Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
ich keinen Sturz mehr riskieren konnte.
    Ich ergab mich dem nicht, sondern kämpfte nur um so härter. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nur noch einen treuen Freier, Arthur Simmons, und er genoß es, wenn ich mich im Bett als »Simmons' Matratze« bezeichnete.
    Arthur war ein sechzigjähriger Witwer und vereidigter Buchprüfer sowie ein absolut zuverlässiger Partner im Kontraktbridge. Ein zuverlässiger Bridgespieler ist ein Juwel von größtem Wert, und das gleiche gilt für einen perfekten Gentleman im Bett. Arthur war kein Weltklassehengst, aber ich war auch nicht mehr achtzehn und hatte mich eh nie durch Carols Schönheit ausgezeichnet. Arthur war wenigstens stets aufmerksam und tat sein Bestes.
    Eine Schrulle hatte er jedoch. Nachdem wir uns das erste Mal in meiner Wohnung geliebt hatten, bestand er bei weiteren Gelegenheiten auf einem Motelzimmer und begründete das folgendermaßen: »Maureen, wenn du die Mühe auf dich nimmst, jeweils dort hinzukommen, dann weiß ich, daß du mich wirklich liebst. Das gleiche gilt umgekehrt, wenn ich losziehe und ein Zimmer miete. Sobald keiner von uns beiden sich mehr irgendeiner Mühe für den anderen unterzieht, wird es Zeit für einen Abschiedskuß und eine Trennung ohne Tränen.«
    Im Juni 1982 war diese Zeit gekommen. Ich glaube, jeder von uns wartete nur noch darauf, daß der andere es laut aussprach. Am 20. Juni war ich zu Fuß zu einer Verabredung mit Arthur unterwegs und überlegte mir, daß der beste Zeitpunkt für das Thema wohl die stille Pause nach dem ersten Mal sein würde. Wenn er dann immer noch ein zweites Mal wünschte, sollte er es haben, und: auf Wiedersehen. Oder wäre es vielleicht die sanftere Methode, wenn ich einfach ankündigte, in den Osten zu reisen, um meine Tochter zu besuchen? Oder sollte ich es lieber ganz brutal und ohne Umschweife zur Sprache bringen?
    Ich erreichte die Kreuzung des Lomas und des San Mateo Boulevards. Diese Kreuzung hatte mir noch nie behagt; die Ampelphasen waren kurz und beide Straßen breit. Am heutigen Tag kam noch hinzu, daß der Schwerlastverkehr durch Bauarbeiten am Pan American Highway über den San Mateo Boulevard umgeleitet wurde.
    Ich war erst halb über die Straße, als die Ampel umsprang und der Verkehr auf mich einstürzte – im besonderen ein riesiger Laster. Ich erstarrte erst und wollte dann zurücklaufen, aber ich stolperte und fiel hin.
    Kurz sah ich einen Polizisten. Ich wußte, daß der Laster mich erwischen würde, und fragte mich, ob Vater mir trotz meines heidnischen Lebenslaufes ein Gebet empfehlen würde.
    Jemand hob mich von der Straße hoch, und ich wurde ohnmächtig.
    Ich glaubte mitzuerleben, wie ich aus einer Ambulanz getragen und auf eine Bahre gelegt wurde, verlor dann aber erneut die Besinnung, um schließlich in einem Bett wieder zu mir zu kommen. Eine hübsche, kleine, dunkle Frau mit gewelltem Haar beugte sich über mich. Sie sprach langsam und sorgfältig in einem Akzent, den ich für Spanisch hielt:
    »Mama Maureen – Tamara bin ich. Im Namen von –Lazarus – und allen unseren Kindern – ich dich heiße – auf Tertius willkommen.«
    Ich starrte sie an und traute meinen Augen nicht. Oder den Ohren. »Du bist Tamara? Du bist wirklich Tamara? Die Frau von Captain Lazarus Long?«
    »Die Frau bin ich von Lazarus. Tamara bin ich. Tochter bin ich von dir, unserer Mama Maureen. Willkommen, Mama! Wir lieben dich!«
    Ich brach in Tränen aus, und sie drückte mich an ihre Brust.

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
    WIEDERGEBURT IN BOONDOCK
    Gehen wir das Ganze noch mal durch.
    Am 20. Juni 1982 war ich in Albuquerque, New Mexico, unterwegs zu einem Motelrendezvous, um ein bißchen nette Unzucht zu treiben – was mich zu einem Skandal für alle Klatschbasen machte, da es nur noch zehn Tage bis zu meinem hundertsten Geburtstag waren, auch wenn ich, meist mit Erfolg, so tat, als wäre ich viel jünger. Und bei meinem Rendezvouspartner handelte es sich um einen verwitweten Großvater, der bereit schien, mir zu glauben, daß ich mehr oder weniger in seinem Alter war.
    Zu den landläufigen Überzeugungen jener Zeit und jenen Landes gehörte es, daß alte Frauen und Männer keine sexuellen Interessen haben und die alten Männer obendrein schlaffe Penisse – abgesehen von schmutzigen alten Perversen mit kriminellen und pathologischen Neigungen zu jungen Mädchen. Alle jungen Leute waren aufgrund des Beispiels der eigenen Großeltern felsenfest von dieser Theorie überzeugt, da sie sie ja nur bei Kirchenliedern

Weitere Kostenlose Bücher