Segeln im Sonnenwind
gibt noch viele mehr.«
»Aber es ist schon August, Mama – zu spät, um sich noch irgendwo zu bewerben.«
»Nicht unbedingt.« Ich dachte scharf nach. »Donald, ich möchte dich offiziell zu einem Achtzehnjährigen machen. Wir fangen mit einem Missouri-Führerschein an, der dieses Alter nennt, und besorgen später auch eine nachdatierte Geburtsurkunde. Nicht allzu bald jedoch, es sei denn, du benötigst einen Reisepaß. Und dann solltest du für ein oder zwei Jahre das Grinnell College besuchen.« Ein Mitglied meines Promotionsausschusses war inzwischen dort Dekan und für die Aufnahme zuständig, und ich kannte ihn ziemlich gut. »Werde dir darüber klar, welche technische Hochschule du besuchen möchtest, und wir bemühen uns dann, dich nächstes oder übernächstes Jahr dort unterzubringen.«
»Mama, wer soll das bezahlen?«
»Mein lieber Sohn, ich bin zu fast jeder Ausgabe bereit, um dich von deiner Schwester zu trennen, bevor ihr zwei noch richtig Probleme bekommt. Ich würde keine Abtreibung bezahlen, aber für deine Ausbildung alles aufbringen, was du mit Teilzeitarbeit nicht selbst verdienen kannst. Letzteres solltest du aus Gründen der Selbstdisziplin und Selbstachtung unbedingt tun. Auf der Grinnell können männliche Studenten häufig das Geschirr in einer Studentinnenunterkunft spülen.
Diese wohlgenährten Studentinnen sind wirklich süß; ich habe sie gesehen. Vielleicht nimmst du jedoch besser gar keine oder nur wenig Notiz von ihnen, da ich möchte, daß du dich bei der Howard-Stiftung registrieren läßt und um die Iowa-Liste der jüngsten Altersgruppe der Mädchen bittest.«
»Aber Mama, ich bin gar nicht scharf darauf zu heiraten und kann ohnehin noch keine Frau ernähren!«
»Du mußt ja auch noch nicht heiraten, aber interessierst du dich wirklich überhaupt nicht für eine Liste ausgesuchter Mädchen deines Alters, alle davon gesund und langlebig wie du und nach allen üblichen Kriterien auch begehrenswert? Obendrein wird garantiert keine laut aufschreien, wenn du sie höflich, respektvoll und unmißverständlich ansprichst, oder empört tun – von was für einer Art Mädchen rede ich wohl? –, wenn sich herausstellt, daß du eine Fischhaut oder einen Ramses in der Tasche hast.
Junge, du bist nicht gezwungen, mit deiner Howard-Liste irgendwas anzustellen, aber wenn du mal geil bist oder dich einsam fühlst oder beides, dann ist es ganz sicher besser, sie abzuklappern, als in Kneipen herumzuhängen oder Gebetsversammlungen zu besuchen. Alle Vorarbeiten wurden bereits für dich erledigt, denn die Howard-Stiftung möchte tatsächlich, daß Howards andere Howards heiraten, und sie gibt Millionen aus, um das zu fördern.«
»Aber Mama, ich kann wirklich erst heiraten, wenn ich mit dem Studium fertig bin! Das dauert mindestens fünf Jahre. Ich brauche ein Diplom, und auch ein Doktortitel könnte nicht schaden.«
»Du hast gestern mit deiner Schwester Susan gesprochen. Hast du dich noch nicht gefragt, wie Susan und Henry direkt von der Hochzeit weg aufs College gehen konnten? Hör auf, dir Sorgen zu machen, Donald. Solange du dir nur ein College aussuchst, das nicht allzu nahe an Kansas City liegt, sind alle anderen Probleme lösbar, und auch deine Mutter kann dann aufhören, sich zu sorgen.«
Bei Priscilla sprangen alle Sicherungen heraus, als sie hörte, daß Donald anderswo studieren würde. Wir verschwiegen ihr das bis zur letzten Minute; er brach am selben Tag, an dem sie auf der Southwest High eingeschrieben wurde, nach Grinnell auf. Er packte seine Sachen, während seine Schwester in der Schule war, und wartete anschließend, bis sie nach Hause kam, um ihr alles zu erzählen, Dann fuhr er gleich los, mit einem alten Chevrolet, der nicht auf einer Lenkstraße fahren konnte, da er über keinen Systemanschluß verfügte.
Sie bekam einen Anfall. Sie bestand darauf, ihn zu begleiten. Sie sagte alberne Sachen über Selbstmord. »Du läßt mich im Stich! Ich bringe mich um, ganz bestimmt! Dann wird es dir leid tun, daß du mir so was angetan hast!«
Donald machte ein finsteres Gesicht, aber er brach auf. Priscilla ging zu Bett. Ich kümmerte mich nicht weiter darum, denn Selbstmorddrohungen sind für mich auch nur eine Art Koller, eine Erpressung, der ich mich nicht zu beugen bereit bin.
Wenn sich jemand wirklich das Leben nehmen möchte, dann ist es meiner Meinung nach auch sein Privileg, das zu tun. Und wenn er es absolut ernst meint, kann ihn ohnehin niemand aufhalten.
(Ja, ich
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