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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Longstreet als Freund?«
    Caroline sah ihn mit einer Unschuldsmiene an. »Mir ist nicht ganz klar, als was ich Tucker betrachte. Sagen Sie, ist diese Frage Bestandteil der Vernehmung?«
    »Ich untersuche eine Serie von Mordfällen«, erwiderte Burns steif. »Mr. Longstreet steht auf meiner Verdächtigenliste ganz oben. Ich darf ihn nicht aus den Augen lassen. Ihnen ist vielleicht entgangen, daß er Beziehungen zu allen drei Opfern unterhielt.«
    »Matthew, ich lebe hier seit über zwei Wochen. In dieser Zeit ist mir nicht entgangen, daß Woodrow und Sugar Pruetts Ehe in einer Krise steckt und daß Bea Stokeys Sohn Leroy einen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung bekommen hat. Und genausowenig ist mir entgangen, daß Tucker nie dazu fähig gewesen wäre, diesen Frauen solch abscheuliche Dinge anzutun.«
    Wie um seine unendliche Geduld zu zeigen, atmete Burns einmal tief durch. Es faszinierte ihn jedesmal aufs neue, wie leicht Frauen sich an der Nase herumführen ließen. »Die Leute sind seinerzeit auch Ted Bondys Charme auf den Leim gegangen. Ein Serienmörder gibt sic h nicht zu erkennen. Das sind gerissene, heimtückische und manchmal hochintelligente Menschen. Oft, ja sehr oft, führen sie über einen längeren Zeitraum hinweg ein ganz normales Leben und sind sich ihrer Verbrechen gar nicht bewußt. Und selbst wenn, dann verbergen sie sie hinter einer Maske. Nach außen hin sind sie stets freundlich und liebenswert. Aber sie lügen, Caroline. Sie lügen, denn das Töten, die Vorfreude darauf, der Stolz auf ihr Geschick, das ist ihr Lebensinhalt. Sie planen schon wieder den nächsten Mord, sie lauern, pirschen sich heran und schlagen zu.«
    Caroline erbleichte. Burns registrierte, wie sie sich nervös an die Stirn griff. »Ich mache Ihnen Angst, Caroline. Das ist auch meine Absicht. Jemand, höchstwahrscheinlich ein Mitglied dieser dörflichen Gemeinde, verbirgt sich hinter einer Maske und heckt gerade den nächsten Mord aus. Aber ich werde mein ganzes Wissen, meine ganzen Fähigkeiten einsetzen, um ihn daran zu hindern. Doch möglicherweise reicht das noch nicht aus. Und dann schlägt er doch wieder zu.«
    Caroline mußte ihr Glas absetzen. Was half ihr jetzt noch ein kühlendes Getränk, da das Blut ihr in den Adern gefror? »Wenn das stimmt…«
    »Es stimmt.«
    »Wenn das stimmt«, wiederholte sie, »sollten Sie dann nicht jede sich bietende Hilfe in Anspruch nehmen?«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Sie sind hier ein Fremdling, Matthew. Daran ändert auch Ihre Kennmarke nichts. Ja, die Leute fühlen sich dadurch noch viel mehr beobachtet und machen zu. Wenn Sie ihnen helfen wollen, müssen Sie mit Burke Truesdale zusammenarbeiten.«
    Burns brachte ein verkniffenes Lächeln zuwege. »Ihre Anteilnahme freut mich, Caroline, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß Sie die Tragweite der Ereignisse nicht ganz begreifen.«
    »Das mag schon sein, aber ich kann beurteilen, ob Menschen respektiert werden. Keiner kann Dutzende von verschiedenen Orchestern dirigieren, ohne die jeweilige Kleiderordnung zu kennen. Worauf ich hinaus will, ist folgendes, Matthew: Sie sind der Außenseiter hier. Aber Burke ist mit den Leuten vertraut – im Gegensatz zu Ihnen.«
    »Das ist ja das Problem. Er ist voreingenommen, weil er dazugehört. Da gibt es zu viele Freundschaften zu berücksichtigen.«
    »Spielen Sie wieder auf Tucker an?«
    »Richtig. Sie wissen doch, was ›alte Kumpel‹ sind? Man hat gemeinsam zig Biere gekippt, war zusammen auf der Jagd und hat seine Erfahrungen über Frauen ausgetauscht. Sie haben recht, ich kenne diese Leute nicht. Aber ich habe eine Ahnung von ihrer Mentalität. Da wären Leute vom Schlag dieses Burke Truesdale das letzte, was ich brauchen könnte. Ich halte ihn für einen grundanständigen Mann. Aber solche Leute fühlen sich eben sehr vielen Freunden verpflichtet. Und genau das bereitet mir Sorgen.«
    »Darf ich offen zu Ihnen sein, Matthew?«
    Burns spreizte die Finger. »Ich bitte Sie sogar darum.«
    »So geschwollen, wie sie daherreden, sind Sie das letzte Arschloch«, sagte Caroline und weidete sich daran, wie ihm der Kinnladen nach unten fiel. »In Washington oder Baltimore mag so etwas vielleicht ankommen, aber hier im Delta machen Sie sich nur unbeliebt. Wenn tatsächlich ein weiterer Mord droht, können Sie sich doch nicht von allen Leuten abschotten und sich dann wundern, wenn das Unglück eintritt. Sie können es nur verhindern, wenn Sie sich auf die Menschen hier

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