Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
Vom Netzwerk:
stehendes Heer auf- und weiter auszubauen«, hörte sie Ludwig de Troyenne sagen. Der Bruder des Barons war seit dem Neujahrsfest zu Gast, doch da er freundlich war und wenig Arbeit machte, konnte er noch eine Weile bleiben, befand Jola.
    »Es gibt Gerüchte«, fuhr er fort, »dass sich Widerstand unter Teilen des Adels regt. Dass sich eine Horde Unbelehrbarer unter der Leitung von Johann von Alençon zusammenrottet, die dem König entgegentreten will.«
    »Wenn es eine Verschwörung gibt, muss man dem König und dem Heer beistehen, notfalls auch mit einer Schar bewaffneter Söldner«, erwiderte die Witwe.
    Jola verdrehte die Augen. Dieses Frauenzimmer war unerträglich. Auch die Nörglerin schien ihrer Meinung zu sein, denn sie lachte auf. Erschrocken schob Jola den Kopf hinter dem Wandschirm hervor. Sie hatte richtig gehört: Die Nörglerin hatte Platz genommen. Sofort ergriff sie den Teller und eilte zu Tisch.
    »Halte dich da raus, Francine. Davon verstehst du nichts«, sagte die Baronin, als Jola den Teller vor ihr abstellte. »Denn darum geht es ja: Der König hat sich in seinem Erlass vom November gegen Söldnerheere ausgesprochen.«
    »Aber du verstehst etwas davon? Seit wann verstehst du etwas von Frankreich und seinem König? Du … du kennst dich doch nur mit den Engländern aus und ihrem Heinrich VI. Du denkst, weil er irgendwann in Paris gekrönt wurde, ist er der König dieses Landes, oder?«
    »Er wurde 1431 in Notre-Dame de Paris gekrönt, meine Liebe, wenn du es genau wissen willst.«
    »Oh, was bist du schlau. Aber mir kannst du nichts vormachen, du redest doch noch heute dem Hause Burgund nach dem Mund, obwohl die längst klein beigegeben haben. Dich interessiert es anscheinend nicht, auf welcher Seite sie stehen. Gestern waren sie aufseiten der Engländer, heute stehen sie auf der Frankreiches. Aber wer weiß, wem Burgund sich morgen anschließt?«
    Erschrocken trat Jola einen Schritt zurück und sah die Nörglerin an, die nur eine Braue hob. »Im Sommer sind es sechs Jahre, dass der Vertrag von Arras Gültigkeit besitzt, Schwesterherz. Genau genommen wurde er im August im Kloster Saint-Vaas geschlossen. Hier hat Burgund sich auf Frankreichs Seite geschlagen, aber das ist ein alter Hut. Ludwig spricht von anderen Dingen. Ich sagte ja, dass du davon nichts verstehst. Lass es doch einfach gut sein.«
    Die Schwester der Baronin schluckte ihre Widerworte, weil der Baron und Hauptmann Bouchet den Saal betraten. Sofort knickste Jola, um sich dann rückwärts laufend hinter dem Wandschirm in Sicherheit zu bringen.
    »Ist dir das auch aufgefallen? Dass der Hauptmann den Baron nicht mehr aus den Augen lässt, seit er sich vom Überfall der Söldner erholt hat? Ob er in Gefahr ist?«, wisperte Babette ihr zu.
    Jola legte den Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf, während Babette Bratenstücke aufspießte und auf zwei Teller häufte. Noch einmal strich sie ihre Schürze glatt, ergriff die Teller und eilte los.
    Konzentriert lauschte Jola dem Gespräch, das die Männer wieder aufgenommen hatten.
    »Wenn es darum geht, den König gegen Aufständische zu unterstützen, werde ich stets zur Verfügung stehen«, sagte indessen der Baron. »Es ist Johannas Vermächtnis, das es zu verteidigen gilt. Wir müssen Frankreich zusammenhalten, auch wenn wir dabei gegen die eigenen Landsleute vorgehen müssen.«
    Stolz wallte in Jola auf. Der Baron hat die Jungfrau Johanna gesehen, er hat an ihrer Seite gekämpft. Recht hat er, unser Land muss verteidigt werden.
    »Und hierfür werde ich auch gern wieder ein schlagkräftiges Heer ausstatten. Es gibt genug ehrbare Ritter, die darauf brennen, für Frankreich zu kämpfen. Ja, ich zahle dafür, dass diese Mannen und ich ins Feld ziehen werden, sobald sich ein Aufstand formiert.«
    »Amédé, erstens entscheidet der König, mit wem er in den Kampf zieht, und sicherlich ist das Heer Seiner Majestät ausreichend groß. Zweitens ist, was uns betrifft, kein Geld mehr da, um auch nur irgendwen mit irgendetwas auszustatten. Lassuns beten, dass es keinen Aufstand gibt und dass der König nicht nach deiner Unterstützung verlangt, denn er will dann lediglich dein Geld«, erwiderte die Nörglerin.
    Babette, die wieder hinter den Wandschirm zurückgekehrt war, hielt sich die Ohren zu, als die Witwe aufschrie: »Du elendes Weib, was nimmst du dir heraus, in dieser Art das Wort gegen deinen Mann zu richten?«
    Erneut schob Jola den Kopf hinter dem Wandschirm hervor. Die Baronin

Weitere Kostenlose Bücher