Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Sehet die Sünder: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liv Winterberg
Vom Netzwerk:
verdunkelt.«
    »Der Ritt hierher war mir ein Vergnügen, denn ich weiß, dass Ihr Fragen mit Euch herumtragt, die Ihr mit mir besprechen wollt. Bitte seht es mir nach, dass ich Euch vorab noch über verschiedene Unannehmlichkeiten unterrichten muss, aber ich könnte mir vorstellen, dass Eure Fragen damit in Zusammenhang stehen«, erwiderte Julien.
    Bérénice schluckte und deutete mit einer knappen Handbewegung an, er solle beginnen.
    »Es gibt Grund zur Annahme, dass Hauptmann Bouchet mit den Taten, die sich um Schloss Troyenne ereignet haben, zu tun haben könnte.« Er wartete ab und beobachtete Bérénices Mienenspiel, das erst Erstaunen, dann Besorgnis zeigte.
    »Muss ich um Amédé fürchten?«
    »Es ist schlimmer, jedenfalls sehe ich das so.« Julien war versucht, Bérénices Hand zu nehmen, unterdrückte jedoch sein Verlangen und fuhr fort: »Der Bischof vermutet, dass er involviert ist. Wir haben Nachricht vom Pfarrer aus Saint Mourelles erhalten, der dies in Betracht zieht.« Er sprach die Worte sanft und leise, als könne er damit die zerstörerische Kraft der Nachricht abmildern.
    Ein abgehacktes Lachen entfuhr Bérénice. »Das ist Unsinn«, sagte sie und trat einen Schritt zurück, wobei ihr Schuh auf einer Baumwurzel keinen Halt fand. Sie geriet ins Wanken.
    Julien konnte noch rechtzeitig ihre Hand ergreifen, um ihr Halt zu geben. Er schauderte wohlig, als er die weiche Haut ihrer schmalen Finger spürte, die sich um die seinen schlossen und sie nicht wieder hergaben.
    »Es ist Unsinn«, flüsterte sie erneut und verstärkte den Druck auf seine Finger.
    Es war ein winziger Stich, den Julien in seiner Brust verspürte,denn er musste zugeben, dass er dem Gedanken einer Mittäterschaft etwas abgewinnen konnte. Aber was hatte er sich nur erhofft? Dass eine Ehefrau ihren Mann anschwärzte und sich die Hände rieb, weil sie ihn dadurch loswurde?
    Hastig sah er sich um. Was trieb er hier?
    Betraut mit einer kirchlichen Untersuchung, stand er im tiefsten Wald des Anjou und hatte schon vorab ein Urteil im Kopf, das ihm zusagte. Eines, das es ihm ermöglichen würde, sich ungeniert der Frau des Verdächtigen, der Madonna seiner Jugend, zu nähern.
    »Nein, das kann nicht sein«, setzte Bérénice erneut an, und ihre Augen waren noch immer vom Schreck geweitet, »das könnt Ihr mir glauben. Amédé ist sicherlich eigen, aber so etwas würde er nie tun. Aber …«, sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass ich den Verdacht, den Ihr zu haben scheint, umlenken will, aber der Hauptmann ist mir schon immer ein wenig seltsam vorgekommen. Nein, das ist das falsche Wort, vielmehr war er mir widerwärtig und unangenehm.«
    »Es war mir wichtig, Eure Einschätzung zu erfahren«, sagte Julien mit belegter Stimme. Er räusperte sich verlegen, doch Bérénice schien es nicht zu bemerken.
    Den Blick auf die Hände gerichtet, die sich immer noch nicht voneinander gelöst hatten, fragte sie leise: »Stimmt es, dass Ihr, damit meine ich den Bischof, erneut mit meinem Mann in Verhandlungen steht? Dass er dieses Mal seinen Grund und Boden im Loire-Tal aufgeben will?« Ihr rechter Mundwinkel begann zu zucken, eine kaum wahrnehmbare Bewegung, die ihre Anspannung nach außen trug.
    Soll ich sie anlügen?, fragte er sich und wusste sofort, dass es sinnlos war und dass sie die Wahrheit ohnehin erfahren würde. Und es gab genug Lügen in seinem Leben. Wie oft hatteer in der kurzen Zeit, die er in Nantes war, schon den Bischof belogen? Vielleicht war Bérénice der Mensch, demgegenüber er ehrlich sein durfte?
    »Euer Schweigen ist mir Antwort genug«, sagte sie und entzog ihm ihre Hand. Begann den Weg weiterzulaufen, noch tiefer in den Wald hinein. Dieses Mal verzichtete sie darauf, sich bei Julien einzuhaken, und achtete auf einen gebührenden Abstand. »Mein Schwager Ludwig will mich davon überzeugen, eine königliche Verfügung gegen Amédé zu erwirken, die ihm untersagt, seine Ländereien zu verkaufen. Mein Schwager und der König, sie kämpfen gerade Seite an Seite, und Ludwig ließ mich wissen, dass er es sofort erwirken könnte. Soviel ich weiß, haben sich die Kämpfe ja nun ins Bourbonnais verlagert. Aber was rede ich? Das spielt ja dabei keine Rolle. Anscheinend haben die Herren zwischen ihren Schlachten immer noch Zeit für solche Dinge.«
    »Wie bitte, eine königliche Verfügung?« Julien war nicht sicher, ob er sich verhört hatte. Bérénice zog in Erwägung,

Weitere Kostenlose Bücher