Segnet die Tiere
auf die Künste. Aber warum wirkten sie alle so schwach und krank? Unter einer dicken Schicht aus Rouge hatte die Haut des Obersten Rats grau ausgesehen, und das galt auch für seine Untergebenen.
Die im Bankettsaal versammelten sardalianischen
Würdenträger erweckten alle einen fast ausgemergelten Eindruck. Hier und dort mußte sich jemand an hohen
Rückenlehnen abstützen, um gerade zu stehen.
Vielleicht ist es normal für Sardalianer, so auszusehen, als stünden sie kurz vor einem Zusammenbruch.
Eine direkte Frage an Kolias hätte sicher zu einer
ausweichenden Antwort geführt. Janeway glaubte, die Stimme des Rats zu hören: »Nein, nein. Es geht uns gut. Alles ist in bester Ordnung. Und das mit Ihren Besatzungsmitgliedern…
Eine sehr bedauerliche Sache.«
Eine sehr bedauerliche Sache.
Und wenn Kolias hinter dem Verschwinden von Paris und Kim steckte? Bei diesem Gedanken erzitterte Janeway
innerlich. Hielt er die beiden Offiziere der Voyager fest, um sie als Figuren in irgendeinem rätselhaften Spiel zu verwenden?
Während ihrer Ausbildung an der Starfleet-Akademie hatte sich Janeway auch mit Taktik beschäftigt und gelernt, ein Problem von allen Seiten zu betrachten. Die gegenwärtige Perspektive gefiel ihr ganz und gar nicht.
Sie drehte sich um, verließ den Bankettsaal und stolperte fast über einen schläfrigen Bediensteten, der in einem Nest aus Kissen lag.
»Wo ist das Bad?« fragte Janeway.
Der Sardalianer sprang mit vibrierenden Nasenschlitzen auf und starrte sie an.
»Das Bad«, wiederholte die Besucherin.
»Durch den Flur. Achten Sie auf die Treppe.«
Kurz darauf fand Janeway die sanitären Einrichtungen. Sie schienen funktionell zu sein, trotz der vielen bunten Verzierungen und vergoldeten Schnörkel. Rasch trat sie ein, verriegelte die Tür hinter sich und öffnete dann einen abgeschirmten Kom-Kanal zur Voyager.
»Hier Janeway.«
»Captain?« Die Stimme des Ersten Offiziers erinnerte sie an all jene Dinge, die ihr wichtig waren.
»Bitte überwachen Sie die Bewegungen und Kom-
Aktivitäten des Obersten Rats.«
»Meinen Sie die gesamte Kommunikation, Captain?«
»Ja, alles. Selbst wenn er eine Beschwerde von der
Müllabfuhr erhält – ich möchte davon erfahren. Ich traue ihm nicht und bin mehr denn je davon überzeugt, daß er etwas mit dem Verschwinden von Paris und Kim zu tun hat. Achten Sie insbesondere auf Kom-Mitteilungen, die medizinische
Angelegenheiten betreffen.«
»Ich kümmere mich sofort darum.«
»Gut. Janeway Ende.«
Auf dem Rückweg zum Bankettsaal hörte sie leises Rascheln hinter einem dicken, kunstvoll drapierten Vorhang. Folgte ihr jemand? Vielleicht mit der Absicht, sie zu belauschen?
Ja, hinter dem reichhaltig bestickten Stoff bewegte sich etwas. Auf Zehenspitzen trat Janeway näher, und deutlich hörte sie, wie sich das Rascheln wiederholte.
Mit einem Ruck schob sie den Vorhang beiseite und rechnete damit, einen Assistenten mit rotem Gesicht und einem Schwert in der Hand zu sehen.
Statt dessen fiel ihr Blick auf einen purpurnen Vierbeiner.
Mit der Gangart eines Schaukelpferds lief das Tier los und stieß Janeway fast beiseite.
Sie sah mehrere große, orangefarbene Augen und eine lange, spitz zulaufende Schnauze. Ohren waren nirgends zu erkennen.
Instinktiv streckte sie die Hand aus, mit der Innenfläche nach oben. »Keine Angst. Von mir hast du nichts zu befürchten.«
Das Tier erbebte am ganzen Leib und zwinkerte mehrmals mit den verblüffend vielen Augen. Vorsichtig und mit
zitternder Schnauze schaukelte es heran, zögerte jedoch, bevor es die Frau erreichte.
Noch etwas näher. »Komm«, sagte Janeway. »Ich tue dir nichts.«
Plötzlich sprang das Geschöpf, landete direkt vor Janeways Füßen und rieb den Kopf an ihren Beinen. Es krümmte den Rücken, gab dabei ein seltsam blubbernd klingendes Geräusch von sich. Silberne Kugeln glänzten in dichten,
amethystfarbenen Fellsträhnen an Hals und Flanken.
»Du kleiner Schatz«, sagte Janeway. Sie streichelte das Wesen, strich mit den Händen übers seidenweiche Fell. Die Kugeln klirrten leise. »Wem gehörst du, hm?« Sie fühlte sich an Molly Malone erinnert, ihren Hund daheim, und dieser Gedanke schuf einen Kloß in Janeways Hals.
Das Geschöpf hüpfte verspielt zurück, lief los und
verschwand hinter einer Ecke.
Wenige Sekunden später trappelte ein übermütiges
sardalianisches Kind – es schien nur aus Armen, Beinen und langem fliederfarbenem Haar zu bestehen – von der anderen
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