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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
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konnten. Aufgrund seiner Philosophie begegnete er allen Lebensformen mit großem Respekt, doch er fragte sich, ob sein Schutzgeist und Seelenfreund den Doktor für ein lebendes Geschöpf gehalten hätte.
    Er beschloß, sich später mit dieser interessanten Frage zu beschäftigen. Etwas anderes verlangte seine Aufmerksamkeit, etwas, dem große Bedeutung zukam.
    Worauf hatte ihn der Holo-Arzt hingewiesen?
    Lieutenant Paris’ medizinische Dateien fehlen.
    Tom Paris.
    Chakotay spürte das übliche Prickeln von Argwohn, als er an seinen früheren Maquis-Kameraden dachte. Tom Paris war für kurze Zeit ein – bezahlter – Maquisard gewesen, bevor er von Föderationsagenten verhaftet wurde. Nun, eigentlich taugte er als Söldner ebensowenig wie als Revolutionär. Sein Herz gehörte nichts und niemanden; er war sich selbst der Nächste.
    Ein Erinnerungsbild entstand vor dem inneren Auge des Ersten Offiziers: Paris rollte eine schwere Tonne in die Frachtkammer eines Maquis-Schiffes. Toms Pulli blieb am Verschluß der Tonne hängen und riß bis zur Brust auf – dort zeigte sich eine lange rote Narbe. Chakotay hatte damals nach der Ursache gefragt, doch Paris winkte lächelnd ab und erwähnte eine Nacht im Hafen von Marseille. Nach dem
    Genuß von zuviel Alkohol hatte er damals versucht, die richtige Frau zur falschen Zeit abzuschleppen.
    Später erfuhr Chakotay, daß Paris in Hinsicht auf die Narbe gelogen hatte. Sie ging nicht auf eine durchzechte Nacht zurück, sondern auf einen Ausbildungseinsatz auf dem
    unwirtlichen Planeten Altemos IV – dort hatte Paris beim Überlebenstraining einen anderen Starfleet-Kadetten gerettet und sich verletzt.
    Bei jener Gelegenheit begriff Chakotay: Tom Paris war ein Außenseiter, der den Anschein zu erwecken versuchte, seinen Status als Einzelgänger und Sonderling zu genießen. Er verbarg die eigenen Stärken hinter einer törichten Maske aus unbekümmertem Leichtsinn.
    Sein respektloses Gebaren stand in einem krassen Gegensatz zu Chakotays nachdenklichem und spirituellem Wesen. Er sah in Paris einen verzogenen Admiralssohn, der alle ihm
    mitgegebenen Privilegien weggeworfen hatte. Er hielt ihn für unzuverlässig, so temperamentvoll wie ein wildes Fohlen…
    und für den besten Piloten weit und breit.
    Er mag leichtsinnig sein, aber auf Ocampa kam er mir zu Hilfe. Und zwar nachdem ich ihm meine Verachtung zeigte.
    Nach den Maßstäben von Starfleet ist er ein verurteilter Verräter, doch das gilt auch für mich. Diese Beschreibung trifft auf alle Angehörige des Maquis zu.
    Ich stehe in Ihrer Schuld, Paris, ob es mir gefällt oder nicht, ob ich Sie sympathisch finde oder nicht. Wenn es mir nicht gelingt, mich zu revanchieren und ihm ebenfalls das Leben zu retten… Dann läßt mich die Seele des Klugscheißers nie in Ruhe.
    Erneut entsann er sich an die Narbe: eine rote Linie, die den Planeten Sardalia auf dem Hauptschirm zu durchschneiden schien.
    Chakotay empfand nun die gleiche geheimnisvolle Klarheit, die er manchmal während der Wachtraumreisen mit seinem Schutzgeist erfuhr. Sofort erkannte er ein Zeichen darin und wußte: Das Bild bot einen Weg zu Tom.
    Er klopfte auf seinen Insignienkommunikator. »Chakotay an Krankenstation.«
    »Ja?«
    »Ich bin auf dem Weg zu Ihnen, Doktor. Es geht um Tom Paris.«
    21
    »He!« rief Paris. »Seht nur, was ich in Assurnas Kabine gefunden habe. Was halten Sie davon?« Er hob ein buntes Objekt. Offenbar bestand es aus mehreren einzelnen
    Gegenständen in knalligen Farben.
    »Sieht nach Spielzeug- Darra aus, nicht wahr?«
    Kim nickte langsam. Man konnte die Darstellungen
    tatsächlich für eine eher schlechte Nachbildung einiger Darra halten – oder für große Eier mit Flossen, Augenringen und Hirnblase. Der junge Fähnrich betastete das Objekt
    verwundert. »Ist es ein Ziergegenstand? Und warum haben ihn die Micaszianer zurückgelassen?«
    »Vielleicht hatten sie es zu eilig.«
    Marima zog verächtlich den Kopf zwischen die Schultern.
    »Vor vielen Jahren wurden die Darra von den Micaszianern verehrt. Es war ein alter Kult, und ich dachte, er existierte längst nicht mehr.«
    »Die Micaszianer verehrten die Darm?« Paris starrte Marima ungläubig an.
    »So dumm waren sie, ja«, erwiderte die Sardalianerin mit Nachdruck.
    Paris faltete die Hände und gab sich fromm. »Die Darra geben, und die Darra nehmen.«
    »Sehr witzig«, kommentierte Kim. »Die Micaszianer
    begegnen den Darra mit Ehrfurcht. Kommt darin nicht eine Art Religion zum

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