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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Durchlaß war leer. Tucker kam sich plötzlich überaus lächerlich vor mit dem Gewehr im Anschlag und seinem wild hämmernden Herz. Er hörte den Widerhall des eigenen Atems.
    »Okay«, sagte er leise. »Du hast dich lächerlich gemacht.
    Aber wenigstens hat dich keiner gesehen.« Er wollte schon wieder hinaus, da blieb er wie angewurzelt stehen.
    Versteckte sich Austin womöglich hier irgendwo? Hatte er sich in eine Nische geduckt? Wartete er einfach, bis Tucker nach draußen ging, um ihn dann zu erledigen?
    Wie dumm er doch war, schalt Tucker sich und ging einen Schritt weiter. Fluchend hielt er erneut an. Besser dumm als tot, sagte er sic h. Aber was sollte er jetzt tun?
    Noch bevor Tucker sich zu einem Entschluß durchgerungen hatte, hörte er Bremsen quietschen. Gleich darauf wurden zwei Wagentüren zugeknallt.
    »Tucker? Alles in Ordnung, Tuck?«
    »Hier unten bin ich, Burke. Er ist nicht da.« Erleichtert stellte Tucker das Gewehr ab.
    Burke erteilte Carl Anweisungen, sich nach Spuren umzusehen, dann wurde es noch dunkler im Durchlaß. Burkes breite Schultern sperrten die letzten Sonnenstrahlen aus.
    »Was zum Teufel wird hier gespielt?«
    »Ich erkläre dir alles.«
    Nach Tuckers Ausführungen steckten sich die beiden Männer eine Zigarette an, Burke eine ganze, Tucker eine halbe.
    »Der Junge war so durcheinander, daß ich nicht die Hälfte davon verstanden habe«, meinte Burke. »Er schrie bloß immer, daß du und Austin euch hier drin abknallen würdet.«
    »Ich weiß nicht genau, ob ich froh oder enttäuscht sein soll, daß es nicht dazu gekommen ist«, erwiderte Tucker. »Cy ist ein anständiger Junge, Burke. Sein Vater hat ihn total eingeschüchtert, aber er hat das Richtige getan. Bist du einverstanden, wenn er die nächsten Tage bei uns in Sweetwater bleibt? Nach Hause kann er unmöglich zurück. Wenn nicht Austin, dann schlägt Vernon ihn grün und blau. Daß die Zwei Brüder sein sollen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.«
    »Laß ihn ruhig bei dir wohnen. Wenn wir Glück haben, bekommt Vernon nicht gleich davon Wind. Aber jetzt konzentrieren wir uns auf die Fahndung nach dem Alten. Du hast dich ja schon selbst zum Hilfssheriff ernannt, wie ich sehe.«
    »Mir blieb nichts anderes übrig.« Tucker griff nach dem Gewehr. In diesem Augenblick fiel ihm ein Gekritzel an der Wand auf. »Herrgott, was ist denn das? Ich kann nichts lesen, geh mir doch aus dem Licht, Burke.«
    Fluchend entzifferte er die Nachricht:
    Auge um Auge
    »Allmächtiger im Himmel«, stöhnte Burke. »Sieht aus, als hätte er es mit Blut geschrieben. Ich trommle ein paar Männer zusammen. Wir durchsuchen jedes Haus. Wir kriegen den Burschen heute noch, selbst wenn wir das ganze Land durchkämmen müssen.«
    Er reißt mir die Augen aus!
    Tucker ballte die Fäuste. »Ich gehe mit, Burke. Sag, kriege ich auch einen von diesen billigen Blechsternen?«
    Binnen einer Stunde hatte Burke fünfzehn kräftige und auf ihren Einsatz brennende Männer um sich versammelt. Daß Billy T. Bonny und Junior Talbot, jeder mit einem Gewehr bewaffnet, ebenfalls zum Haufen gehörten, bereitete ihm einige Kopfschmerzen. Er konnte nur hoffen, daß sie im Jagdeifer die persönliche Feindschaft wenigstens für die Dauer des Einsatzes hintanstellten. Der Sicherheit halber teilte er sie verschiedenen Gruppen zu. Junior schickte er zusammen mit Carl los, und Billy T. wollte er selber im Auge behalten. An die Spitze der dritten Gruppe stellte er den etwas langsamen, doch besonnenen Jed Larsson.
    Anhand einer Landkarte bestimmte er die Suchgebiete. Dann gab er die letzten Anweisungen.
    »Heißsporne kann ich keine gebrauchen. Austin hat zwei Pistolen, und wenn er nicht blind auf Hasen geschossen hat, sind sie noch geladen. Ich habe keine Lust, heute abend zu einer von euren Frauen oder Allerliebsten zu gehen und ihr beizubringen, daß ihr Schatz so blöd war und sich hat abknallen lassen.«
    »Wir sind doch nicht so dämlich wie die Bullen vom County«, rief einer unter beifälligen Rufen der anderen. Bei soviel Anspannung bedeutete jeder noch so kleine Scherz eine Art Entspannung. Burke wartete, bis wieder Stille herrschte.
    »Austin wurde zuletzt im Bachdurchlaß gesehen. Er hat also eine gute Stunde Vorsprung. Er ist zu Fuß unterwegs, aber er kennt die Gegend wie seine Westentasche. Weiß der Teufel, wo er sich jetzt versteckt. Ich will ihn lebend, verstanden? Wenn ihr ihn seht, benachrichtigt mich per Funk. Die Waffen habt ihr nur zu eurer

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