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Sehen Sie, so stirbt man also

Sehen Sie, so stirbt man also

Titel: Sehen Sie, so stirbt man also Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelius Hartz
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„Plaudite, amici, comoedia finita est.“
    Quelle: Anton Felix Schindler
    Zitiert nach: Sieghard Brandenburg (Hrsg.): Ludwig van Beethoven. Briefwechsel Gesamtausgabe, München 1996, Bd. 6, S. 385
    Alternativ: „Schade, schade, zu spät!“
     
    Er führte fort und vollendete, was Haydn und Mozart begonnen hatten: Beethoven brachte die Epoche der Wiener Klassik zu ihrem Höhepunkt und bereitete die Romantik vor. Immer wieder wird er als größter Komponist aller Zeiten betitelt. Dabei ertaubte er schon ab seinem 29. Lebensjahr immer stärker.
    Wie starb er?
    Immer öfter war er krank, schon mit 29 Jahren. Zu seinem beginnenden Ohrenleiden kamen Magen-Darm-Probleme, Entzündungen verschiedener Organe und Körperteile sowie immer wieder hohes Fieber. Kuraufenthalte und Reisen aufs Land sollten Abhilfe schaffen, doch vergebens. Wie so oft im Rückblick ist es schwierig, heute eine Diagnose zu stellen. Es wird wohl eine Kombination verschiedener Ursachen gewesen sein wie chronische Bleivergiftung und Alkoholmissbrauch. Auch eine Infektion mit Brucella-Bakterien ist im Gespräch, die sich durch das sogenannte „wellenförmige Fieber“ bemerkbar macht.
    Anfang der 1820er Jahre verschlimmerten sich die Leiden, eine beginnende Leberzirrhose kam hinzu. Schon vollständig ertaubt, fuhr Beethoven noch im Herbst des Jahres 1826 an die Donau. Auf der Rückreise nach Wien holte er sich eine Lungenentzündung; die Fahrt im offenen Wagen im |43| November war keine gute Idee gewesen. Er erholte sich zwar wieder, doch die Leberzirrhose wurde so schlimm, dass er bald ans Bett gefesselt war. Dazu kamen Wassereinlagerungen in den Extremitäten. Alle Versuche der Ärzte, ihn zu kurieren, scheiterten. Am 26. März 1827 starb er.
    Seine Beisetzung auf dem Friedhof Währing in Wien wurde zur Massenveranstaltung: Zeitgenössische Quellen berichten von 20   000 Personen, die am Begräbnis teilnahmen. Beethovens Grabrede verfasste Franz Grillparzer. 61 Jahre später wurde Beethovens Leichnam noch einmal umgebettet und fand seine letzte Ruhestätte an einem Ehrenplatz auf dem Wiener Zentralfriedhof.
    Die letzten Worte
    Ludwig van Beethovens letzte Worte sind in einem Brief von Anton Felix Schindler an Ignaz Moscheles überliefert: „Applaudiert, Freunde, die Komödie ist vorüber!“ Schindler war seit 1822 Beethovens Sekretär und sollte sein erster Biograf sein. Der Ausdruck ist uns bereits im Zusammenhang mit Kaiser Augustus begegnet (s. S. 19), und auch Beethoven sagte dies, laut Schindler, auf Latein. Eine umfassende klassische Bildung hatte Beethoven zwar nicht genossen, denn schon im Kindesalter hatten die Eltern mehr sein musikalisches Talent gefördert; die Schulbildung kam dabei zu kurz. Doch immerhin genoss er später privaten Unterricht, u. a. in Latein. Möglich, dass er in diesem Zusammenhang die klassische Verabschiedungsformel der römischen Komödie kennenlernte, mit der die Schauspieler am Ende einer Aufführung vor das Publikum traten. Wenn jemand jedoch unter solchen Umständen verscheidet, unter großem Leid bei schwerer Krankheit, haben diese letzten Worte eine ganz besondere Wirkung – eine gewisse Leichtigkeit vermögen sie auszudrücken, gleichzeitig aber die Wehmut des Künstlers, der weiß, dass er seinen großen Auftritt nun gehabt hat.
    Ob dies wirklich die letzten Worte waren, die Beethoven von sich gab, bevor er am Nachmittag des 26. März das Bewusstsein verlor, ist dennoch nicht sicher. Schindler gibt dies wörtlich wieder, allerdings als Letztes, was der Komponist zu
ihm
sagte, und zwar schon am Tag vor dessen Tod. Vielleicht waren es in Wahrheit doch andere letzte Worte, die ebenfalls bekannt geworden sind – wenn auch nicht ganz klar ist, wo die Überlieferung ihren Ursprung hat: „Schade, schade, zu spät!“ Hier jedoch ist der Kontext das Entscheidende: „Zu spät“, noch ein großes Werk zu schreiben? Die letzten Ideen zu Papier zu bringen? Nein, „zu spät“, den Wein auszutrinken, den der Komponist noch an seinem Bett stehen hatte, eine Flasche Mosel, die er sich noch aus Deutschland hatte kommen lassen.

|44| Johann Wolfgang von Goethe
„Mehr Licht!“
    Wahrheitsgehalt: 10 %
    Tätigkeit: Schriftsteller
    Gestorben: 22. März 1832 in Weimar
    Im Alter von: 82 Jahren
    Todesursache: Herzinfarkt
    Letzte Worte im Zusammenhang: „Macht doch den zweiten Fensterladen auch auf, damit mehr Licht hereinkomme!“
    Quelle: Carl Vogel
    Zitiert nach: Carl Vogel: Die letzte Krankheit Goethe’s,

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