Segnet die Tiere
umgaben eine breite, kuppelförmig gewölbte und transparente Membran, hinter der ein
orangefarbenes Gehirn langsam pulsierte.
In einem offenen Maul zeigten sich zahllose dreieckige Zähne.
Eine Erinnerungsstimme flüsterte: Und dann die Zähne. Sie können ziemlichen Schaden anrichten, wenn man sie falsch anfaßt.
Bronze- und ockerfarbene Schuppenhaut, hier und dort
schimmernde Flecken.
Ein Darra, dachte Kim. Und er wird mich fressen. In Hinsicht auf ihre Nahrung sind sie nicht sehr wählerisch, insbesondere dann, wenn sie Hunger haben.
Doch das große Maul verschwand in den roten Tiefen des Ozeans.
Leb wohl.
Plötzlich stellte Kim fest, daß er nach oben glitt, immer weiter nach oben, dem Licht entgegen, das verlockend glitzerte und tanzte. Eine blaugrüne Masse mit schillernden Flecken hob sich unter ihm, trug ihn behutsam in Richtung
Wasseroberfläche. Der Darra wollte ihn nicht ertrinken lassen.
Ein Teil der Nässe wich fort, und der Fähnrich fühlte Luft, erinnerte sich wieder an die Notwendigkeit zu atmen. Er füllte die Lungen mit Sauerstoff.
Das Schiff war nur hundert Meter entfernt und kam näher.
Kim sah Marimas bleiches Gesicht, als sie ihm ein
Rettungsmodul zuwarf. Er griff nach dem Objekt, hielt sich daran fest und schwamm zum Schiff.
»Harry!« rief Marima.
Er hob die Hand, und sie griff danach. Ein oder zwei
Sekunden lang hatte es den Anschein, als könnte die
Sardalianerin das Gleichgewicht verlieren und selbst ins Meer fallen. Dann stützte sie sich an der Reling ab, zog den prustenden und keuchenden Kim an Bord. Vorsichtig klopfte sie ihm auf den Rücken, als er hustete und immer wieder nach Luft schnappte.
»Der Darra. Er hat Sie gerettet.«
Der Fähnrich hob den Kopf und sah zu Marima auf. Sie
starrte aus großen Augen, und ihre Nasenschlitze vibrierten.
Er nickte müde. »Glauben Sie mir jetzt?«
Chakotay lehnte sich im Sessel zurück und dachte über B’Elanna Torres’ Schilderungen nach. Er hatte ihre
Informationen über Borizus an den Captain weitergegeben, nicht jedoch ihren Vorschlag, mit speziell konfigurierten Tricordern nach Kim und Paris zu suchen. Mit dieser
Anregung wollte er erst dann an Janeway herantreten, wenn er sie für sinnvoll hielt.
Der Hauptschirm im Kontrollraum der Voyager zeigte eine Darstellung der Stadt Vandorra. Gebäude, Türme, elegant geschwungene Brücken, würdevolle Bewohner – der Anblick war bereits vertraut. Chakotay sah den Hauptplatz mit dem Springbrunnen, das Regierungsgebäude, von den Bürgern der Stadt ›Großer Saal‹ genannt, die von dichter Vegetation gesäumte lange Promenade.
Erneut dachte er an B’Elannas Vorschlag, Tricorder so zu justieren, daß sich ihre Ortungssignale gegenseitig verstärkten.
Konnte es dadurch möglich sein, die beiden vermißten
Besatzungsmitglieder zu lokalisieren? Vielleicht. Aber es war eine zeitraubende Angelegenheit, ohne Erfolgsgarantie.
Außerdem: Vielleicht gingen die vermeintlichen Ortungsdaten, die Torres im Hafen von Vandorra gewonnen hatte, auf eine Fehlfunktion des Tricorders zurück.
Eine Gruppe von Personen stand vor dem Portal des Großen Saals und gestikulierte erregt.
Chakotay beugte sich interessiert vor. »Computer,
Standbild.«
Die Bewegungen auf dem Hauptschirm erstarrten. Der Erste Offizier beobachtete die Sardalianer – etwas an ihnen erschien ihm seltsam. Normalerweise wirkten die Bewohner der Stadt ruhig und gelassen, doch in diesem Fall bemerkte Chakotay Ärger, Zorn, ja sogar Hysterie. Eine Art Aufstand schien sich anzukündigen.
»Computer, normale visuelle Erfassung fortsetzen.«
Chakotay verabscheute Gewalt, doch es fiel ihm nicht
schwer, ihre frühen Symptome zu erkennen. Mit entsetzter Faszination sah er, wie die Menge vor dem Großen Saal immer mehr anschwoll. Erst Dutzende und dann Hunderte von Kehlen riefen:
»Wir sterben Stück für Stück!«
»Beendet die Rationierung der Medizin, oder wir nehmen die Sache selbst in die Hand!«
»Wir brechen mit einer eigenen Flotte auf, um die Darra zu ernten!«
»Kolias! Kolias!«
»Helfen Sie uns oder treten Sie zurück!«
»Wir fordern ein sofortiges Ende der Rationierung!«
Chakotay schürzte mißbilligend die Lippen. Warum suchten die Sardalianer nicht nach den Ursachen ihres Problems? Statt dessen ging es ihnen vor allem um eine Behandlung der Symptome.
Er dachte kurz an die Klagen des holographischen Arztes und staunte darüber, wie sehr manche Programme mit sich selbst beschäftigt sein
Weitere Kostenlose Bücher