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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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aber bei uns steht in der Verfassung, daß der Vater der Braut bei einer Hochzeit keinerlei Rechte genießt. Er darf nur die Rechnung bezahlen und die Braut herausrücken. Ansonsten hat er sich in Bescheidenheit zu üben. Hast du deiner Mutter gesagt, warum du gerne den früheren Zug erreichen würdest?«
    »Ja, Sir.«
    »Was hat sie geantwortet?«
    »Sie sagte, man wäre bei allen Planungen von der Voraussetzung ausgegangen, daß die Smiths mit dem Zehn-Uhr-zweiundvierzig eintreffen würden, früh genug für eine Hochzeit um vier, aber nicht um zwölf. Ich sagte: ›Aber Mutter, die sind doch schon da!‹ Und sie sagte, es wäre jetzt aber zu spät, um noch was zu ändern. Ich sagte: ›Wer behauptet das? Und wieso hat mich keiner gefragt?‹ Und sie sagte: ›Sei still und hör auf, herumzuwackeln. Jetzt muß ich das noch mal feststecken!‹ Vater, es ist einfach furchtbar! Ich werde wie eine Kuh behandelt, die man auf einer Ausstellung zeigen möchte. Und mir hört auch keiner zu, genau wie bei der Kuh.«
    »Maureen, es ist wahrscheinlich wirklich zu spät, um noch etwas zu ändern. Zugegeben, man hätte sich nach deinen Wünschen richten sollen, aber es sind inzwischen keine achtundvierzig Stunden mehr bis zur Hochzeit, und wenn Adele sich erst einmal richtig festgebissen hat, hört sie auf niemanden mehr. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber sie würde auch auf mich nicht hören.« Vater sah nicht weniger unglücklich aus, als ich mich fühlte. »Beiß die Zähne zusammen und warte einfach ab, bis es vorbei ist. Sobald Bruder Timberly sagt ›Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau‹, brauchst du auf niemanden mehr zu hören außer auf Brian. Und wie ich sehe, hast du ihm schon einen Ring durch die Nase gezogen; es wird dir also nicht allzu schwer fallen.«
    »Ich glaube nicht, daß ich ihm einen Ring durch die Nase gezogen habe.«
    Reverend Timberly war aufgetragen worden, sich präzise an den methodistisch-episkopalen Ritus zu halten und auf sämtliche modernen Erfindungen zu verzichten. Man hatte ihm auch eingeschärft, daß es eine Einzelringzeremonie werden sollte. Der Schafskopf hielt sich an keins von beiden. Er führte alle möglichen Sachen in die Zeremonie ein (ich glaube, er entnahm sie seinen Logenritualen; er war ein ehemaliger Großkanzler der Ritter und Herren des Hohen Berges); Zeug, das in der Probe nicht aufgetaucht war; Fragen und Antworten, die ich nicht wiedererkannte. Obendrein predigte er und erzählte uns allerlei Überflüssiges; Sachen, die eigentlich nicht zu einem Hochzeitsritual gehörten.
    So ging es in einem fort, während mir allmählich die Füße weh zu tun begannen. (Der geneigte Leser sollte niemals Schuhe per Post bestellen!) Ich wollte Bruder Timberwolf schon sagen, er solle sich gefälligst an seinen Text halten und mit den Improvisationen aufhören (die Abfahrtszeit des Zuges rückte immer näher), da verlangte er auf einmal nach zwei Ringen, und es war natürlich nur einer da.
    Er wollte von vorne anfangen.
    Da meldete sich Brian zu Wort (obwohl ein Bräutigam eigentlich nichts weiter sagen soll als »Ich will« und »Das werde ich«) und flüsterte so leise, daß man es in hundert Metern bestimmt nicht mehr hören konnte: »Reverend, ziehen Sie es lieber nicht weiter in die Länge, und halten Sie sich an Ihren Text, oder ich zahle Ihnen keinen roten Heller!«
    Bruder Timberly wollte protestieren und sah Briney an, hielt dann aber abrupt inne und rasselte herunter: »Mit der mir vom souveränen Staat Missouri verliehenen Vollmacht erkläre ich euch für Mann und Frau.« Und er rettete damit sein Leben, denke ich.
    Brian küßte mich, und wir drehten uns um und wollten gerade den Mittelgang der Kirche hinuntergehen, da stolperte ich über meine Schleppe. Beth trug sie und hatte die Anweisung erhalten, mit ihr nach links auszuweichen.
    Es war nicht ihre Schuld. Ich hatte mich in die falsche Richtung gedreht.
    »Briney, hast du was von der Hochzeitstorte abbekommen?«
    »Keine Zeit gehabt.«
    »Ich auch nicht. Ich merke auf einmal, daß ich seit dem Frühstück nichts gegessen habe. Und das war auch nicht viel. Komm, suchen wir den Speisewagen.«
    »Ist recht. Ich frage mal nach.« Briney stand auf und war für ein paar Augenblicke verschwunden. Dann kam er zurück und beugte sich über mich. »Ich habe ihn gefunden.«
    »Gut. Ist er vor oder hinter uns?«
    »Hinter uns. Ein ganzes Stück hinter uns. Er wurde in Joplin abgehängt.«
    Und so bestand unser

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