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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
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– obwohl sie versicherte, daß die Anfälle nicht ihr Leben bedrohten. Paris befürchtete, daß sie den nächsten großen Kollaps nicht überstehen würde.
    Erleichtert beobachtete er, wie Marima einschlief.
    Nach einer Weile hob Paris den Kopf, um nach Kim
    Ausschau zu halten. Er ahnte, wo sich der Fähnrich befand.
    Und tatsächlich: Kim lehnte an der Reling und bedrängte die Micaszianer mit Fragen über die Darra. Immer wieder veranlaßte er sie, sich zu ihm herabzubeugen und mit ihm zu reden. Er fraternisiert mit dem Feind, darunter auch mit Assurna, dachte Paris.
    Die großen, fischartigen Wesen schienen Kim zu faszinieren.
    Ständig fielen ihm neue Fragen ein: Gab es irgend etwas, das die Darra nicht fraßen? Schliefen sie? Wie viele Junge brachten sie zur Welt? Wie lange dauerte es, bis sie erwachsen wurden? Blieben sie in Schwärmen zusammen? Wie hoch war die durchschnittliche Lebenserwartung der Darra?
    Paris konnte es kaum mehr ertragen. Kim war wie eine
    Maschine, die nach Daten gierte. »Legen Sie mal eine Pause ein, Harry!« rief er.
    Entweder ignorierte Kim ihn, oder er war so sehr auf das Paarungsverhalten der Darra konzentriert, daß er ihn gar nicht hörte.
    Paris wollte seine Aufforderung lauter wiederholen, als er plötzlich etwas sah, das alle Gedanken an die Darra aus ihm verdrängte.
    Über dem Schiff flog ein Mann mit Schwingen. Lange und sehr dünn wirkende purpurne Flügel waren an seinem Rücken befestigt, und die Beine steckten in einer Art Sack.
    Ich schnappe über. Ich verliere den Verstand. Ein fliegender Mann?
    Während er die Gestalt fasziniert beobachtete, rührte sich Marima neben ihm und öffnete goldene Augen. »Paris?« Sie sah hoch und folgte seinem Blick. »Oh.«
    »Was hält ihn oben?« fragte Paris.
    »Bestimmte Luftströmungen. Er kann stundenlang oben
    bleiben, wenn der Aufwind anhält.«
    »Trägt er eine Art Harnisch?«
    »Ja. Die Micaszianer verwenden solche Flieger als Hilfen bei der Navigation. Es ist eine alte Tradition bei ihnen.«
    »Es hat also nichts mit Freizeitvergnügen und dergleichen zu tun?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Schade.« Paris drehte den Kopf und rief in Kims Richtung:
    »He, Harry, sehen Sie nach oben.«
    Kim hob kurz den Blick und wandte sich sofort wieder an den neben ihm stehenden Wächter. Vermutlich hatte er den Flieger nicht einmal richtig gesehen.
    Paris beobachtete, wie die Gestalt mit den Schwingen ein wenig tiefer ging und über dem Schiff kreiste. Neid stach in ihm. Er wünschte sich nicht etwa, mitten in der Luft zu schweben, gehalten von zwei Flügeln, nein, herzlichen Dank.
    Aber der Flieger erinnerte ihn an die Voyager. Er wünschte sich zurück an Bord des Raumschiffes, dachte voller
    Sehnsucht daran, auf der Brücke an den Navigationskontrollen zu sitzen und das Schiff durchs All zu steuern.
    Der Flieger ging noch tiefer, drehte einen weiteren Kreis und landete elegant auf dem Vorderdeck.
    Die Show ist vorbei. Schluß mit dem Träumen, Thomas. Paris stand auf und näherte sich Kim. »He, Harry, haben Sie vielleicht vor, sich beruflich zu verändern? Spielen Sie mit dem Gedanken, sich von der Voyager zu verabschieden und statt dessen Darra-Züchter zu werden? Wollen Sie sich auf Sardalia niederlassen?«
    Kim runzelte die Stirn. »Sehr komisch, Tom. Ich halte dies nur für eine gute Gelegenheit, mehr über diese
    ungewöhnlichen Tiere zu erfahren. Außerdem lenke ich mich dadurch von meinen Magenbeschwerden ab.«
    Er drehte sich wieder zu den Micaszianern um, und Paris hörte, wie er fragte: »Haben Sie jemals versucht, die Anzahl der zur Welt gebrachten Jungen oder der Paarungszyklen zu erhöhen?«
    »Das ist nicht möglich«, antwortete Assurna.
    »Wie vermehren sich die Darra?«
    »Parthogenetisch, durch Sprossung. Der Mangel an
    Nahrungsmitteln scheint die Hormonproduktion zu
    stimulieren.«
    »Darum stellen Sie also die Fütterung mit den Würmern ein«, sagte Paris. »Wie viele Junge kommen pro Wurf zur Welt?«
    Assurna bedachte ihn mit einem mißtrauischen Blick. Kims Fragen akzeptierte sie, aber bei Tom Paris schien sie zu glauben, daß es sich nur um dummes Gerede handelte. »Die Nachkommenschaft besteht aus einem Exemplar pro Saison«, entgegnete sie langsam. »Und es dauert Jahre, bis daraus ein Tier heranwächst, das sich für unsere Zwecke eignet.«
    »Können die Darra nicht regelmäßig gezüchtet werden, und zwar in kürzeren Abständen?«
    »Es ist sehr kompliziert, sie zu fangen und dann wieder freizulassen.

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