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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Rechnung mit Ihnen offen, und wenn das Auge einen stört, dann muß man es herausreißen. Ich bringe ihm seit Tagen mein Mittagessen. Gestern früh mußte ich ihm einen Gürtel und ein Fernrohr besorgen. Und heute wollte er ein Messer haben.«
    »Dein Vater hat sich dort im Bachdurchlaß versteckt?«
    »Er wollte Ihnen auflauern!« schluchzte der Junge. »Ich sollte Sie zu ihm bringen, aber das kann ich nicht!« Er fuhr in panischer Angst herum. »Er ist bestimmt schon hinter uns her.
    Er hat doch die zwei Pistolen!«
    »Los, steig ein.«
    »Was haben Sie vor, Mr. Tucker? Wollen Sie mich ins Gefängnis bringen?«
    »Ich fahre dich nach Sweetwater zurück.«
    »Aber… aber…«
    »Du gehst sofort zu Delia ins Haus und rufst Sheriff Truesdale an, hast du verstanden?«
    »Jawohl, Sir. Ich werde ihm sagen, wo Daddy ist und was er mir angedroht hat.«
    »Und sag ihm vor allem, daß er sich beeilen soll.«
    Schon tauchte vor ihnen Tuckers Haus auf. Kieselsteine spritzten auf, und der Wagen hielt an.
    »Ich werde ihm alles sagen, Mr. Tucker. Es tut mir leid, daß ich Sie zu ihm locken wollte.«
    »Darüber unterhalten wir uns später. Los, geh rein. Delia hat die Nummer. Wenn du Burke nicht erreichst, dann verlange seinen Deputy.«
    »Jawohl, Sir.« Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah der Junge, wie Tucker das Fahrrad aus dem Kofferraum zerrte und das Gewehr herauszog. »Was haben Sie vor, Mr. Tucker?
    Wollen Sie etwa dorthin zurück und ihn erschießen?«
    Tucker klappte wortlos das Gewehr auf und vergewisserte sich, daß es geladen war. Sein Blick richtete sich auf Cy.
    »Genau das habe ich vor. Geh jetzt rein und sag Burke, daß ich mich gerade zum Deputy ernannt habe.«
    Cy wandte sich um und rannte ins Haus.

18
    An eine Schießerei wollte Tucker lieber nicht denken. Die Gewalt war seine Sache nicht. Und nun mußte er wegen Austin Hatinger schon zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit zum Gewehr greifen.
    Konnte er andererseits die Hände in den Schoß legen und die Verantwortung Burke und Carl zuschieben? Natürlich nicht.
    Zumal er auch noch Cys verstörtes Gesicht vor Augen hatte.
    Er reißt mir die Augen aus!
    Wie war der Junge nur darauf gekommen?
    Mit fest entschlossener Miene und einem wütenden Funkeln in den Augen trat Tucker auf die Bremse. Delias Gewehr und einen Feldstecher hatte er griffbereit neben sich liegen. Er führte das Fernglas an die Augen. Gestochen scharf tauchte der Durchlaß vor ihm auf. Doch so sehr er auch die Augen zusammenkniff, nichts rührte sich vor der Öffnung. Keine Menschenseele war an der Böschung auszumachen. Nichts tat sich auf den Hügeln dahinter.
    Auf Stokeys Farm, ja, da drängelten sich die Schweine um den Futtertrog, das konnte er deutlich erkennen. Und weiter hinten sah er eine Staubwolke aufsteigen. Das konnte Burke auf dem Weg hierher sein..In der unmittelbaren Umgebung schien sich jedoch niemand aufzuhalten. Drückende Stille lastete über ihm. Für Erleichterung sorgte lediglich vereinzeltes Vogelgezwitscher.
    Wenn Austin wartete, dann nur im Halbdunkel des Schachts.
    Um das herauszufinden, gab es freilich nur eine Möglichkeit.
    Tucker hängte sich das Gewehr über die Schulter und steckte ein paar zusätzliche Patronen in die Tasche – für alle Fälle, auch wenn er inbrünstig hoffte, die Sache würde sich erübrigen. In gebückter Haltung huschte er auf den Durchlaß zu. Als er sich bis auf fünf Meter genähert hatte, ließ er sich fallen und robbte weiter.
    Vor der Öffnung holte er tief Luft. Erst später sollte er merken, daß er in Schweiß gebadet war.
    »Austin! Du wirst dir schon denken, daß ich da draußen bin!
    Für die Einladung hast du dir ja gewaltige Mühe gegeben. Willst du nicht rauskommen und mit mir in aller Ruhe über das Ganze plaudern? Wir können gern zusammen auf Burke warten.«
    Aus dem Schacht drang kein Laut. Über seinem Kopf erhob sich das Krächzen einer Krähe.
    »Du machst es mir wirklich schwer, Austin. So, wie du deinen Sohn gequält hast, bleibt mir nichts anderes übrig, als reinzukommen. Ich kann gar nicht anders, als dich zur Rechenschaft ziehen, auch wenn einer von uns beiden das nicht überlebt.«
    Er warf einen Stein durch den Eingang und wartete auf den ersten Schuß.
    Stille.
    »Scheiße«, murmelte Tucker und ließ sich in das Bachbett hinabgleiten. In seinen Schläfen hörte er das eigene Blut tosen.
    Mit entsichertem Gewehr sprang er in die Öffnung. Zu seiner Überraschung pfiffen ihm keine Kugeln um die Ohren.
    Der

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