Segeln im Sonnenwind
Zuneigungsbezeugungen zu fressen.
Der Direktor erfuhr von Pixels Houdini-Talenten und suchte mich in meiner Zelle auf. Zufällig war Pixel gerade da. Der Direktor versuchte ihn zu hätscheln und wurde für seine Vermessenheit gebissen – nicht heftig genug, um die Haut zu durchdringen, wohl aber, um die Sache ein für allemal klarzustellen.
Der Direktor forderte mich auf (befahl mir), ihn im voraus davon zu unterrichten, wann Pixel ein- oder ausgehen würde. Er wollte miterleben, wie der Kater es schaffte, die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen und keinen Alarm auszulösen. Ich sagte ihm: Kein Sterblicher kann vorhersagen, was eine Katze als nächstes tut, also halt die Luft an, Jungchen. (Wärter und Kalfaktoren sind okay, aber ein Direktor steht mit mir nicht auf derselben gesellschaftlichen Stufe. Offenkundig ist sich Pixel darüber im klaren.)
Dr. Ridpath war ein paarmal da, um mich zu drängen, daß ich mich schuldig bekenne und der Gnade des Gerichts ausliefere. Er sagt, er wäre überzeugt, daß ich nichts Schlimmeres zu erwarten hätte als ein Urteil, das ausgesetzt würde, falls ich mich dem Tribunal als reumütig präsentierte.
Ich sagte ihm, daß ich nicht schuldig wäre und lieber einen Sensationsprozeß, einen cause célèbre hätte, um meine Memoiren dann für eine gigantische Summe verkaufen zu können.
Er sagte mir, ich wüßte anscheinend nicht, daß das Bischofskollegium schon vor Jahren ein Gesetz verabschiedet hätte, demzufolge alle Profite aus einem Sakrilegsfall an die Kirche gingen, abzüglich der Gebühr für die Beseitigung des Leichnams. »Sehen Sie mal, Maureen, ich bin Ihr Freund, obwohl Sie sich dessen anscheinend nicht bewußt sind. Aber weder ich noch irgend jemand sonst kann Ihnen helfen, wenn Sie nicht kooperieren.«
Ich bedankte mich bei ihm und sagte ihm, es täte mir leid, ihn zu enttäuschen. Er forderte mich auf, mir alles noch einmal zu überlegen. Er küßte mich nicht, als er ging, woraus ich schloß, daß er wirklich verärgert war.
Dagmar kommt fast jeden Tag. Sie versucht nicht, mich zu einem Geständnis zu überreden, aber was sie beim letztenmal tat, hatte mehr Wirkung auf mich als die Verständigkeit von Dr. Eric: Sie schmuggelte einen ›Letzten Freund‹ ein. »Wenn du in Sachen Geständnis stur bleibst, wird dir das helfen. Du mußt einfach nur die Spitze abbrechen und das Zeug irgendwo injizieren. Sobald die Wirkung einsetzt – nach fünf Minuten etwa; manchmal geht es auch schneller –, spürst du absolut keine Schmerzen mehr, selbst wenn sie dich rösten sollten, jedenfalls fast keine mehr. Aber um Santa Carolitas willen, Süße, achte darauf, daß niemand das Ding findet!«
Ich werde mir Mühe geben.
Ich würde diese Zeilen nicht diktieren, wenn ich nicht im Kittchen säße. Mir schwebt nicht unbedingt eine Veröffentlichung vor, aber die Disziplin, die damit verbunden ist, alles richtig zu sortieren, zeigt mir vielleicht, wo ich mich geirrt habe… und damit möglicherweise auch, wie ich wieder aus dem Schlamassel herauskomme.
Als die Schlacht von New Orleans stattfand, war der Krieg von 1812 eigentlich schon seit zwei Wochen vorbei. Schlechte Kommunikationswege… Im Jahr 1898 war jedoch bereits das Transatlantikkabel in Betrieb. Die Nachricht von der spanischen Kriegserklärung bewegte sich fast mit Lichtgeschwindigkeit von Madrid über London, New York, Chicago und Kansas City bis nach Thebes, und nur die Rückübertragung bewirkte kurze Verzögerungen. Thebes liegt etwa in acht Stunden Zeitunterschied westlich von Madrid, und so war die Familie Johnson gerade in der Kirche, als die schreckliche Nachricht eintraf.
Reverend Clarence Timberly, unser Pastor an der Cyrus-Vance-Parker-Gedächtniskirche der Methodist-ischen Episkopalen, predigte gerade, war mit Viertens fertig und ging zu Fünftens über, als jemand anfing, die große Glocke in der Kuppel der Countyverwaltung zu läuten.
Bruder Timberly hörte auf zu predigen. »Unterbrechen wir den Gottesdienst für ein paar Augenblicke, während die Osage-Freiwilligen und die Angehörigen der Feuer-wehr sich zurückziehen.«
Zehn oder zwölf der jüngeren Männer standen auf und gingen. Vater packte seine Tasche und folgte ihnen. Als Arzt diente er nicht bei der freiwilligen Feuerwehr, ging aber gewöhnlich hin, wenn es irgendwo brannte, falls er nicht gerade einen Patienten behandelte.
Sobald Vater die Kirchentür hinter sich geschlossen hatte, machte unser Prediger mit seinem »Fünftens«
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