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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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herauszubekommen, wo es liegt, damit wir gewinnen, weil unsere Gegnerin nicht kommt. Es wäre jedoch nie dazu gekommen. Die Begegnung muß stattfinden, ehe Cyradis die Wahl treffen kann. Die Prophezeiungen hatten nicht vor, es auf eine andere Weise geschehen zu lassen. Beide Seiten haben viel Mühe damit verschwendet, etwas tun zu wollen, was ganz einfach nicht getan werden kann. Das hätte uns von Anfang an klar sein müssen. Damit hätten wir uns viel Unannehmlichkeiten ersparen können. Der einzige Trost ist, daß Zandramas sich ebenso vergebens, aber noch viel mehr angestrengt hat als wir.«
    »Ich bin trotzdem sicher, daß ich es sein werde.«
    »Unsinn!«
    »Ich hoffe nur, daß sie mir gestatten, mein Kind noch einmal in die Arme zu nehmen, ehe ich sterben muß«, sagte sie wehmütig.
    »Du wirst nicht sterben, Ce'Nedra.«
    Sie hörte ihn gar nicht. »Ich möchte, daß du gut auf dich aufpaßt, Garion. Iß richtig, zieh dich im Winter warm an und sorge dafür, daß unser Sohn mich nicht vergißt.«
    »Ce'Nedra, würdest du damit aufhören!«
    »Noch etwas, Garion«, bohrte sie unerbittlich weiter. »Wenn ich eine Zeitlang tot bin, will ich, daß du dich wieder vermählst. Ich möchte auf keinen Fall, daß du so Trübsal bläst, wie Belgarath es die vergangenen dreitausend Jahre getan hat.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Außerdem wird dir nichts zustoßen!«
    »Wir werden sehen. Versprich es mir, Garion. Du bist nicht dazu bestimmt, allein zu sein, und du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert.«
    »Bist du damit fertig?« Das war Poledra. Sie trat hinter dem Groß-
    mast hervor. »Es ist ja alles sehr hübsch und wehmütig, aber findest du es nicht selbst etwas melodramatisch? Garion hat recht, Ce'Nedra. Nichts wird euch beiden passieren, also hör mit diesem unnötigen Edelmut auf!«
    »Ich weiß, was ich weiß, Poledra«, sagte Ce'Nedra eigensinnig.
    »Dann kann ich nur hoffen, daß du nicht zu enttäuscht sein wirst, wenn du übermorgen aufwachst und feststellst, daß du dich bester Gesundheit erfreust.«
    »Wer wird es dann sein?«
    »Ich«, sagte Poledra ruhig. »Ich weiß es seit bereits dreitausend Jahren, also hatte ich Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen.
    Wenigstens habe ich den heutigen Tag mit meinen Lieben, ehe ich für immer gehen muß. Ce'Nedra, dieser Wind ist eisig. Gehen wir hinunter, bevor du dich erkältest.«
    »Sie ist genau wie Tante Pol, nicht wahr?« sagte Ce'Nedra über die Schulter, als Poledra sie entschlossen den Niedergang hinunter führ-te.
    »Natürlich!« rief Garion zurück.
    »Es hat also angefangen, wie ich sehe«, bemerkte Silk, der in der Nähe stand.
    »Was hat angefangen?«
    »Das wehmütige Abschiednehmen. So gut wie jeder ist überzeugt, daß er derjenige ist, der die Sonne morgen nicht mehr wird untergehen sehen. Ich könnte mir vorstellen, daß sie alle, einer nach dem anderen an Deck kommen werden, um dir Lebewohl zu sagen. Ich dachte, ich würde der erste sein – um es rasch hinter mich zu bringen –, aber Ce'Nedra ist mir zuvorgekommen.«
    »Du? Nichts kann dich umbringen, Silk. Dazu hast du viel zuviel Glück.«
    »Ich habe mir mein Glück selbst gemacht, Garion. Es ist nicht schwer, beim Würfelspiel ein bißchen nachzuhelfen.« Das Gesicht des kleinen Mannes wurde nachdenklich. »Wir hatten wirklich schöne Zeiten miteinander, nicht wahr? Ich glaube, sie überwiegen die schlechten. Und das ist wohl alles, was ein Mensch sich erhoffen kann.«
    »Du tust genauso wehmütig wie Ce'Nedra und meine Großmut-
    ter.«
    »Hat ganz den Anschein, nicht wahr? Und das paßt gar nicht zu mir. Sei nicht zu traurig, Garion. Sollte wirklich ich derjenige sein, erspart es mir die Mißlichkeit, eine sehr unangenehme Entscheidung treffen zu müssen.«
    »Oh? Welche denn?«
    »Du weißt doch, was ich vom Heiraten halte, nicht wahr?«
    »O ja! Oft genug hast du es mir klargemacht.«
    Silk seufzte. »Trotz all dem werde ich wohl etwas unternehmen müssen, was Liselle betrifft.«
    »Ich habe mich schon gefragt, wie lange du noch damit warten würdest.«
    »Du hast es gewußt?« Silk starrte ihn erstaunt an.
    »Alle haben es gewußt. Sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, dich zu kriegen, und das ist ihr auch geglückt.«
    »Das ist deprimierend – in meinem Greisenalter noch in die Falle gelockt zu werden.«
    »Na ja, ganz so alt bist du auch noch nicht.«
    »Ich muß es wohl sein, wenn ich mir so etwas überhaupt durch den Kopf gehen lasse«, sagte Silk düster.

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