Segeln im Sonnenwind
Rothaarige würden von Katzen abstammen, die übrige Menschheit dagegen von Affen.«
»Klingt logisch. Nebenbei, ich habe vergessen, etwas zu erwähnen: Wenn du mich heiratest, gehört mein Katze mit zum Paket.«
»Hättest du mir das nicht sagen sollen, ehe du mich gebumst hast?«
»Vielleicht. Hast du was gegen Katzen?«
»Ich spreche nicht mal mit Menschen, die was gegen Katzen haben. Briney, mir ist kalt. Fahren wir lieber nach Hause.« Die Sonne hatte sich hinter einer Wolke versteckt, und die Temperatur fiel auf einmal – typisches Märzwetter in Missouri.
Während ich mich anzog, spannte Briney Daisy wieder vor den Wagen. Brian versteht sich auf jenen sanften und doch festen Griff, der Pferde (und Frauen) überzeugt. Daisy gehorchte ihm so bereitwillig wie mir, obwohl sie sich vor Fremden sonst schrecklich fürchtet.
Als wir zu Hause eintrafen, klapperte ich mit den Zähnen. Frank hatte jedoch bereits den Regulierofen im Salon angeheizt, und wir verputzten mein Picknick direkt daneben. Ich lud Frank dazu ein. Er hatte zwar längst zu Mittag gegessen, fand aber für Windbeutel immer noch ein wenig Platz.
Meine Periode wäre am achtzehnten März fällig gewesen; sie trat nicht ein. Ich erzählte es Briney, aber niemandem sonst. »Vater sagt immer, es würde nichts bedeuten, wenn sie einmal ausbleibt. Wir sollten noch warten.«
»Wir warten.«
Vater kam am 1. April wieder nach Hause, und für einige Tage herrschte ein glückliches Chaos in der Familie. Meine nächste Periode wäre am 15. April fällig gewesen – und es rührte sich gar nichts. Briney stimmte mir darin zu, daß es Zeit war, Vater Bescheid zu sagen. Das tat ich dann auch gleich am selben Samstagnachmittag. Vater sah mich ernst an. »Wie fühlst du dich dabei, Maureen?«
»Ich bin völlig glücklich, Sir! Ich habe absichtlich dafür gesorgt. Jetzt würde ich Mr. Smith gerne schnellstmöglich heiraten.«
»Vernünftig. Nun, rufen wir deinen jungen Mann doch mal herein. Ich möchte gerne unter vier Augen mit ihm sprechen.«
»Darf ich wirklich nicht dabeisein?«
»Auf gar keinen Fall.«
Als ich wieder hineindurfte, ging Vater hinaus. Ich sagte zu Briney: »Man sieht gar kein Blut an dir.«
»Er hat nicht mal nach der Schrotflinte gegriffen. Er erklärte mir lediglich deine Tricks.«
»Was für Tricks?«
»Komm, komm, reg dich ab!«
Vater kam in Mutters Begleitung zurück und sagte: »Ich habe Mrs. Johnson von den ausgebliebenen Perioden berichtet.« Er wandte sich an Mutter. »Wann, denkst du, sollten sie heiraten?«
»Mr. Smith, wann endet Ihre Ausbildung in Rolla?«
»Meine letzte Prüfung findet am Freitag, dem 19. Mai, statt, Ma'am. Die Abschlußfeier ist nicht vor dem 2. Juni, aber das betrifft mich ohnehin nicht.«
»Ich verstehe. Wäre euch beiden Samstag, der 20. Mai, recht? Mr. Smith, glauben Sie, daß Ihre Eltern zur Hoch-zeit herkommen können?«
Am 20. Mai um neunzehn Uhr dreizehn saßen mein Mann und ich im Kansas City Southern Express von Butler in Richtung Norden. ›Express‹ bedeutete in diesem Zusammenhang, daß der Zug für Kühe, Milchkannen und Frösche anhielt, nicht jedoch für Leuchtkäfer. »Briney, mir tun die Füße weh«, sagte ich.
»Dann zieh doch die Schuhe aus.«
»In aller Öffentlichkeit?«
»Du brauchst dich nicht mehr um die Meinung irgendwelcher Leute zu kümmern, von meiner abgesehen – und ich gebe einen Pfifferling drauf.«
»Danke, Sir. Ich traue mich aber nicht, sie auszuziehen; die Füße würden sicher anschwellen, und ich käme nie wieder in die Schuhe hinein. Briney, wenn wir das nächstemal heiraten, laß uns einfach heimlich durch-brennen.«
»Ist recht. Wir hätten es diesmal schon machen sollen. Was für ein Tag!«
Ich hatte mittags heiraten wollen, war aber von Mutter ebenso überstimmt worden wie von meiner angehenden Schwiegermutter, dem Priester, der Frau des Priesters, dem Organisten, dem Hausmeister der Kirche sowie allen anderen, die es für angebracht gehalten hatten, ihre Meinung beizusteuern. Ursprünglich war ich davon ausgegangen, daß eine Braut bei der eigenen Hochzeit ihren Willen haben konnte (solange er nicht den Geldbeutel ihres Vaters sprengte), aber anscheinend hatte ich zu viele romantische Geschichten gelesen. Ich hatte so früh wie möglich am Tag heiraten wollen, um vor Einbruch der Dunkelheit in Kansas City zu sein. Als ich meine Pläne in jeder Hinsicht vereitelt sah, wandte ich mich an Vater.
Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Maureen,
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