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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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haben.« Er stiefelte kurz hin und her. »Ich muß unsere Leute zur Beobachtung auf sie ansetzen.«
    »Yarblek, ich habe den besten Geheimdienst auf der Welt!«
    »Möglich, Porenn, aber für Silk und mich arbeiten mehr Leute, als Ihr aufbringen könnt. Und wir haben Kontore und Lagerhäuser an Orten, von denen Javelin noch nicht einmal gehört hat.« Er blickte Vella an. »Möchtest du mit mir nach Gar og Nadrak zurückkehren?«
    »Mitten im Winter?« protestierte Porenn.
    Yarblek zuckte mit den Schultern. »Wir müssen uns einfach wärmer anziehen, das ist alles.«
    »Was willst du denn dort?« fragte Vella. »Ich bin wirklich nicht sehr daran interessiert, nur herumzusitzen, während du über Geschäfte redest.«
    »Ich dachte, wir reisen nach Yar Nadrak. Javelins Leute konnten offenbar nicht herausfinden, was Drosta im Schilde führt.« Er unterbrach sich und blickte Königin Porenn nachdenklich an. »Außer sie haben in letzter Zeit etwas erfahren, wovon ich noch nicht gehört habe«, fügte er hinzu.
    »Würde ich Euch solche Informationen vorenthalten, Yarblek?«
    fragte sie mit gespielter Unschuld.
    »Wahrscheinlich schon. Aber wenn Ihr etwas wißt, Porenn, dann weiht mich ein. Ich möchte diese Reise nicht unnötig machen, und Yar Nadrak ist kein sehr angenehmer Ort im Winter.«
    »Ich habe noch nichts erfahren«, versicherte sie ihm ernst.
    »Ich habe es auch nicht angenommen«, brummte Yarblek. »Drasnier sehen zu sehr wie Drasnier aus, als daß sie sich in Yar Nadrak herumtreiben könnten, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.« Er blickte Vella an. »Na?«
    »Warum nicht?« erklärte sie sich einverstanden. »Nehmt es bitte nicht persönlich, Porenn, aber Euer Unternehmen – Euer Versuch – , eine Dame aus mir zu machen, fängt an, meine Umsicht zu beeinträchtigen. Könnt Ihr Euch vorstellen, daß ich gestern mein Zimmer mit nur einem meiner Messer verlassen habe? Ich glaube, ich brauche ein wenig frische Luft und schales Bier, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.«
    Khevas Mutter seufzte. »Bemüht Euch, nicht zu vergessen, was ich Euch gelehrt habe, Vella.«
    »Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis und kenne durchaus den Unterschied zwischen Boktor und Yar Nadrak. Boktor riecht beispielsweise besser.«
    »Wie lange werdet Ihr fort sein?« fragte Porenn Yarblek.
    »Ein bis zwei Monate, schätze ich. Ich glaube, wir sollten auf einem kleinen Umweg nach Yar Nadrak reiten. Ich möchte Drosta nicht auch noch ankündigen, daß ich komme.«
    »Gut«, sagte die Königin. Dann überlegte sie kurz. »Noch etwas, Yarblek.«
    »Ja?«
    »Ich mag Vella sehr. Also laßt Euch nicht einfallen, sie zu verkaufen, während Ihr in Gar og Nadrak seid. Das würde mich außerordentlich erzürnen!«
    »Wer würde sie schon kaufen?« entgegnete Yarblek. Dann grinste er und sprang aus dem Weg, als Vella nach einem ihrer Messer griff.

    Die unsterbliche Salmissra blickte mit leichtem Abscheu auf ihren gegenwärtigen Obereunuchen Adiss. Es genügte nicht, daß er un-tüchtig war, er war auch schmuddelig. Sein schillerndes Gewand wies Essensflecke auf, sein Schädel und sein Gesicht waren stoppe-lig. Er war nie mehr als ein Opportunist gewesen, schloß sie, und nun, da er zu dem hohen Amt des Obereunuchen aufgestiegen war und sich hier verhältnismäßig sicher fühlte, führte er ein ausschwei-fendes Leben schlimmster Art. Er nahm unglaubliche Mengen einiger der schädlichsten Drogen zu sich und trat manchmal mit den leeren Augen und dem abwesenden Benehmen eines Schlafwand-lers vor ihren Thron. Er badete selten, und das Klima von Sthiss Tor und die verschiedenen Drogen machten seinen Körpergeruch schier unerträglich. Da die Schlangenkönigin nun die Luft mit der vor-und zurückschnellenden Zunge probierte, roch sie ihn nicht nur, sondern schmeckte ihn auch.
    Er hatte sich auf den Marmorboden vor dem Thronpodest geworfen und meldete mit winselnder, näselnder Stimme einen unbedeutenden Vorfall. Unbedeutende Angelegenheiten füllten die Tage des Obereunuchen. Er widmete sich diesen unwichtigen Dingen, da bedeutende über seine Fähigkeiten hinausgingen. Mit der vernunft-losen Hingabe eines Mannes, der einen recht beschränkten geistigen Horizont hatte, blähte er Kleinigkeiten ins Unermeßliche auf und berichtete sie, als wären sie von welterschütternder Bedeutung.
    Salmissra vermutete, daß er die meiste Zeit in seliger Ignoranz der Angelegenheiten lebte, die eigentlich seiner vollen Aufmerksamkeit bedurften.
    »Ihr dürft Euch

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