Segnet die Tiere
Zeit«, erwiderte Kim. »Ich bitte Sie darum. Seien Sie sorgfältig. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, daß es mir wie Ikarus ergeht.«
»Ikarus?«
»Eine Gestalt aus der Mythologie meiner Heimatweit«,
erklärte Kim. »Sein Vater Dädalus hatte Flügel konstruiert, deren Federn mit Wachs befestigt waren. Doch Ikarus kam der Sonne zu nahe: Das Wachs schmolz, wodurch Ikarus ins Meer stürzte und ertrank.«
»Klingt nach einer Geschichte, die falschem Ehrgeiz
vorbeugen soll.« In Marimas Augen funkelte es amüsiert.
»Eine ernste Legende. Bei Ihrem Volk scheint so etwas sehr beliebt zu sein.«
Kim lächelte. »Ja, ich glaube schon.«
»Ich möchte nicht auf unwichtigen Details herumreiten«, ließ sich Paris vernehmen, »aber wie starten wir ihn?«
Marima deutete auf eine Vorrichtung, die an einen
Flaschenzug erinnerte. »Damit.«
Paris starrte ungläubig. »Mit dem Apparat? Sieht wie ein Katapult aus.«
»He, einen Augenblick.« Kim erbleichte. »Immer mit der Ruhe. Sie haben doch nicht etwa vor…«
Paris nickte und rechnete schnell. »Angenommen, wir binden ein Seil an ihm fest und stellen ihn auf die Plattform… Er müßte aufsteigen, wenn unsere Geschwindigkeit ausreicht und das Seil lang genug ist. Das Katapult kommt in diesem Zusammenhang einem Sprungbrett gleich, indem es ihm das erforderliche Bewegungsmoment verleiht.«
»Sind Sie übergeschnappt?«
Paris bedachte den Fähnrich mit einem verächtlichen Blick.
»Wollen Sie runter von diesem verdammten Ozean oder nicht, Harry?«
»Glauben Sie wirklich, dies könnte uns dabei helfen?«
»Ja. Und es wird Ihnen gefallen. Glauben Sie mir. Dadurch bietet sich Ihnen eine völlig neue Perspektive.«
»Genau das fürchte ich ja.«
B’Elanna musterte die sardalianischen Wächter, die am Tisch mit der Mikroschaltungsligatur standen. Sie wirkten nicht besonders intelligent, und deshalb beschloß Torres, es auf die dreiste Art zu versuchen.
»Hallo, meine Herren«, sagte sie. »Ich glaube, Sie haben etwas, das mir gehört.«
Die Sardalianer starrten B’Elanna verblüfft an. Es dauerte mehrere Sekunden, bis einer von ihnen die Sprache
wiederfand.
»Hat Borizus Sie geschickt?«
Torres bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Borizus steckt also dahinter, wie? dachte sie. Er kann sich auf was gefaßt machen, wenn ich zurückkehre.
Der Wächter schien B’Elannas Schweigen für ein Nein zu halten. »Packt sie!«
Die Sardalianer näherten sich von allen Seiten.
Es mangelt ihnen tatsächlich an Intelligenz.
Torres lächelte grimmig und duckte sich, als der erste Wächter zuschlug. Zwei rasche Tritte schufen eine Lücke, die es B’Elanna erlaubte, zum Tisch zu gelangen, nach der Ligatur zu greifen und anschließend in Richtung Tür zu eilen.
Ein weiterer Sardalianer versperrte ihr den Weg.
Sie trat noch einmal zu.
Doch der Mann war schneller als die anderen und wich
rechtzeitig aus.
Torres führte einen Scheinangriff durch, drehte sich um und zögerte lange genug, um dem Wächter Gelegenheit zu geben, etwas näher zu kommen. Dann beugte sie sich abrupt vor und trat nach hinten. Diese spezielle Kampfmethode hatte sie an der Starfleet-Akademie gelernt und schon häufig benutzt.
Ihr Fuß traf den Brustkasten des Sardalianers. Der Mann schnaubte überrascht, verlor das Gleichgewicht und stieß gegen einen anderen Wächter. Das Bewegungsmoment reichte aus, um beide ziemlich hart an die Wand des Zimmers prallen zu lassen. Dort hielten sie sich gegenseitig fest, wankten dann und sanken wie in Zeitlupe zu Boden.
Jemand packte B’Elanna von hinten.
Sie rammte ihm den Kopf ans Kinn, und sofort lockerte sich der Griff. Der Angreifer fiel und blieb liegen.
Wer kam nun an die Reihe? Torres sah sich um, bereit dazu, es mit einem weiteren Gegner aufzunehmen. Zu ihrer großen Überraschung stellte sie fest, daß die meisten Wächter bewußtlos waren.
Sie hörte Schritte, die sich rasch entfernten, schloß daraus, daß ein Sardalianer geflohen war. Bestimmt schlug er Alarm –
es würde also nicht lange dauern, bis Verstärkung eintraf.
Es wird Zeit, diesen Ort zu verlassen.
B’Elanna lächelte, während ihr Herz Kriegerblut durch die Adern pumpte. Sie genoß es, körperlich aktiv zu sein, zu kämpfen. Schade, daß die Sardalianer so schwächlich waren –
sie stellten kaum eine Herausforderung dar.
Das Lächeln wuchs in die Breite. Es war nur eine Frage der Zeit, wann die menschliche Hälfte ihres Selbst wieder die Kontrolle übernahm
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