Segnet die Tiere
Vorstellung. »Er ist ein erfolgreicher Politiker. Er sorgt dafür, daß andere die Verantwortung für seine Pläne tragen müssen.
So ist es immer mit Politikern: Die einfachen Leute – jene, die wirklich arbeiten – müssen schließlich mit den Konsequenzen fertig werden.«
Janeway kam jetzt zum zentralen Punkt. »Und welche Pläne hat er in Hinsicht auf uns?«
Borizus warf ihr einen kurzen Blick zu. »Um das zu erfahren, müssen Sie ihn selbst fragen.«
»Ich frage Sie.«
Die Schultern des Sardalianers erbebten kurz, und er faltete wieder die Arme vor der Brust, senkte den Kopf.
Verdammt. Janeway wandte sich verärgert an Tuvok.
»Sperren Sie ihn ein«, sagte sie. »Ich beame mich auf den Planeten, um mit Kolias zu reden.«
Die goldene Stadt Vandorra funkelte im Licht der
untergehenden Sonne. Schimmernd reflektierten die Türme den letzten Glanz des Tages. Janeway dachte viel zu sehr an Kolias, um die Schönheit der Stadt bewußt zur Kenntnis zu nehmen.
Dafür fielen ihr einige Personen auf, die im Schatten des Großen Saals eine stumme Gruppe bildeten.
Es waren etwa zwanzig, mit grauweiß geschminkten
Gesichtern und lavendelfarbenem Haar, das sich unter weißen Kapuzen verbarg. Auch die Kleidung war weiß, wodurch die Sardalianer sehr geheimnisvoll wirkten, fast wie Gespenster, die sich im Halbdunkel manifestierten.
Sie sahen zu Janeway, ohne durch irgend etwas zu erkennen zu geben, daß sie die Anwesenheit der Außenweltlerin
bemerkten. Ihre Blicke gingen durch sie hindurch. Die Kommandantin der Voyager spürte, wie sich neuerlicher Ärger in ihr regte – sie war nicht daran gewöhnt, daß man sie einfach ignorierte. Nein, sie ignorieren mich nicht, dachte sie dann.
Ihre Aufmerksamkeit ist nur…. woanders. Seltsame Leute. Sie rechnete fast damit, daß die weißen Gestalten von einer Sekunde zur anderen fortschwebten, in der kühlen Abendbrise verschwanden.
Sie riskierte einen Gruß. »Hallo.«
Goldene Augen starrten ins Leere.
»Entschuldigung«, sagte Janeway. »Gibt es irgendein
Problem? Stimmt was nicht?«
Die Weißen schwiegen auch weiterhin.
Es lief Janeway plötzlich kalt über den Rücken, und sie wandte sich ab, floh in die Wärme des Großen Saals. Die hünenhaften Wächter trugen prächtige purpurne Kutten und nickten ihr zu, als sie an ihnen vorbeieilte.
»Captain Janeway?« Eine schlanke Frau mit rosarotem Haar, in dem winzige Kristalle funkelten, stand vor einer breiten Treppe. »Rat Kolias hat mich gebeten, Sie zum Empfang zu führen. Ist der Doktor nicht bei Ihnen?«
Janeway musterte sie erstaunt. »Haben Sie ihn erwartet?«
»Die Einladung galt Ihnen beiden.«
»Nun, er wurde aufgehalten.«
Die Nasenschlitze der Frau zitterten kurz. »Hier entlang.«
Janeway folgte ihr in den Bankettsaal. Der Empfang schien in vollem Gange zu sein. Glockenartige Töne erklangen, und erlesene Kräuter erfüllten den Saal mit angenehmen Düften.
Sie sah sich um und stellte fest, daß Kolias in einem hohen, üppig mit rubinroten Kissen gepolsterten Sessel saß. Sofort trat sie auf ihn zu.
Kolias erhob sich, als er sie bemerkte. »Oh, Captain. Endlich sind Sie da. Sie haben uns lange warten lassen. Und wo ist der Doktor?«
Wieder der Doktor, dachte Janeway. Was hat das zu bedeuten? »Er konnte nicht mitkommen.«
Der Oberste Rat musterte sie verwirrt. »Aber ich habe seine hiesigen Kollegen eingeladen, um ihn zu ehren.« Kolias deutete auf einige würdevolle Sardalianer in der Menge. »Sie sind bestimmt enttäuscht. Können Sie den Doktor wirklich nicht dazu bewegen, seine Meinung zu ändern?«
»Nein, das kann ich nicht. Er wird auch weiterhin an Bord der Voyager bleiben.«
Kolias’ Nasenschlitze vibrierten.
»Oberster Rat…«, sagte Janeway. »Wir müssen miteinander reden.«
»Oh, das werden wir auch, Captain, ganz gewiß.« Er lehnte sich zurück und ließ sich von einem Bediensteten einen kleinen Schnuppernapf bringen.
»Ich meine jetzt.« Janeway trat vor, zwischen Kolias und den Bediensteten. »Ich halte es für angebracht, unverzüglich gewisse Dinge zu klären.«
Blitzte da so etwas wie Ärger in den Augen des Rats?
»Dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt…«
»Ihrer Meinung nach scheint nie der geeignete Zeitpunkt gekommen zu sein.« Janeway musterte Kolias kühl. »Es tut mir leid, aber ich bin jetzt ganz offen. Wenn Sie nicht bereit sind, ein Gespräch mit mir allein zu führen, so muß ich die aktuellen Probleme hier zur Sprache bringen, vor allen
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