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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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bin grausam und herzlos. Zugegeben. Geh jetzt mit deiner Puppe woanders spielen!)
    Priscilla kam um zehn Uhr abends herunter und meinte, sie wäre hungrig. Ich sagte ihr, das Abendessen wäre lange vorüber, aber sie dürfe sich ein Sandwich machen und ein Glas Milch dazu trinken. Sie tat es und gesellte sich dann im Familienwohnzimmer zu mir. Und legte augenblicklich mit Beschuldigungen los.
    Woraufhin ich sie gleich unterbrach. »Priscilla, du wirst mir nicht solche Worte an den Kopf werfen, während du meine Lebensmittel verspeist. Hör sofort mit dem einen oder anderen auf!«
    »Mama, du bist grausam!«
    »Das zählt als ›solches Wort‹.«
    »Aber ich bin so unglücklich!«
    Das war klar zu erkennen und erforderte, wie mir schien, keinerlei Kommentar. Also schaute ich mir weiter Walter Cronkite an und lauschte seinen klangvollen Erklärungen.
    Priscilla verbreitete einige Tage lang Trübsal, entdeckte dann jedoch, welche Vorteile ein Zuhause in Schulnähe hat, mit einem Wohnzimmer, das sie nach Belieben benutzen durfte, und einer Mutter, die fast alles tolerierte, solange anschließend aufgeräumt wurde – zumindest ein oder zweimal pro Woche. Das Haus war bald voller junger Leute. Als Priscilla wieder glücklich wurde, stellte ich fest, daß ich es auch war.
    Spät im September kam ich eines Freitagabends so um elf die Treppe herunter, um mir ein Glas Milch und einen mitternächtlichen Imbiß zu gönnen, als ich verräterisches Quieken aus dem Hausmädchenzimmer gegenüber vernahm. Ich fühlte mich nicht versucht, den Vorgang zu unterbrechen, schon gar nicht, als die Klangeffekte bewiesen, daß Priscilla inzwischen mit einem anderen Jungen genausogut zum Orgasmus kam wie früher mit ihrem Bruder. Ich ging jedoch nach oben und schaute auf den Kalender in meinem Badezimmer – ein Duplikat ihres Kalenders. Es war ein »sicherer« Tag, und ich verspürte nur Erleichterung. Ich hatte von Priscilla nie erwartet, den Sex aufzugeben. Wer einmal damit anfängt und Spaß daran hat, tut das sowieso nicht. Oder vielleicht sollte ich sagen, daß ich mir eher Sorgen gemacht hätte, wenn eines meiner Kinder damit aufgehört hätte.
    Am nächsten Tag rief ich Jim Rumsey an und bat ihn, jedesmal einen Abstrich und einen Bluttest zu machen, wenn ich Priscilla in die Sprechstunde schickte, da ich ihrem Urteilsvermögen und ihrer Vorsicht nach wie vor nicht traute. Er schnaubte nur. »Glaubst du vielleicht, ich wäre nicht auf dem laufenden? Ich überprüfe jede, sogar dich, du alte Schreckschraube.«
    »Danke, Schatz.« Ich warf ihm auf dem Telefonbildschirm eine Kußhand zu.
    Kurz nach diesem freudigen Ereignis rief George Strong an. »Werte Dame, ich bin gerade wieder in der Stadt eingetroffen. Ich habe gute Nachrichten!« Er lächelte schüchtern. »Delos findet auch, daß du zum Vorstand gehören müßtest. Wir können erst auf der Jahres-hauptversammlung die Aktionäre befragen, aber die Direktoren sind zu einer vorläufigen Ernennung berechtigt, wenn zwischen den Aktionärsversammlungen ein Vorstandsplatz frei wird. Wie es sich trifft, hat einer meiner Assistenten seinen Rücktritt angekündigt. Als Vorstandsmitglied, nicht als mein Assistent. Könntest du am Montag, den 6. Oktober, zu einer Konferenz nach Denver kommen?«
    »Ja natürlich. Das freut mich sehr, George!«
    »Kann ich dich um zehn abholen? Ein Raketenflugzeug des Unternehmens bringt uns nach Denver, wo wir schon um zehn Uhr dortiger Ortszeit eintreffen. Die Vorstandssitzung findet ab halb elf im Harriman Building statt, gefolgt von einem Lunch im obersten Stockwerk, in einem privaten Speiseraum mit spektakulärer Aussicht.«
    »Wunderbar! George, kommen wir noch am selben Tag zurück?«
    »Das können wir, wenn du es wünschst, Maureen, aber es gibt ein paar schöne Ausflugsziele in der Umgebung, und ich habe einen Wagen mit Fahrer zur Hand. Würde dir das gefallen?«
    »Und ob! George, vergiß nicht, Umschlag Nummer drei mitzubringen.«
    »Ich werde daran denken. Dann bis Montag, werte Dame!«
    Ich schwebte im Siebten Himmel und wünschte mir, ich hätte Vater davon erzählen können, wie die kleine Maureen Johnson aus dem hintersten Missouri im Begriff stand, zu einem Vorstandsmitglied des Harriman-Imperiums berufen zu werden, und das nach einer unwahrscheinlichen Kette von Ereignissen: zuerst eine ehebrecherische Liebesaffäre mit einem Fremden von den Sternen; zweitens die Scheidung von ihrem Mann, der sich einer anderen Frau zugewandt hatte; drittens

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