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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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ja, belief sich jedes Schreiben auf ein Zehncentstück, und die Versandkosten betrugen insgesamt etwas über zehn Dollar.
    Diese hundert Briefe brachten nicht einmal zehn Dollar an Zahlungen ein.
    Etwa dreißig Patienten suchten uns auf, um die Sache zu besprechen. Vielleicht die Hälfte davon beglichen ihre Außenstände in Naturalien – frischen Eiern, einem Schinken, einem Flankenstück, Gemüse, frischem Brot und so weiter. Sechs oder sieben vereinbarten einen Ratenzahlungsplan. Einige davon hielten sogar ihre Versprechungen.
    Über siebzig reagierten überhaupt nicht.
    Ich war empört und enttäuscht. Diese Leute waren keine unfähigen Landproleten wie Jackson Igo; es waren angesehene Farmer und Stadtleute. Es waren Menschen, für die Vater mitten in der Nacht aufgestanden war und sich angezogen hatte, um sie mit dem Wagen oder hoch zu Roß durch Schnee oder Regen, Staub oder Schlamm oder gefrorene Furchen zu erreichen und sie oder ihre Kinder zu behandeln. Und als er sie aufforderte, ihn auch zu bezahlen, ignorierten sie ihn einfach.
    Ich konnte es einfach nicht glauben!
    Ich fragte: »Vater, was soll ich jetzt machen?« Ich rechnete damit, daß er mir sagte, ich solle es vergessen, da er die Nützlichkeit meiner Briefe eh schon angezweifelt hatte. Ich erwartete diese Antwort mit etwas voreiliger Erleichterung.
    »Schicke jedem von ihnen den scharf formulierten Brief und kennzeichne ihn mit ›zweite Mahnung‹.«
    »Denkst du, das wird reichen, Sir?«
    »Nein, aber es wird doch noch etwas bewirken. Du wirst schon sehen.«
    Vater behielt recht. Die zweite Welle an Mahnschreiben brachte kein Geld, wohl aber eine Anzahl hochgradig empörter Antworten, manche davon sogar obszön. Vater trug mir auf, diese Briefe bei den dazugehörigen Fallunterlagen abzuheften, aber nicht meinerseits wieder darauf zu antworten.
    Die meisten dieser siebzig Patienten kamen nie wieder. Das war das gute Ergebnis, mit dem Vater gerechnet hatte, und er freute sich darüber. »Maureen, es steht unentschieden. Sie bezahlen mich nicht, und ich nütze ihnen nicht besonders. Jod, Kalomel, Aspirin – das ist ungefähr die Summe dessen, was uns heute an Pillen zur Verfügung steht und nicht von Zucker ist. Mit einigermaßen sicheren Ergebnissen meiner Arbeit rechne ich lediglich, wenn ich bei einer Geburt helfe oder einen Knochen richte oder ein Bein abschneide.
    Aber zum Kuckuck noch mal, ich tue mein Bestes! Ich versuche es wirklich. Wenn jemand wütend auf mich wird, nur weil ich ihn auffordere, meine Dienste zu bezahlen… Na ja, dann sehe ich keinen Grund mehr, warum ich mein warmes Bett verlassen und ihn verarzten sollte.«
    Achtzehnsiebenundneunzig war das Jahr, als sie eine Bahnlinie weniger als eine Meile von unserem Stadtzentrum entfernt legten. Dementsprechend weitete der Rat unsere Stadtgrenzen aus, und siehe da, Thebes war auf einmal Bahnstation. Damit hielt auch der Telegraph Einzug in den Ort, und so konnte der Lyle County Leader uns auf einmal Nachrichten direkt aus Chicago besorgen, nach wie vor allerdings nur einmal die Woche; der Kansas City Star war da per Post gewöhnlich schneller. Auch Mr. Bells Telefon wurde uns nun zuteil, wenn auch zunächst nur von neun bis einundzwanzig Uhr und nie am Sonntagmorgen, da die Vermittlung sich im Salon von Witwe Loomis befand und der Telefondienst jeweils ruhte, wenn sie nicht zu Hause war.
    Der Leader veröffentlichte ein begeistertes Editorial unter dem Titel: ›Moderne Zeiten!‹ Vater schnitt ein finsteres Gesicht. »Sie weisen darauf hin, daß es, da immer mehr Leute Telefon haben, bald möglich sein wird, mitten in der Nacht einen Arzt zu rufen. Ja ja, sicher! Heute mache ich nächtliche Krankenbesuche, wenn jemand solch arge Schwierigkeiten hat, daß ein Familienmitglied die Mühe auf sich nimmt, mitten in der Nacht den Karren anzuspannen, und hergefahren kommt, um mich zu holen.
    Aber was passiert, wenn die Leute mich rufen können, indem sie einfach eine Kurbel drehen? Wird dann ein sterbendes Kind der Grund sein? Nein, Maureen, sie werden es wegen jeder Lappalie machen. Achte auf meine Worte! Das Telefon läutet das Ende des Hausbesuchs ein. Nicht heute, nicht morgen, aber bald. Ein bereitwilliger Gaul wird zuschanden geritten… Und du wirst den Tag erleben, an dem sich Ärzte weigern, noch Hausbesuche durchzuführen.«
    Am Neujahrstag informierte ich Vater darüber, daß ich mich entschieden hatte; er sollte meinen Namen bei der Howard-Stiftung einsenden.
    Noch vor Ende

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