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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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den Kopf gehen. »Das ist nicht üblich«, sagte er zweifelnd.
    »Das ist auch der Einsatz von Zauber nicht. Ließe es sich machen?«
    »Zakath, du kriegst eine fünfzehn Fuß lange Lanze, die pro Fuß etwa zwei Pfund wiegt. Um sie so schnell herumzudrehen, brauch-test du Arme wie ein Gorilla.«
    »Nicht wirklich. Man muß sie nicht sehr weit vor und zurück bewegen. Ein leichter Schlag würde genügen. Darf ich es
    versuchen?«
    »Es ist deine Idee. Ich werde hier sein, um dich aufzuklauben, wenn es nicht funktioniert.«
    »Ich wußte, daß ich mich auf dich verlassen kann!« Zakaths Stimme klang aufgeregt, fast jungenhaft.
    »Ihr Götter!« murmelte Garion mit nicht ganz gespielter Verzweiflung.
    »Stimmt was nicht?« fragte Zakath.
    »Ich weiß nicht. Aber versuch es, wenn du unbedingt mußt.«
    »Was macht es schon, ich kann ja nicht verletzt werden, oder?«
    »So sicher solltest du dir nicht sein. Siehst du den?« Garion deutete auf einen Ritter, der gerade aus dem Sattel gehoben worden und mit dem Rücken auf der Mittelstange der Schranke aufgeschlagen war.
    »Er ist doch nicht ernsthaft verletzt, oder?«
    »Er rührt sich noch – ein wenig zumindest. Aber sie werden einen Schmied brauchen, um ihn aus dem Panzer herauszukriegen, ehe Ärzte sich seiner annehmen können.«
    »Ich glaube trotzdem nach wie vor, daß es funktionieren kann«, sagte Zakath überzeugt.
    »Wenn nicht, werden wir dafür sorgen, daß du eine prächtige Bestattungsfeier bekommst. So, jetzt sind wir an der Reihe. Holen wir uns Lanzen.«
    Die stumpfen Lanzen waren am oberen Ende mit vielen Schichten Schaffell gepolstert und mit Segeltuch straff umwickelt. Das ergab einen festen Ball, der nicht gefährlich wirkte, doch einen Gegner mit ungeheurer Kraft aus dem Sattel werfen konnte. Und es war nicht der Aufprall der Lanze, der Knochen brach, sondern der heftige Aufschlag auf dem Boden. Als Garion seinen Willen zu lenken begann, war er ein wenig abwesend, und das einzige, was ihm einfiel, als er den Zauber besiegeln wollte, war: »Mach es so!« Er war sich nicht völlig sicher, daß es genauso funktionierte, wie er es geplant hatte. Sein erster Gegner wurde aus dem Sattel geworfen, als Garions Lanzenball noch fünf Fuß von seinem Schild entfernt war. Hastig änderte er den Wirkungsbereich um ihre Lanzen. Überrascht stellte er fest, daß Zakaths Verfahren großartig funktionierte. Ein knappes, fast unmerkliches Drehen seines Unterarms lenkte die Lanze seines Gegners ab, und dann schmetterte sein Lanzenball geradewegs auf die Mitte des gegnerischen Schildes. Ein Reiter, der vom Rücken eines anstürmenden Pferdes geschmettert wird, fliegt ein ordentliches Stück durch die Luft, wie Garion bemerkte, und der Krach, wenn er auf dem Boden aufschlägt, hört sich an, als breche eine Schmiede zusammen. Ihre beiden Gegner wurden bewußtlos vom Platz getragen.
    Es war ein schlimmer Tag für Perivors Stolz. Während ihre Erfahrung mit den verzauberten Waffen wuchs, schlugen der rivanische König und der Kaiser von Mallorea wahre Breschen in die Reihen der gepanzerten Ritter von Perivor und füllten die Zelte mit stöh-nenden Verwundeten. Es kam zu einer Niederlage nach der anderen, und das Ganze erreichte alsbald das Ausmaß einer Naturkata-strophe. Schließlich ernüchterte die Erkenntnis, daß sie sich einem unschlagbaren Paar gegenübersahen, sogar das tollkühne mimbratische Blut, und die Ritter von Perivor sammelten und berieten sich miteinander. Sie ergaben sich allesamt.
    »Wie schade!« bedauerte Zakath. »Es hat gerade angefangen, mir Spaß zu machen.«
    Garion zog vor, diese Bemerkung unbeantwortet zu lassen.
    Als die beiden zu den Tribünen zurückkehrten, um dem König, wie es sich geziemte, ihre Achtung zu erweisen, kam der weißäugige Naradas mit öligem Lächeln auf sie zu. »Seid beglückwünscht, edle Ritter. Ihr seid Männer von großem Heldenmut und außeror-dentlichem Geschick. Ihr habt die Lorbeeren des Tages errungen.
    Vielleicht habt ihr bereits von dem großen ehren- und ruhmvollen Preis gehört, der den Siegern des Turniers zuteil wird?«
    »Nein«, antwortete Garion dumpf. »Bis jetzt noch nicht.«
    »Ihr habt Euch heute um die Ehre geschlagen, ein lästiges Untier zu überwältigen, das immer wieder den Frieden unseres schönen Königreichs stört.«
    »Was für eine Art von Untier?« erkundigte sich Garion mißtrauisch.
    »Ein Drache selbstverständlich, Herr Ritter.«

    14
    Jetzt hat er uns doch schon wieder überlistet!«

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