Segnet die Tiere
ein wenig Geduld. Kim stand auf, verließ die Kabine und schlich an den Wächtern vorbei, ohne daß sie ihn bemerkten. Kurz darauf erreichte er die
Frachtkammer und füllte dort seinen Eimer.
Auf Zehenspitzen begab er sich zum Deck und eilte dort zum leeren Bug.
Auf der Steuerbordseite glitten die Darra durchs rote Wasser.
Sie schienen ihn zu bemerken und näher zu kommen – oder bildete er sich das nur ein?
Er schwang den Eimer und neigte ihn, um den zappelnden Inhalt ins Meer zu schütten.
Ein Arm streckte sich plötzlich – ein seltsam langer, mehrgelenkiger Arm. Er gehörte Assurna. Mit finsterer Miene nahm sie Kim den Eimer aus der Hand und stellte ihn aufs Deck.
»Was fällt Ihnen ein?« zischte sie. Ihre Nasenschlitze zitterten. »Wollen Sie die Darra umbringen?«
Kim musterte sie verwirrt. »Ich möchte sie füttern. Wenn sie zu hungrig werden, fallen sie übereinander her. Das haben Sie mir selbst gesagt.«
»Narr! Die Fütterungssaison ist zu Ende. Jetzt beginnt die Paarungszeit. Wenn die Darra jetzt fressen, sterben sie.«
Kim deutete auf die vielen Fische im Wasser. »Warum sind sie zum Schiff gekommen?«
»Es sind Tiere. Sie fressen gern und mögen den Geschmack der Würmer.«
Der Wissenschaftler in Kim erwachte. »Sie sprachen eben vom Beginn der Paarungszeit. Wird dieser Rhythmus von Ihnen bestimmt?«
Assurna nickte. »So ist es besser. Wenn nicht mehr gefüttert wird, beginnt die Paarung.«
»Warum gestatten Sie es den Darra nicht, den Zeitpunkt selbst zu wählen?« fragte Kim. »Oder besser noch: Warum geben Sie ihnen nicht die Möglichkeit, selbst nach Futter zu suchen, anstatt von Ihnen abhängig zu sein? Was haben die Fische früher gefressen?«
»Sich selbst. Uns. Alles.«
»Oh.« Kim sah zu den hungrigen Darra und fühlte sich hilflos. Die vielen rötlichen Augen schienen erwartungsvoll zu ihm aufzublicken.
Tut mir leid. Ich habe es versucht.
»Wie gelang es Ihnen, die Frachtkammer zu erreichen, ohne von den Wächtern bemerkt zu werden?« fragte Assurna.
»Das war nicht weiter schwer.«
»Ich werde dafür sorgen, daß es schwerer wird.« Kim wollte antworten, daß Assurna auf eine Bewachung des Frachtraums verzichten konnte. Nach dem Ende der Fütterungszeit hat es gar keinen Sinn mehr für uns, Eimer mit ekligen Würmern zu füllen.
Doch er schwieg und warf der Micaszianerin nur einen
verärgerten Blick zu, bevor er unter Deck zurückkehrte.
Borizus hielt sein Versprechen und brachte mehrere Kilo der violett-schwarzen Legierung.
B’Elanna Torres nahm eine Sondierung mit dem Tricorder vor und nickte anerkennend. »Keine besonders gute Qualität, aber wir können damit arbeiten. Ich schlage vor, wir gehen in die Werkstatt und beginnen sofort mit dem Umguß.«
»Umguß?« wiederholte Borizus und runzelte die Stirn.
»Die Verunreinigungen müssen herausgefiltert werden.«
B’Elanna rechnete damit, daß der Sardalianer aufbrauste und protestierte, aber er nickte nur.
»Herausfiltern«, sagte er leise. »Ja.«
Nun, vielleicht ist er doch nicht so unmöglich, dachte Torres.
Sie betrat die Werkstatt, gefolgt von Borizus. »Es dauerte nicht lange, die richtigen Umgußparameter zu
programmieren.«
Die Schmelztiegel öffneten sich, um neues Metall
aufzunehmen. Dieser Anblick stimmte B’Elanna noch
zuversichtlicher. Sie verabscheute das Theoretisieren, zog es vor, ganz konkret zu handeln.
Das sardalianische Metall verschwand in einem tiefen
Trichter, um auf besonders hohe Temperaturen erhitzt und dann gefiltert zu werden, damit alle Verunreinigungen daraus verschwanden. Anschließend konnten Härter und
Strukturverstärker hinzugefügt werden.
Nach der Abkühlung und Restrukturierung war es möglich, das Metall für die Reparaturen zu verwenden.
Torres schaltete das Aggregat ein.
Es glühte im Schmelztiegel, als ein spezielles Kraftfeld entstand.
Minuten vergingen, während die Legierung erhitzt, gereinigt und restrukturiert wurde.
B’Elanna wartete ungeduldig und klopfte mit dem Fuß auf den Boden. Die Displays wiesen darauf hin, daß das Metall erst tiefgekühlt wurde, um anschließend wieder auf
Zimmertemperatur erwärmt zu werden. Der Indikator leuchtete zunächst rot und dann blau – jetzt konnte man das Metall anfassen, ohne Verbrennungen zu befürchten. Eine Klappe des Geräts öffnete sich, und Torres griff hinein, holte einen matten, grauen Brocken hervor.
Sie betrachtete ihn einige Sekunden lang und nickte. »Sieht ganz gut aus.«
Es folgte die
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