Seherin von Kell
hast.«
»Arell hat Geran gefunden.« Ce'Nedra lächelte. »Jetzt habe ich noch mehr Grund, Arell zu lieben.«
»Wir lieben Arell alle.«
»Ist er nicht ein schönes Baby?« Ce'Nedra schlug die Decke wieder ein wenig zurück, und die alten Lumpen waren deutlich zu sehen.
»Er ist niedlich, Liebes. Hattest du Gelegenheit, dich ein bißchen mit Arell zu unterhalten?«
»O ja, Tante Pol. Sie hat etwas sehr Wichtiges zu erledigen, deshalb konnte sie sich uns jetzt auch noch nicht anschließen. Aber sie meinte, sie würde uns in Perivor treffen – oder vielleicht erst später bei Korim.«
»Dann wußte sie also, wohin wir wollen?«
»O nein, Tante Pol.« Ce'Nedra lachte. »Ich sagte es ihr. Sie wollte so gerne mit uns kommen, aber wie gesagt, sie muß zuvor etwas Wichtiges erledigen. Sie hat mich gefragt, wohin wir reiten, da er-zählte ich ihr von Perivor und Korim. Über Korim hat sie sich allerdings gewundert.«
Polgara kniff die Augen zusammen. »Ich verstehe. Durnik, sei so lieb und bau ein Zelt auf. Ich glaube, Ce'Nedra und ihr Baby sollten sich ein bißchen ausruhen.«
»Wird gemacht, Pol«, antwortete ihr Gemahl und tauschte einen raschen Blick mit ihr.
»Ja, jetzt, da Ihr es erwähnt, Tante Pol«, sagte Ce'Nedra glücklich,
»muß ich gestehen, daß ich müde bin. Und Geran braucht gewiß auch Schlaf. Babies schlafen sehr viel, wißt Ihr. Ich werde ihn stillen, dann kann er schlafen. Er schläft nach dem Stillen gewöhnlich gleich ein.«
»Es wird schon wieder gut«, sagte Zakath leise zu Garion, als die Augen des rivanischen Königs sich mit Tränen füllten. Der malloreanische Kaiser legte beruhigend eine Hand auf die Schulter seines Freundes.
»Aber was wird sein, wenn sie aufwacht?«
»Polgara kümmert sich bestimmt darum.«
Nachdem Durnik das Zelt aufgebaut hatte, führte Polgara die be-nommene kleine Königin hinein. Nach einem Augenblick spürte Garion einen leichten Zug und vernahm einen Hauch von Laut.
Dann kam seine Tante mit Ce'Nedras Bündel aus dem Zelt. »Schaff das fort.« Sie drückte es Garion in die Hände.
»Kommt sie wieder in Ordnung?« fragte er.
»Sie schläft jetzt. In etwa einer Stunde wird sie aufwachen und sich an diesen Zwischenfall überhaupt nicht mehr erinnern. Keiner von uns wird ihn erwähnen, und damit ist er abgetan.«
Garion trug das Bündel tiefer in den Wald und versteckte es unter einem Busch. Als er zurückkehrte, wandte er sich an Cyradis. »Es war Zandramas, nicht wahr?« fragte er heftig.
»Ja«, antwortete die Seherin ruhig.
»Und Ihr habt gewußt, daß es geschehen würde?«
»Ja.«
»Warum habt Ihr uns dann nicht gewarnt?«
»Das wäre eine Einmischung in ein Ereignis gewesen, das geschehen mußte.«
»Das war grausam, Cyradis.«
»Das sind Erfordernisse manchmal. Bedenkt, Belgarion, Zandramas konnte sich, im Gegensatz zu Euch, nicht nach Kell begeben, deshalb mußte sie den Treffpunkt von einem Eurer Gefährten herausfinden, anderenfalls könnte sie nicht zur vorbestimmten Zeit am Ort, der nicht mehr ist, sein.«
»Warum gerade Ce'Nedra?«
»Wie Ihr Euch erinnert, hat Zandramas Eure Königin schon früher ihrem Willen gefügig gemacht. Es ist nicht schwierig für sie, das wieder zu tun.«
»Das werde ich nicht vergeben, Cyradis!«
»Garion!« mahnte Zakath. »Sei vernünftig! Ce'Nedra wurde kein Leid zugefügt, und Cyradis hat nur getan, was sie tun mußte«, nahm der Malloreaner die Seherin in Schutz.
Garion drehte sich um und stapfte wütend davon.
Als Ce'Nedra aufwachte, erinnerte sie sich offenbar tatsächlich nicht an die Begegnung im Wald und schien wieder die alte zu sein.
Durnik baute das Zelt ab, und sie ritten weiter.
Kurz vor Sonnenuntergang erreichten sie den Waldrand und
errichteten dort ihr Lager. Garion ging Zakath aus dem Weg, denn er befürchtete, daß er ihm seinen Ärger allzu deutlich zeigen könnte, nachdem er die Seherin so in Schutz genommen hatte. Zakath und Cyradis hatten vor dem Aufbruch aus Kell ein langes Gespräch ge-führt, und jetzt hatte er sich anscheinend völlig ihrer Sache ver-schrieben. Seine Augen wirkten jedoch manchmal besorgt, und er drehte sich häufig im Sattel, um sie anzublicken.
In dieser Nacht allerdings, als sie beide Wache hielten, konnte Garion seinem Freund nicht mehr ausweichen.
»Bist du immer noch böse auf mich, Garion?« fragte Zakath.
Garion seufzte. »Nein, wohl nicht. Ich glaube auch nicht, daß ich wirklich böse auf dich war – nur ein bißchen verärgert. Vor allem
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