Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
abgelegenen Haus aufhielt.
    Andererseits war sie ihr natürlich dankbar. Seit einiger Zeit schon zuckte sie bei jedem Knarren zusammen. Da leistete sie der Einladung natürlich nur zu gerne Folge, auch wenn sie davon ausging, daß Austin sich nicht mehr bei ihr blicken lassen würde. Was hätte er auch davon? Trotzdem freute sie sich auf einen Abend in Susies Küche, wo es immer so schön lebhaft zuging und sie garantiert in Sicherheit war.
    Aus dem Ofen kam schon ein herrlicher Geruch. Caroline warf einen Blick auf die Schalruhr und lächelte. Fünf Minuten noch, dann war das Brot fertig. Sie wollte es mitnehmen und Susie probieren lassen. Caroline ging auf die Terrasse hinaus.
    »Useless! Wo steckst du? Komm mit, wir fahren spazieren!«
    Kein Hund ließ sich blicken. Sie versuchte es mit Pfeifen und Händeklatschen. Schließlich hörte sie ein Winseln zu ihren Füßen. Sie begab sich auf Hände und Knie und erspähte den Hund durch eine Ritze zwischen den Holzplanken. Er war tatsächlich unter die Terrasse gekrochen und zitterte vor Angst.
    »Du Dummerjan. Komm sofort da raus. Was hast du denn nur?«
    Er jaulte zweimal und drängte sich noch weiter in die Ecke.
    »Hast wohl Angst vor einer Maus, was?« schimpfte Caroline.
    Sie beschloß, ihn mit einem Hundekuchen hervorzulocken.
    Gegen Hundekuchen war Useless’ ansonsten eiserner Wille nicht gewachsen. Gerade wollte sie sich aufrichten, da erblickte sie Austin Hatinger.
    Kurz dachte sie, ihre Fantasie spiele ihr einen Streich. Es war doch unmöglich, daß ein Mann mit zwei Pistolen unter dem Gürtel und einem Messer in der Hand sich über den Hinterhof bei ihr hereinschlich. Es war doch unmöglich, daß ein Fremder ihre frisch gepflanzten Stiefmütterchen zertrat und sie mit zur Grimasse erstarrter Miene anlächelte. Selbst die rot umrandeten Augen lächelten mit. Aus ihnen leuchtete noch etwas anderes: der Wahnsinn.
    Caroline war noch immer in der Hocke, als er sie, weiter über das ganze Gesicht lächelnd, ansprach.
    »Gott hat mich zu dir geführt, und ich habe Seinen Willen verstanden. Du warst mit ihm zusammen. Ich habe euch gesehen. Du mußt geopfert werden.« Er drehte das Messer in der Hand. Schritt für Schritt näherte er sich. »Wie Edda Lou. Es muß so sein wie bei Edda Lou.«
    Caroline schoß hoch und rannte in die Küche. Die Tür knallte sie hinter sich zu und schob den Riegel vor. Plötzlich fing die Schaltuhr zu piepen an. Sie schrie auf. Im nächsten Augenblick warf Austin sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Tür.
    Caroline dachte nicht mehr. Allein der Instinkt trieb sie an.
    Sie riß den auf dem Küchentisch liegenden Colt ihres Großvaters an sich und rannte weiter. Sie mußte es zum Wagen schaffen, doch schon im Rennen hörte sie Holz zersplittern. Die Tür hatte nachgegeben.
    Ihr fiel ein, daß der Revolver gar nicht geladen war.
    Schluchzend griff sie im Laufen mit schweißnassen Fingern in die Tasche. Die Hälfte der Kugeln fiel ihr aus der Hand.
    Inzwischen hatte sie die Veranda erreicht. Fast wäre sie die Treppe hinuntergefallen. Sie fing sich gerade noch auf und erreichte ihr Auto – die Reifen waren aufgeschlitzt.
    Austin stieß die Haustür auf. »Keiner entgeht dem Willen Gottes. Und ich bin sein Werkzeug. Auge um Auge, spricht der Herr!«
    Doch Caroline war schon wieder losgerannt. Die nächste Kugel fiel ihr aus der Hand. »Ruhe!« befahl sie ihren zitternden Händen und schaffte es doch noch, eine Kugel und dann noch eine in die Trommel zu drücken. »O Gott, bitte!« Sie hatte die Bäume fast erreicht. Was mochten sie ihr bieten? Schutz? Oder neues Grauen? Sie warf einen verzweifelten Blick über die Schulter. Austin war nur noch zwei Armlängen hinter ihr. Sie drehte sich um und drückte ab. Nur ein Klicken kam. Und er lächelte.
    »Du bist das Lamm Gottes.« Er hob das Messer über den Kopf. Das Glitzern der Klinge verhieß den Tod. Caroline sah ihm in die Augen. Darin leuchtete noch etwas anderes als Wahnsinn. Caroline erkannte einen unheimlichen Stolz.
    Plötzlich kam Useless wie ein Pfeil herangeschossen und versenkte seine Zähnchen in Austins Wade. Wohl mehr aus Wut und Schreck heulte Austin auf. Ein Tritt, und der Hund lag reglos auf dem Boden.
    »Lieber Gott, hilf mir!« flehte Caroline. Sie hielt einfach auf Austin zu und drückte erneut ab. Der Rückstoß warf sie zu Boden. Benommen blieb sie liegen und starrte den sich ausbreitenden roten Fleck auf Austins weißem Hemd an.
    Auf seinen Lippen spielte schon

Weitere Kostenlose Bücher