Segnet die Tiere
Ausdruck?«
»Ich glaube schon.« Marima schien plötzlich sehr daran interessiert zu sein, ihr Haar in Ordnung zu bringen.
»Und die Vandorraner haben einen gegensätzlichen
Glauben«, fügte Kim hinzu.
Marima ließ die Hände sinken und musterte Harry. »Es ist kein Glaube.«
»Es spielt keine Rolle, wie Sie es nennen«, erwiderte Kim.
»Man könnte die Sorge um Ihre Gesundheit mit einer Religion vergleichen. Um am Leben zu bleiben, müssen Sie den Gott der micaszianischen Religion töten.«
Marimas Nasenschlitze zitterten. »Jetzt gehen Sie zu weit, Harry.«
»Tatsächlich? Sie haben selbst gesehen, wie ich von einem Darra gerettet wurde. Es geschah zum zweiten Mal. Sie hätten mich fressen können. Sie hätten mich fressen sollen –
bestimmt waren sie hungrig genug. Aber sie entschieden sich dagegen.«
»Was beweist das schon, abgesehen davon, daß große Fische Sie nicht für einen Leckerbissen halten?«
Kim schlug mit der flachen Hand aufs Deck. »Verdammt, es beweist, daß die Darra intelligent sind. Selbst Sie können das jetzt nicht mehr leugnen, Marima. Aber trotzdem geht das Abschlachten weiter, ungeachtet des hohen Preises, den Sie schließlich dafür bezahlen müssen. Und ungeachtet der Tatsache, daß Sie sich damit den Haß Ihrer Nachbarn und Handelspartner zuziehen.«
Marima schüttelte ihr purpurnes Haar. »Worauf wollen Sie mit diesem Unsinn hinaus?«
»Auf dies«, entgegnete Kim gepreßt. »Wenn sich Ihre
Kontroverse mit den Micaszianern verschärft – und darauf deutet alles hin –, so steht Ihnen ein verheerender Religionsund Bürgerkrieg bevor. Er beginnt wegen der grauen Pest. Und er endet, wenn Sie alle tot sind.«
»Sind Sie sicher, Doktor?« Chakotay starrte den Holo-Arzt an und wünschte sich einmal mehr, die Programmierer hätten sich für eine weniger mürrische Persönlichkeit entschieden.
»Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen, Commander: Die medizinischen Daten über Lieutenant Paris sind
unvollständig. Inzwischen glaube ich, daß sie zusammen mit anderen Dateien während der zweiten energetischen
Überladung hier in der Krankenstation gelöscht wurden. Dazu kam es, als der Beschützer die Voyager durch die Galaxis schleuderte; Dr. Fitzgerald und Schwester T’Prena fanden dabei den Tod. Nun, die derzeitigen Medo-Aufzeichnungen beschränken sich auf die von mir durchgeführte Behandlung von Mr. Paris’ Verbrennungen.«
Chakotay beugte sich über den Diagnosetisch. »Ich brauche Informationen über Paris’ Brustkasten, insbesondere über die Narbe auf der linken Seite.«
»Eine Narbe? Hm, mal sehen.«
»Doktor«, warf Kes ein, »Tom hat tatsächlich eine Narbe. Ich erinnere mich daran, daß Sie einmal darüber sprachen.«
Der holographische Arzt musterte die Ocampa einige
Sekunden lang. »Ja, ich erinnere mich ebenfalls. Ich bot Mr.
Paris an, die Narbe zu entfernen. Seine Reaktion war sehr seltsam.«
»Wie meinen Sie das, Doktor?« fragte Chakotay.
»Er errötete und meinte, er hinge an ihr.« Der Arzt schüttelte den Kopf. »Menschen und ihre Emotionen.«
»Da würde Ihnen Mr. Tuvok sicher zustimmen«, sagte Kes und lächelte.
»Ich möchte nach Paris scannen und die Narbe dabei als Suchmerkmal verwenden«, erklärte Chakotay.
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, Commander? Ich habe keine Gewebeproben von jenem Teil seiner Anatomie, aber die Blutstruktur müßte eigentlich für eine entsprechende Extrapolation genügen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden…«
Der Doktor wandte sich der zentralen Diagnosestation zu und bewies seine holographische Natur, indem er zu anderen, peripheren Konsolen sprang. Er verschwand hier und erschien dort, ein Vorgang, der sich häufig wiederholte, während er Daten sammelte und korrelierte. Die Falten schienen sich immer tiefer in seine Stirn zu fressen, während Holo-Finger über Tasten und Schaltflächen huschten. Schließlich hob er den Kopf, nickte und reichte dem Ersten Offizier einen Datenchip. »Ich hoffe, das genügt.«
Chakotay nahm den Chip entgegen. »Danke!« rief er über die Schulter hinweg, als er die Krankenstation im Laufschritt verließ.
22
Der Himmel gewann eine seltsame, metallische Tönung, und dunkle Wolken ballten sich zusammen. Ein gespenstisch heulender Wind sorgte dafür, daß nicht festgezurrte Seile und Taue wie Peitschenschnüre auf dem Deck des Schiffes hin und her zuckten. Harry Kim wäre beinahe über sie gestolpert, als er zum Ruderhaus wankte.
»Sollten wir nicht
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