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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sind, die wie ein ganzer Drogeriemarkt stinken.«
    Caroline zog die Augenbrauen hoch. »Ach, wirklich?«
    »Das weißt du doch selber am besten. Da muß man keine…
    wie alt bin ich, Dwayne?«
    »Sechsundachtzig, Tante Lulu.«
    »Sechsundachtzig? Keine Dame aus dem Süden würde es wagen, ein so unziemliches Alter zu erreichen.«
    Dwayne stierte nachdenklich in seinen Drink. »Habe ich Sechsundachtzig gesagt? Es muß natürlich achtundsechzig heißen.«
    »Schon besser. Ein würdiges Alter. Du kannst schon mal reingehen und den arglosen Jungen becircen. Vergiß aber nicht, daß du mir nichts vormachen kannst.«
    »Ich werde es beherzigen.« Caroline konnte der Versuchung nicht länger widerstehen und warf einen Blick auf das Gemälde.
    Es zeigte Dwayne auf seinem Schaukelstuhl sitzend mit einem überproportional großen Whiskeyglas in der Hand. Der Stil lag irgendwo zwischen Picasso und einem Comicheft. Dwaynes Gesicht war grün, aus seinen Augen standen rote Linien hervor und an den Seiten wuchsen ihm gewaltige lila Eselsohren.
    »Interessant«, meinte Caroline.
    »Mein Daddy hat immer gesagt, wer lebt, um zu trinken, ist ein Esel.«
    Carolines Blick wanderte vom Porträt zur Künstlerin. Mit einem Schlag begriff sie, daß diese Tante Lulu gar nicht so verrückt war, wie sie tat. »Mir ist es ein Rätsel, wie manche Leute das Trinken zu ihrem Lebensinhalt machen können.«
    »Tja, manchmal ist das Leben Grund genug. Dwayne, wo steckt denn dein Bruder? Ich kann es nicht haben, wenn andere mir beim Malen über die Schulter schauen.«
    »In der Bibliothek. Dritte Tür rechts.«
    Caroline trat ein. Im Haus war es so still, daß sie es nicht mehr wagte, durch lautes Rufen auf sich aufmerksam zu machen. Ihr kamen langsam Zweifel, ob sich überhaupt jemand im Haus aufhielt.
    Die Tür zur Bibliothek war zu. Bestimmt lag Tucker ausgestreckt auf dem bequemen Sofa und hielt ein Nickerchen.
    Sie klopfte leise an. Keine Antwort. Dann weckte sie ihn eben.
    Es konnte nicht angehen, daß er vor sich hin schlummerte, während… Sachte drückte sie die Klinke herunter und öffnete die Tür.
    Aber weder lag er auf dem Sofa unter dem Fenster, noch war er in dem großen Sessel vor dem Kamin eingenickt. Verblüfft schritt Caroline vorbei an den Bücherregalen, einem Gemälde von Georgia O’Keefe und einem antiken Kaffeetisch – und erblickte Tucker an einem massiven Eichenholzschreibtisch.
    Über einen Stapel Dokumente und Bücher gebeugt saß er da und glitt mit den Fingern beiläufig – nein, geschickt, wie sie auf den zweiten Blick feststellte – über die Tastatur eines Personal Computers.
    »Tucker?« In diesem einen Wort steckte ein Abgrund von Erstaunen.
    Er antwortete mit einem Brummen, gab noch ein paar Daten ein und sah auf. Sein Gesicht hellte sich sofort auf.
    »Ja, Caroline! Da freue ich mich aber!«
    »Was machst du denn da?«
    »Ach, ich jage da nur ein paar Zahlen durch.« Er schob den Stuhl beiseite und erhob sich. »Nichts, das nicht warten könnte.
    Wollen wir uns nicht auf die Terrasse setzen und uns den Sonnenuntergang ansehen?«
    »Der ist doch erst in zwei Stunden.«
    »Ich habe Zeit«, meinte er lächelnd.
    Kopfschüttelnd beugte sie sich über den Bildschirm und entzifferte auf der Maske die Wörter: Waschsalon, Chat ‘N-Chew, Hardware, Pension, Campingplatz. Auf dem Tisch lagen Statistiken, Rechnungen, Quittungen, Preistabellen und ganze Stapel von Prospekten und Akten über Pestizide, Kunstdünger, Saatgut, Fuhrunternehmen.
    Caroline trat einen Schritt zurück. »Du arbeitest ja!«
    »Gewissermaßen ja. Darf ich dich jetzt küssen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Noch mußte sie das Ganze verdauen.
    »Du… machst die Buchhaltung?«
    Er grinste. »Das ist kein Verstoß gegen das Gesetz, solange man keine getürkten Zahlen schreibt, was mein Großvater allerdings mit großem Erfolg fünfundzwanzig Jahre lang praktizierte. Seine Kunst bestand darin, sich nicht erwischen zu lassen. Er war bis zu seinem Todestag eine der tragenden Säulen unserer Gesellschaft. Sag mal, wenn du dich weder küssen lassen noch mit mir auf die Terrasse setzen willst, was kann ich dann für dich tun?«
    »Du arbeitest mit einem Computer?«
    »Ja gut, ich gebe zu, daß ich am Anfang ein paar Vorurteile hatte, aber wenn man den Bogen raus hat, spart man sich mit den Dingern zentnerweise Zeit. Und für so was bin ich immer zu haben.«
    »Und das machst alles du?«
    »Was?«
    »Das da.« Benommen klopfte sie auf einen von den

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