gefährte; er pflegte nicht auf Konversation zu machen. Nach einer Weile sagte ich: »Hast du die beiden Umschläge dabei?«
    »Ja. Möchtest du sie gleich haben? Dann sollte ich besser anhalten. Sie stecken in einer Tasche mit Reißverschluß, ziemlich schwer zu erreichen.«
    »Nein, ich wollte es nur genau wissen, ehe wir zu weit von deinem Büro entfernt sind.«
    Am Haus angekommen begab ich mich gleich nach oben ins große Schlafzimmer, dicht gefolgt von George. Ich zog mich aus, und seine Miene erhellte sich. »Maureen, ich hatte gehofft, daß du das im Schilde führst.« Er seufzte glücklich und legte Hand an seine eigene Kleidung. »Es ist lange her.«
    »Zu lange. Ich hatte zu viele Probleme als Mutter und mit der Schule. Aber damit ist es jetzt erstmal vorbei, und die Probleme mit den Kindern sind unter Kontrolle – hoffe ich wenigstens. Ich habe jetzt mehr Zeit, wenn du mich möchtest.«
    »Dich möchte ich immer!«
    »Ich denke schon den ganzen Tag lang an dich und deine süße Art, mußte aber erst die Kinder irgendwohin abschieben. Möchtest du, daß ich dich ganz langsam ausziehe? Oder sollen wir uns beide beeilen und mal sehen, wie schnell wir ins Bett kommen?«
    »Was für eine Entscheidung!«
    George war nicht der größte Matratzenkünstler der Welt, aber in den sechs Jahren, in denen ich gelegentlich schon mal auf seine Dienste zurückgegriffen hatte, hatte er mich nie quer über dem Zaun hängen lassen. Er war aufmerksam und einfühlsam und betrachtete es als seine wichtigste Aufgabe im Bett, daß seine Partnerin zum Höhepunkt gelangte.
    Und wenn er kein Adonis war, nun, ich war auch keine Venus. In Priscillas Alter hatte ich hübsch ausgesehen, so lecker wie meinte Tochter, glaube ich. 1952 war ich jedoch bereits siebzig und nur noch den gefälschten Papieren nach eine Siebenundvierzigjährige, und trotz außergewöhnlicher Anstrengungen sah man mir deutlich an, daß ich jenseits der Vierzig war. Eine ältere Frau mußte sich schon richtig Mühe geben, wie sich ja auch George Mühe gab – was ich sehr zu schätzen wußte. Vater hatte es einmal so umschrieben: »Witwen sind besser als junge Bräute. Sie erklären einem nichts, sie schreien nicht, sie schwellen nicht an, sie riechen nur selten und sind zu allem Überfluß verflucht dankbar.«
    Genau das traf auf die Maureen Johnson zwischen 1946 und 1982 zu. Zu Anfang hatte mich Vaters derbe Formel nur amüsiert, und ich hatte nie geglaubt, daß sie einmal auf mich zutreffen würde – bis zu dem bitteren Tag, an dem Brian mir mitteilte, daß seine jüngere Konkubine an meine Stelle getreten war. Von da an wußte ich, daß Vater die schlichte Wahrheit gesprochen hatte. Ich verwandelte mich in eine verfügbare »Bedarfssquaw« und gab mir große Mühe, nett zu sein und gut zu riechen. Ich bestand auch nicht auf einen Adonis, sondern war mit einer fairen Beziehung zu einem Gentleman zufrieden. (Mit Flegeln oder Schlappschwänzen gab ich mich dagegen niemals ab!)
    Ich sorgte stets dafür, daß wir noch Zeit für ein zweites Mal hatten, wenn er es wollte. Und er will es in der Regel, wenn man ihm das geboten hat, was man ihm schuldet! Amerikanische Männer sind nur deshalb so miese Liebhaber, weil amerikanische Frauen miese Geliebte sind. »Wer Müll gibt, bekommt Müll geboten.« Man kriegt, wofür man bezahlt.
    Die zwanzig bis sechzig Minuten zwischen erstem und zweitem Akt sind die bei weitem beste Gelegenheit für intime Gespräche.
    »Möchtest du als erster ins Bad?« fragte ich.
    »Es eilt nicht«, antwortete George, und seine Stimme rumpelte richtig in der Brust, auf der ich mit dem rechten Ohr lag. »Was ist mit dir?«
    »Hat auch Zeit. George, das war wirklich gut! Genau das, was ich brauchte. Danke, Sir.«
    »Maureen, dich hat Shakespeare wohl mit dem Vers gemeint ›… Wo andere Frauen satt machen, erzeugt sie wildeste Begehrlichkeit.‹«
    »Was du alles sagst!«
    »Ich meine es ernst.«
    »Erzähle es mir nur oft genug, dann glaube ich es irgendwann. George, wenn du aufstehst, holst du bitte die Umschläge? Und hast du Zeit für ein zweites Mal?«
    »Habe ich. Dazu ist die Zeit schließlich da.«
    »Okay. Wenn du es eilig gehabt hättest, hätte ich keine Zeit im Bett damit verschwendet, über Geschäfte zu reden. Ich kenne schließlich Methoden, dich rasch wieder munter zu machen.«
    »Und ob du die kennst! Ich habe allerdings die Arbeit eines ganzen Tages bis zehn Uhr früh erledigt, damit der Rest des Tages für Maureen

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