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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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ein Damensattel war keine gute Idee bei Wetterbedingungen, die den Einspänner ausschlossen. Aber selbst bei gutem Wetter und mit dem Einspänner würde ich vom späten Oktober bis zum frühen März schon vor Tagesanbruch los müssen und erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück sein.
    Im Oktober 1889 war Sarah Trowbridge mit dem Einspänner von der Farm ihres Vaters aufgebrochen, um die vier Meilen nach Rich Hill zu fahren. Pferd und Wagen waren wieder nach Hause gekommen, aber Sarah selbst ward nie mehr gesehen.
    An und für sich war es bei uns in der Gegend ziemlich ruhig, aber das gefährlichste Tier läuft seit eh und je auf zwei Beinen – und das manchmal auf einsamen Landstraßen.
    »Ich habe keine Angst, Mutter.«
    »Was meinst du, welchen Rat dir dein Vater geben würde?«
    Also kapitulierte ich und bereitete mich darauf vor, für ein weiteres Semester (oder mehrere) auf die High School zurückzukehren. Diese Schule war weniger als eine Meile entfernt, und auf der ganzen Strecke hatten wir Bekannte in Rufweite. Der größte Vorteil dabei war, daß unsere High School Kurse anbot, für die ich bislang nicht die Zeit gefunden hatte. Ich machte mit Griechisch und einem zusätzlichen Jahr Latein weiter, begann mit Differentialrechnung und Deutsch und belegte als Gasthörerin Geologie und Geschichte des Mittelalters, anstatt diese beiden Stunden im Lesesaal zu verbringen. Und natürlich nahm ich weiterhin samstagsvormittags Klavierunterricht. Drei Jahre lang war Mutter meine Lehrerin gewesen, und dann hatte sie entschieden, daß es besser für mich wäre, eine fachkundigere Ausbildung zu erhalten, als sie selbst sie durchführen konnte. Es handelte sich dabei um ein Geschäft auf Gegenseitigkeit; Miss Primrose war Vater verpflichtet, nicht nur ihrer selbst wegen, sondern auch für die Behandlung ihrer kränkelnden, steinalten Mutter.
    So wurde also verhindert, daß ich in irgendwelche Schwierigkeiten geriet. Das neue Schuljahr begann im September 1898, und mir blieb auch in der Folge genug Zeit, um jede Woche einen unsentimentalen Brief voller Neuigkeiten an Mr. Smith ( Sergeant Smith!) zu schreiben sowie je einen weiteren an Tom, an Vater und an Chuck… bis einer der letzteren zurückgesandt wurde, eine Woche, ehe Chuck selbst für immer zurückkehrte.
    Ich traf keine Jungs oder jungen Männer, jedenfalls keine, die erwähnenswert gewesen wären. Die guten waren in den Krieg gezogen. Die zurückgebliebenen fielen mir meist dadurch auf, daß ihnen der Geifer aus den Lefzen tropfte. Oder daß sie einfach viel zu jung für mich waren. Ich hielt Mr. Smith nicht absichtlich die Treue. Er hatte mich nie darum gebeten, und ich erwartete auch nicht, daß er mir treu blieb. Wir hatten erst eine einzige Begegnung hinter uns. Gut, sie war hochgradig erfolgreich verlaufen, aber eine Verlobung konnte man trotzdem noch nicht daraus ableiten.
    Untreu wurde ich ihm nur mit meinem Cousin Nelson, der aber kaum zählt. Nelson und ich hatten eines gemeinsam: Wir waren beide scharf wie eine ganze Herde Ziegen, und das ständig. Und noch etwas: Was neugierige Mitmenschen anging, verhielten wir uns beide so vorsichtig wie eine Katze mit Jungen.
    Ich überließ ihm die Auswahl der Zeiten und Plätze; er hatte einen Sinn für Geheimniskrämerei. Was unsere Beziehung in der Öffentlichkeit anging, so hielten wir sie auf dem Niveau eines angenehmen Siedens, ohne die Leute argwöhnisch zu machen. Nelson hätte ich glatt heiraten können, obwohl er jünger war als ich, wären wir nicht so eng miteinander verwandt gewesen. Ein wirklich lieber Junge (abgesehen von diesem Zitronenkuchen!).
    Sie kamen selbst an Weihnachten nicht zurück, nur zwei weitere Leichname. Ich nahm Chuck zuliebe an beiden Begräbnissen teil.
    Im Januar kam dann mein Bruder Tom mit seinem Regiment nach Hause marschiert. Mutter und Frank fuhren nach Kansas City, um bei der Ankunft des Truppenzuges sowie der Parade auf der Walnut dabeizusein. Anschließend ging es zurück zum Zug, der die meisten in ihre Heimatorte weiterbefördern würde. Ich blieb zu Hause, um für meine Schwestern und George zu sorgen, und dachte insgeheim, daß das sehr nobel von mir war.
    Tom hatte einen Brief für Mutter dabei:
     
    An Mrs. Ira Johnson
    Mit freundlicher Unterstützung des Obergefreiten T. ]. Johnson, C-Kompanie, Zweites Missouri-Regiment.
    Madam,
    ich hatte gehofft und erwartet, mit demselben Zug heimkehren zu können wie unser Sohn Tom. Nach den Bedingungen, unter denen ich die

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