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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Der Kalender wäre dabei nicht das Problem; ein Verzeichnis der Perioden habe ich mal geführt, aber es ist seit langem unwiederbringlich verloren; es wiederzufinden, würde schon einen Einsatz des Zeitkorps erfordern. Trotzdem habe ich eine Theorie: Briney war oft geschäftlich unterwegs und ließ dabei auf seine eigene Art die »Kasse klingeln«; er war Analytiker und Planer für Bergbauprojekte von Konzernen, und seine außerordentlichen Talente erfreuten sich wachsender Nachfrage.
    Keiner von uns hatte damals schon einmal etwas von der simplen Vierzehn-Tage-Regel der Ovulation oder von der Thermometerprüfung gehört, ganz zu schweigen von viel subtileren und zuverlässigeren Techniken, die in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt wurden. Dr. Rumsey war der beste Hausarzt, den man damals nur finden konnte, und er ließ sich auch nicht von den Tabus seiner Zeit einschränken – die Howard-Stiftung hatte ihn uns geschickt –, aber er wußte trotzdem nicht mehr über diese Dinge als wir.
    Wenn es möglich wäre, einen Kalender von 1900 bis 1912 anzufertigen, der auch meine Perioden anzeigt und auf dem anhand der Vierzehn-Tage-Regel die wahrscheinlichen Ovulationsdaten markiert wären sowie die Zeiten, in denen sich Briney nicht in Kansas City aufhielt, dann spricht die überwältigende Wahrscheinlichkeit für das Ergebnis, daß immer dann, wenn ich nicht schwanger wurde, die winzigen Schlangendinger auch gar kein Ziel gehabt hatten, auf das sie hätten losgehen können. Das erscheint mir umso gewisser, als Brian ein preisgekrönter Zuchthengst war und ich fruchtbar wie ein Acker.
    Ich bin jedoch dankbar dafür, daß ich damals die Regeln der Ovulation nicht kannte, denn nichts geht über die prik-kelnde Erregung, sich hinzulegen, die Beine breitzumachen, die Augen zu schließen und sich der Möglichkeit einer Schwängerung auszusetzen. Und ich weiß, daß es sich dabei nicht einfach um irgendeine von Maureens Schrullen handelt. Ich habe mit zahllosen Frauen darüber gesprochen: Das Wissen, daß es passieren kann, steigert den Reiz.
    Nichts gegen die Empfängnisverhütung; sie muß als die größte historische Wohltat für die Frauen betrachtet werden, da sie sie aus der automatischen Versklavung durch die Männer befreite, die für den größten Teil der Geschichte die Norm war. Der Aufbau des weiblichen Nervensystems ist jedoch nicht auf die Empfängnis-verhütung abgestimmt, sondern darauf, schwanger zu werden.
    Und somit war es für Maureen einfach super, daß ich, sobald ich dem Alter eines unzüchtigen Schulmädchens entwachsen war, fast niemals mehr auf Empfängnis-verhütung zurückzugreifen brauchte.
    Eines ungewöhnlich milden Februartages im Jahre 1912 nagelte mich Briney am Ufer des Blue River auf dem Boden fest – fast die exakte Kopie einer früheren Gelegenheit vom 4. März 1899 am Ufer des Marais des Cygnes. Wir beide genossen es, uns im Freien zu lieben, besonders, wenn Gefahr für einen zusätzlichen Kitzel sorgte. An dem erwähnten Tag 1912 trug ich eine endlos lange Seidenhose sowie grüne runde Strumpfbänder, und mein Mann fotografierte mich so – nackt in der Sonne stehend, ein Lächeln für die Kamera auf den Lippen. Dieses Bild sollte sechs Jahre später eine bedeutende Rolle in meinem Leben spielen, und auch noch mal siebzig und dann über zweitausend Jahre später.
    Wie mir gesagt wurde, spaltete dieses Bild die gesamte Menschheitsgeschichte in mehrere Zeitlinien auf.
    Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht. Ich habe mich nie ganz dem Bild der Welt-als-Mythos verschrieben, obwohl ich Einsatzagentin des Zeitkorps bin und obwohl mir die gescheitesten Leute, die ich kenne, erzählen, so wär' die Sache nun mal. Vater verlangte stets von mir, selbst nachzudenken, und Mr. Clemens blies ins selbe Horn. Ich hatte gelernt, daß die einzige Todsünde, die einzige Verletzung der eigenen Integrität darin besteht, irgend etwas nur deshalb zu glauben, weil es einem jemand erzählt.
    Nancy hat zwei Geburtstage – einmal den Tag, an dem ich sie zur Welt brachte und der auch bei der Stiftung registriert ist, und einmal das Datum, das wir öffentlich bekanntgaben und das besser zu unserem Hochzeitsdatum paßte. Diese Manipulation fiel gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts nicht schwer, da die Registrierung standesamtlicher Daten im damaligen Missouri gerade erst begonnen hatte.
    Die meisten Daten wurden nach wie vor in so etwas wie eine Familienbibel eingetragen. Der

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