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Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
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Blanche, die am äußersten Rand des Tisches saßen, hatten seine Frage im Lärm offensichtlich nicht verstanden, denn sie zuckten die Schultern. Yann beugte sich vor und wiederholte die Frage. Da nickten beide. Die blauen Flecken in Jolas Gesicht schimmerten inzwischen violett bis gelblich, immerhin waren die Schwellungen verschwunden.
    »Der Inquisitor hat heute angeordnet, dass Catheline vorgeladen werden soll. Ich frage mich, ob es nicht wichtig wäre, wenn sie hier erscheint und aussagt, denn es ist ein GerichtGottes«, sagte Pfarrer Jeunet und nahm einen weiteren Löffel Suppe. »Andererseits erhob sich kurz nach der Anordnung die Schwester der Baronin. Ihr Blick war … Mir wurde so kalt, als sie an mir vorbeiging und den Saal verließ. Ich schwanke so, ich weiß nicht, was richtig ist. Soll Catheline kommen, soll sie es nicht? Dann habe ich auch noch den Hauptmann gesehen. Und der Baron, er war so erpicht darauf, dass Catheline erscheint. Es ist alles seltsam und möglicherweise gefährlich. Was meint ihr dazu?«
    Vor Mathis’ innerem Auge erschien das Bild, das auch ihn noch immer frösteln ließ. Er hatte vor dem Saal gewartet und beobachtet, wie die Schwester der Baronin auf Hauptmann Bouchet getroffen war. Schnell und leise hatte sie auf ihn eingeredet, und er war unmittelbar danach davongeeilt. Noch immer war Mathis unschlüssig, ob er dem Hauptmann nicht hätte folgen sollen. Aber Catheline war weit weg und gut versteckt, versuchte Mathis sich zu beruhigen, um den Druck auf seinem Brustkorb zu mildern. Denn im Gegensatz zum Pfarrer hatte er eine feste Meinung: Catheline sollte bleiben, wo sie war. In Sicherheit.
    Mathis gab keine Antwort, denn das Schankmädchen erschien und stellte Yann den tönernen Becher mit dem Bier hin, griff sich die leeren Holzschalen und verschwand wieder.
    »Ich bin der Meinung, Catheline soll nicht nach Nantes kommen. Wenn ich doch nur wüsste, ob wir noch einmal vernommen werden sollen. Ich würde sonst nach Hause aufbrechen«, sagte Yann, als das Schankmädchen außer Hörweite war.
    »Niemand schläft allein, sie werden die Nächte in unterschiedlichen Hütten verbringen, und die Wachen des Herzogs sind vor Ort«, sagte Pfarrer Jeunet und versuchte, seiner Stimme Zuversicht zu verleihen. Woher sollte er auch wissen, wie es war, um Familienangehörige zu fürchten?
    Blanche klopfte auf das Holz des Tisches, und alle steckten die Köpfe zusammen. »Was geschah am Nachmittag im Prozess?«, fragte sie Pfarrer Jeunet.
    »Der Promotor, er leitet den Prozess, hat das erste Mal darauf aufmerksam gemacht, dass er bei Zweifeln an den Aussagen des Barons dem Bischof und Pater Blouyn vorschlagen kann, die peinliche Befragung anzuordnen.«
    Verständnislos blickte Blanche ihn an.
    »Die Folter, er kann die Folter anwenden lassen«, erklärte Yann.
    Eindringlich sah Mathis über den Tisch zu Blanche hinüber. Verstehst du jetzt langsam, wohin uns Lügen führen können?, fragte sein Blick. Aber sie öffnete nur ihre Hand und ließ beiläufig Avels Holzfigur durch ihre Finger gleiten. Dann schloss sie die Hand wieder zur Faust, und die Figur verschwand.
    Hass macht hart, dachte Mathis und sah dann Pfarrer Jeunet an, der an seiner Lippe zupfte und dabei weitersprach: »Nachdem Pater Blouyn sich dafür ausgesprochen hatte, Catheline zu befragen, quoll der Baron regelrecht über vor Triumphgefühl. Aber nicht lange, denn die Androhung von Folter ließ ihn unruhig werden. Er wies vehement von sich, etwas mit dem Verschwinden der Kinder oder mit den Morden zu tun zu haben.«
    Jola schnaubte verächtlich auf, gedankenverloren zerkrümelte sie das restliche Brot. »Das glaubt er doch selbst nicht«, sagte sie und schob die Krumen zusammen.
    »Als der Bischof wenig später auf die Teufelsbeschwörung zu sprechen kam und erläuterte, dass der Vorwurf der Häresie zur Exkommunikation berechtigt, begann der Baron zu schwitzen, dass es jeder sehen konnte. Ich glaube, er fürchtet wirklich, dass er vom Leib Christi und damit von seiner Kirche getrennt werden kann. Er hat Angst davor, dass seine Erlösung verhindert und dass er aus der Gemeinschaft der Christen ausgeschlossenwird. Das wäre ein Leben in Einsamkeit, denn es bedeutet den Abbruch aller Verbindungen. Und während ich diese Angst sah, war ich unfassbar verwirrt. Dieser Mann betreibt laut Zeugenaussage Teufelsbeschwörungen und fürchtet dennoch, Gott zu verlieren.« Pfarrer Jeunet zupfte hastiger an seiner Lippe herum.
    Blanche machte ein

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