Segeln im Sonnenwind
fürs Heiraten, aber einer von mehreren guten Gründen, besonders was die Stellen angeht, an die man selbst nur schwer herankommt. Danach kratzte ich ihm den Rücken. Endlich schliefen wir ein, ineinander verschlungen wie ein ganzer Korb voller Kätzchen.
Maureen hatte zu guter Letzt herausgefunden, wozu sie geeignet war, worin ihre wirkliche Bestimmung lag.
Wir hatten Champagner zum Frühstück.
KAPITEL SIEBEN
DIE KASSE KLINGELN LASSEN
Nachdem ich offenherzige Autobiographien von emanzipierten Frauen des zwanzigsten Jahrhunderts gelesen habe, besonders solche Werke, die von ca. 1950 an nach der zweiten Phase der Finalen Kriege an veröffentlicht worden sind, ist mir klar, daß jetzt von mir ein in alle Einzelheiten gehender Bericht von meiner ersten Schwangerschaft und der Geburt meines ersten Kindes erwartet wird – alles über morgendliches Erbrechen, wechselhafte Stimmung und die Tränen der Einsamkeit, über falsche Wehen, unerwartetes Platzen der Fruchtblase, gefolgt von Eklampsie und einer Notoperation, sowie über die Geheimnisse, die ich unter Narkose preisgegeben habe.
Es tut mir leid, aber bei mir war alles ganz anders. Ich habe Frauen beim morgendlichen Erbrechen gesehen, und so etwas ist offenkundig scheußlich, aber ich selbst habe es nie erlebt. Mein Problem bestand immer darin, die Figur zu halten und nicht mehr Gewicht anzusetzen, als der Arzt in meinem Fall für bekömmlich hielt. (Es gab Zeiten, da hätte ich für Schokoladeneklair einen Mord begangen.)
Bei meinem ersten Kind dauerten die Wehen vierzig Minuten. Wären Krankenhausgeburten 1899 schon üblich gewesen, hätte ich Nancy auf dem Weg dorthin zur Welt gebracht. So aber leistete Brian nach meinen Anweisungen Geburtshilfe, und für ihn war es viel schwerer als für mich.
Kurz darauf traf Dr. Rumsey ein, durchtrennte die Nabelschnur und sagte Brian, daß er sehr gute Arbeit geleistet hätte (und das hatte er wirklich). Anschließend kümmerte sich Dr. Rumsey um die Nachgeburt, und Brian, das arme Lämmchen, fiel in Ohnmacht. Frauen sind nun mal härter als Männer; und das müssen sie auch sein.
Später hatte ich durchaus auch längere Wehen als beim ersten Mal, aber nie wirklich schrecklich lange. Ich hatte bei der ersten Geburt keinen Scheidendammschnitt (offensichtlich!) und mußte anschließend nicht geflickt werden, und so duldete ich auch bei späteren Geburten nicht, daß bei mir ein Messer angesetzt wurde. Bis heute habe ich demzufolge kein Narbengewebe, sondern nur unbeschädigte Muskulatur.
Ich bin eine richtige Zuchtstute, wie geschaffen fürs Gebären, mit breiten Hüften und einem breiten, elastischen Geburtskanal aus lebendem Gummi. Dr. Rumsey meinte, es wäre meine Einstellung, die den Unterschied ausmachen würde, aber ich weiß es besser: Ich empfing das genetische Erbe, das mich zu einem hochgradig effizienten weiblichen Tier macht, von meinen Vorfahren, und ich bin dankbar dafür, denn ich habe auch Frauen erlebt, denen es anders erging. Sie litten furchtbar, und manche von ihnen starben. Ja, ja, ich weiß, »natürliche Auslese« und das »Überleben des Stärkeren«, und Darwin hatte recht – zugegeben. Aber es ist kein Spaß, am Begräbnis einer lieben Freundin teilzunehmen, die in der Blüte ihrer Jugend an einem Kind gestorben ist. Ich habe einmal in den zwanziger Jahren an einem solchen Begräbnis teilgenommen und mußte mir mit anhören, wie der aalglatte alte Priester etwas von »Gottes Willen« sprach. Auf dem Friedhof gelang es mir, mich neben ihn zu stellen und ihm mit einer spitzen Ferse auf den Spann zu treten. Als er vor Schmerz aufstöhnte, erklärte ich ihm, es sei wohl Gottes Wille gewesen.
Einmal bekam ich ein Baby, als ich gerade Bridge spielte. Das war Pat, will heißen Patrick Henry Smith, also muß es 1932 gewesen sein und Plafondbridge, was wir spielten, nicht Auktion. Das paßt alles zusammen. Justin und Eleanor Weatheral hatten uns Plafond beigebracht, nachdem sie es gerade selbst erst gelernt hatten. Wir spielten bei ihnen zu Hause. Eleanor und Justin waren die Eltern von Jonathan Weatheral, dem Gatten meiner Ältesten. Auch bei den Weatherals handelte es sich um ein Howard-Paar, aber wir waren schon lange befreundet, bevor wir das erfuhren, und wir bekamen es in dem Frühjahr heraus, als Jonathans Name auf Nancys Stiftungsliste der in Frage kommenden jungen Männer auftauchte.
In dem erwähnten Spiel war ich Justins Partnerin; Eleanor spielte mit Briney. Justin hatte gegeben; der
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