Sehnsucht
gekommen?«
»Mm-hm.« Amy warf ihm einen scharfen Blick zu. »Keine Spur von etwas Paranormalem.«
Bo blinzelte und sah dann zu Boden und Sam erkannte, dass er mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte.
Bo räusperte sich. »Okay, na dann. Was ist mit den Aufnahmen und Videos aus dem Erdgeschoss?«
»Wir haben welche gemacht«, sagte Sam in der Hoffnung, Bos Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Wir haben da etwas.«
Bos ruheloser Blick richtete sich auf Sams Gesicht. Er leckte sich über die Lippen und schickte damit eine Hitzewelle durch Sams Lenden.
»Ja? Was denn?«
Andre mischte sich ins Gespräch ein und klärte Bo kurz über ihre zweite Begegnung mit der fremdartigen Präsenz auf.
»Hast du dir die Aufnahme schon angehört?«, fragte Bo, als Andre geendet hatte.
»Wir wollten gerade damit anfangen.« Andre spulte das Band zurück und beobachtete dabei die Zeitanzeige, bis sie ungefähr dort angekommen war, wo sie die Präsenz wahrgenommen hatten.
»Okay, ich hab's. Genau hinhören.«
Alle versammelten sich um Andre und den Rekorder. Bo stand direkt neben Sam, die Schulter gegen die Rückseite von Sams Arm gedrückt. Langsam atmete Sam tief ein und aus. Er versuchte, das plötzlich aufsteigende Verlangen niederzukämpfen, das ihn zu überwältigen drohte. Ein aussichtsloses Unterfangen. Er konnte den Duft von Bos Haut riechen, Seife und Rasierwasser und den nicht zu leugnenden Geruch von sexueller Erregung.
Sam konnte sich kaum zurückhalten, Bos Verlangen nicht mit seinem eigenen zu beantworten. Umso dankbarer war er für den Audiorekorder. Er gab ihm etwas, worauf er sich konzentrieren konnte, was ihn von der Hitze in seiner Körpermitte ablenkte.
»Was bist du?«, drang Andres Stimme aus dem kleinen Lautsprecher. Eine kurze Pause folgte, unterbrochen vom Geräusch sich bewegender Füße. »Was bist du, bist du uns feindlich gesinnt?«
Sam zuckte zusammen, als die Stelle kam, an der Andre die Präsenz bat, sich zu zeigen. Er hörte erst seine eigene Stimme, dann Andres, gefolgt von einer atemlosen Pause. Was als nächstes folgte, entlockte allen Anwesenden ein überraschtes Einatmen.
Ein Geräusch, kaum laut genug, um es überhaupt wahrzunehmen. Ein Wispern, in dem man Worte zu erkennen glaubte, deren Bedeutung aber verborgen blieb. Die pure Bösartigkeit darin ließ eine Gänsehaut auf Sams Armen entstehen.
»Was ist das?«, flüsterte Bo, als die Aufnahme abbrach. Er machte eine Geste in Andres Richtung. »Spiel es nochmal ab.«
Sam biss die Zähne zusammen, um gegen die unangenehmen Vibrationen anzukämpfen, die die Stimme durch seinen Körper schickte. Als die Aufnahme endete, atmete er erleichtert aus. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte.
Sein Blick begegnete Bos. Im Gesicht des anderen las er die selbe Mischung aus Angst und Aufregung, die er selbst empfand. Für einen Moment war ihr Kuss der letzten Nacht im Angesicht dieser Entdeckung vergessen.
Bo schlug Sam freundschaftlich auf den Rücken und grinste. »Leute, ich glaube, ihr seid hier wirklich auf etwas gestoßen. Hat jemand irgendwas davon verstanden?«
Alle schüttelten den Kopf.
Sams Brauen zogen sich zusammen. »Bo? Findest du nicht auch, dass es so ähnlich klang wie die gestrigen Aufnahmen aus dem Kinderzimmer?«
Bos Augen weiteten sich. »Du hast recht!«
»Wir sind noch nicht dazu gekommen, uns das anzuhören«, warf Amy ein.
Andre setzte sich bereits in Bewegung, bevor sie ihren Satz beendet hatte. Er kramte in den Videos auf dem Tisch, fand das gesuchte Band und schob es ins Abspielgerät.
»Bo, wo war es ungefähr?«
»Mehr oder weniger in der Mitte.« Bo drehte sich zu Sam um. »Nicht wahr?«
»Ja, kommt hin.« Sam ging zu Andre hinüber.
»Hier, lass mich mal sehen.«
Nach wenigen Minuten fand Sam die richtige Zeit und startete das Video. Das Team drängte sich um sie herum.
Als das seltsame Geräusch wieder ertönte, gab es keinen Zweifel mehr. Es war zwar nicht identisch mit der Audioaufnahme, aber ähnlich genug, um zusammenzugehören. Schauer jagten über Sams Rücken.
»Was zur Hölle ist das?«, fragte Cecile, ihre Stimme hoch und zittrig. »Sind wir hier in Gefahr?« Stille.
Sam spürte, wie Fingerspitzen langsam seinen Rücken auf und ab glitten. Geschockt stellte er fest, dass es Bos waren. Er warf heimlich einen Blick zu ihm hinüber und versuchte dabei, die Wirkung der federleichten Berührungen auf ihn zu verbergen.
Bo starrte blicklos auf einen unbestimmten Punkt
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