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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
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Seite her durch den Flur. »Dai!« rief es. »Dai, komm her, du unartiger Mogwik! Komm zurück!«
    Bevor Janeway sich von der Stelle rühren konnte, hastete das Kind durch eine Tür und verschwand ebenso wie zuvor das Tier.
    Aber der Mogwik war in eine andere Richtung gelaufen.
    Janeway seufzte und setzte sich wieder in Bewegung, mit dem Ziel, die beiden Spielgefährten zusammenzuführen.
    Dort. Im Halbdunkel zeigte sich kurz purpurnes Fell.
    Janeway trat um eine Säule.
    Weiter vorn stand der Mogwik im Flur und beobachtete sie.
    »Dai?« fragte sie leise. »Komm her, Dai.«
    Das Tier schien sich sehr darüber zu freuen, daß noch jemand am Spiel teilnahm. Es drehte sich um und lief erneut los.
    Janeway folgte dem Wesen durch mehrere Lagerräume und einen verzierten Torbogen, anschließend eine lange, steinerne Treppe hinab. Schließlich verharrte der Mogwik vor einer breiten Tapisserie.
    »Dai, sitz!«
    Das Geschöpf sprang und sauste zwischen Janeways Beinen hindurch.
    Sie drehte sich um, hielt jedoch vergeblich nach dem Mogwik Ausschau.
    Vielleicht ist er dort drin, dachte sie und blickte in einen mit dicken Teppichen ausgelegten Raum. Sie brachte zwei Stufen hinter sich und trat ein.
    Von dem Tier fehlte jede Spur. Lange Reihen von Bildern zogen sich an den grauen Wänden entlang.
    »Dai?« Janeway pfiff, so wie nach ihrem Hund. »Komm her, Schatz.«
    Alles blieb still, bis auf das leise Zischen ihres eigenen Atems. Janeway drehte sich um, wollte den Raum wieder verlassen.
    Halt, warte. Die Bilder.
    Es handelte sich um die primitiven Darstellungen von
    Sardalianern, die recht gefährlich aussehende, mit vielen Zähnen ausgestattete ovoide Meerestiere abschlachteten. Die fischartigen Wesen schienen in der Luft zu schweben – oder schwammen sie? Janeway sah genauer hin. Ja, Geschöpfe, die an Fische erinnerten und um ihr Leben kämpften, während Jäger danach trachteten, sie zu töten. Andere Bilder zeigten die Jäger beim Verzehr des erbeuteten Fleischs. War das die Friedfertigkeit der Sardalianer, von der Kolias gesprochen hatte?
    Langsam schritt Janeway durch den Raum. Die Bilder
    erinnerten sie sowohl an die Höhlenmalereien, die sie auf Betair Sieben gesehen hatte, als auch an die Kunstform, die ein wichtiger ritueller Teil jener Religion war, der sich die Pygmäen des Mondes Nesclun verpflichtet fühlten.
    Sie betrachtete die Gemälde mit großer Aufmerksamkeit.
    Zwar konnte Janeway nicht für sich in Anspruch nehmen, eine Expertin für galaktische Kunst zu sein, aber eins stand fest: Diese Bilder zeichneten sich durch einen hohen kulturellen Wert aus.
    Der Hauptraum ging in kleinere Nebenzimmer über, und dort waren besser entwickelte Kunstwerke aus späteren Perioden ausgestellt. Janeway sah Porträts von Würdenträgern und ihrer Familien – diesen Eindruck gewann sie jedenfalls.
    In einer kleinen Nische fand sie ein ganz anderes Objekt: einen Bildschirm. Die Kommandantin richtete einen
    neugierigen Blick darauf. Das Modell wirkte primitiv, aber alles deutete darauf hin, daß es sich in einem funktionsfähigen Zustand befand. Sie winkte mit der Hand davor und mußte enttäuscht feststellen: Das Gerät reagierte weder auf die Bewegung noch auf die ausgestrahlte Körperwärme.
    Vorsichtig klopfte sie an den Schirm – sie hatte Professoren beobachtet, die auf eine solche Weise alte terranische Bildschirme aktivierten. Wieder geschah nichts.
    Sie wollte sich gerade abwenden, als sie eine silberne Scheibe an der einen Seite des Geräts bemerkte. Als sie kurzen Druck darauf ausübte, erhellte sich der Schirm.
    Rote und graue Partikel tanzten im Projektionsfeld,
    verdichteten sich schließlich zu einem Foto des Großen Saals.
    Bombastische Musik erklang, und eine Stentorstimme
    verkündete: »Unsere prachtvolle Geschichte berichtet von Tapferkeit, von abenteuerlichen Fahrten übers Meer und den Kampf gegen die Darra um die Vorherrschaft über den Ozean.«
    Die Musik rückte ein wenig in den Hintergrund, als der Sprecher fortfuhr: »Im Lauf der Zeit haben wir gelernt, unsere Probleme ohne Gewalt zu lösen, die Bestände der Darra zu schützen, das Meer zu respektieren und nicht auszuplündern.«
    Bilder begleiteten die Worte und veranschaulichten den sardalianischen Fortschritt. Große Städte und Brücken wurden gebaut; Schiffe stachen in See.
    »Es schien keine Grenzen für das zu geben, was wir erreichen konnten. Unsere Städte blühten. Das Handelsvolumen schwoll immer mehr an. Der Wohlstand wuchs. Wir

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