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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einlassen und ihr Vertrauen gewinnen. Aber Sie meinen, Sie würden über allem stehen.«
    Burns erhob sich steif. »Ich bedaure, daß wir in dieser Angelegenheit kein Einverständnis erzielen. Dennoch muß ich Ihnen unabhängig von Ihren Gefühlen einen Rat geben: Lassen Sie sich vor dem Abschluß der Untersuchung nicht zu sehr mit Tucker Longstreet ein.«
    »Ich habe ein schreckliches Laster an mir entdeckt, Mr.
    Burns. Ich gebe auf Ratschläge einen Dreck.«
    »Wie Sie wollen.« Er verneigte sich. »Ich muß Sie ersuchen, sich morgen vormittag in meiner provisorischen Einsatzzentrale einzufinden. Wären Sie mit zehn Uhr einverstanden?«
    »Warum?«
    »Ich muß Ihnen einige Fragen stellen. Offizielle Fragen.«
    »Dann bekommen Sie von mir auch Antworten. Offizielle Antworten.«
    Caroline gab sich nicht die Mühe, Burns zur Tür zu begleiten.

17
    Caroline mußte nicht lange überlegen, wem ihre Sympathie galt. Kaum war Burns um die Kurve verschwunden, nahm sie Useless an die Leine und lief mit ihm zum Wagen. Die Schlüssel baumelten noch da, wo sie sie gelassen hatte – im Zündschloß.
    Sie drehte sich noch einmal um. Die Haustür stand sperrangelweit offen. Kurz erwog sie, zurückzugehen und sämtliche Türen und Fenster zu verriegeln, verwarf den Gedanken aber sofort. Ohne Zugluft würde sich ja nur die Hitze stauen. In weniger als einem Monat hatte Caroline bereits die Gewohnheiten der Einheimischen angenommen.
    »Ich werde doch in meinem eigenen Haus keine Angst haben«, erklärte sie dem Hund und setzte ihn auf den Beifahrersitz. Sofort stellte er die Vorderfüße auf das Armaturenbrett und ließ freudig die Zunge heraushängen.
    »Mein Haus«, wiederholte Caroline und betrachtete stolz die frisch gestrichene Fassade, die blitzblank geputzten Fenster und den zerkratzten Schaukelstuhl auf der Veranda. »So, jetzt werden wir hier mal Bewegung in die Bude bringen, Useless.«
    Sie kletterte in den Wagen und fuhr los.
    Die Gestalt, die im Schutz der Bäume stand und sie beobachtete, fiel Caroline nicht auf.
    Auf der Veranda der Longstreets jaulten aus einem gigantischen Lautsprecher die Statler Brothers. Lulu trug noch immer die Adlerfeder und ihre Springerstiefel. Hinzu kamen Blue jeans, ein vollgekleckerter Malerkittel und Ohrringe mit taubeneigroßen Rubinen darin. Breitbeinig stand sie vor einer Staffelei und erinnerte Caroline eher an einen Boxer vor der dritten Runde als an eine Malerin.
    Dwayne fläzte sich im Schaukelstuhl. In der Hand hatte er ein Glas Wild Turkey und im Gesicht ein besäuseltes Lächeln.
    »Sieh da, die Caroline.« Er hob sein Glas zum Gruße. »Was führt dich hierher?«
    Caroline setzte Useless auf den Boden, der sofort eifrig Busters Duftmarken beschnüffelte. »Mein Hund. Guten Abend, Miss Lulu.«
    Lulu brummelte etwas Unverständliches und klatschte mehr Farbe auf die Leinwand. »Meine Oma hat 1863 zwei Yankees von ihrer Plantage vertrieben.«
    Caroline sah ihr forsch in die Augen. »Und der Großvater meiner Großmutter hat bei Antietam ein Bein verloren. Aber sie haben General Burnsides Angriff abgewehrt.«
    Lulu schürzte nachdenklich die Lippen. »Wann soll das gewesen sein?«
    »17. September 1862«, erwiderte Caroline lächelnd. Sie beglückwünschte sich dazu, daß sie in der Familienchronik geschmökert hatte. »Sein Name war Silas Sweeney.«
    »Sweeney, Sweeney… Ach ja, das könnte ein Onkel meines zweiten Mannes gewesen sein.« Lulu sah Caroline wohlwollend aus zusammengekniffenen Augen an. Ihr imponierte, daß das Mädchen sich nichts gefallen ließ. Das bißchen Yankeeblut fiel da nicht so sehr ins Gewicht. Außerdem konnte Tucker nicht ewig ein Junggesellendasein führen.
    »Du willst um Tucker herumschwänzeln, was?«
    Caroline konnte dieser Frau trotz ihrer exzentrischen Art nicht böse sein. »Ganz bestimmt nicht«, erwiderte sie. »Aber ich muß ihn sprechen. Ist er da?«
    »Ja, ja, irgendwo wird er schon sein.« Lulu betrachtete ihr Gemälde, um dann den Pinsel in einen Klecks kräftiges Grün zu tauchen. »Jetzt tritt schon näher, Mädchen. Ich kann es nicht haben, wenn die Leute aus der Ferne gaffen. Dwayne, wo treibt sich dein Bruder rum? Siehst du nicht, daß das Mädchen ihn verführen will?«
    »Ich will ihn doch nicht…« Caroline verstummte, denn Lulu schnüffelte auf einmal an ihr herum.
    »Ganz schön gerissen, daß du kein Parfüm benutzt.« Sie drohte ihr schelmisch mit dem Pinsel. »Die Männer stehen auf so was, weil sie sonst nur Frauen gewöhnt

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