Sehnsucht der Unschuldigen
immer: Wenn eine Sache einen Wert haben soll, dann soll man sich Zeit dabei lassen.«
Wieder liebkoste er mit den Lippen ihre Brüste. Sie versuchte verzweifelt, doch vergeblich, die Hände von seinem Griff zu befreien. »Das kann ich nicht.«
»Aber klar kannst du’s, Liebling.« Er saugte an ihr, bis sie aufschrie. »Ich zeige es dir. Und wenn es dir nicht gefällt, probieren wir es noch einmal.«
Sie wand sich unter ihm, warf den Kopf auf dem Kissen rastlos hin und her, doch ihr Begehren schwoll unter seinen Küssen an. Mit der Zunge, den Lippen, den Zähnen steigerte er unablässig ihre Erregung. Die Luft im Zimmer war zum Schneiden dick. Mit rasselnden Zügen sog sie die Lungen voll und stieß den Atem durch bebende Lippen wieder aus. Ihr Verstand wehrte sich noch gegen die totale Hingabe, doch der Körper leistete längst keinen Widerstand mehr. Er genoß in vollen Zügen das Gefühl des Erobertwerdens. Er zuckte und strebte mit aller Macht der Erlösung, der wilden, leidenschaftlichen Entladung entgegen, die ihm vorerst jedoch versagt blieb.
Feuchtes Fleisch glitt über feuchtes Fleisch. Er war ja genauso Gefangener wie sie. Ein Stöhnen entrang sich ihr, stieg lockend in die schwüle Luft. Er rieb die Wange gegen ihren Bauch. Der Vorgeschmack auf die letzte, die höchste Vereinigung schwamm in seinem Kopf wie köstlicher Wein. Früher hatte er geglaubt, er wisse alles über das Vergnügen, was es zu wissen gab. Früher hatte er im Brustton der Überzeugung verkündet, die Frauen mochten wechseln, das Vergnügen bleibe dasselbe.
Doch bei Caroline war alles ganz anders – ihr Geruch, der seine Sinne kitzelte, ihr Keuchen, das seinen Herzschlag beschleunigte, und ihre sanfte, bleiche Haut, die unter seinen Lippen zuckte.
Sie bäumte sich ihm entgegen, als seine Zunge die besonders empfindliche Falte am Oberschenkel erreichte und wenige Zentimeter vor ihrer längst glühenden Scham verweilte. Es war eine Qual für sie beide. Er spürte, wie ihr Körper erstarrte und dann nach unten sackte. Nach der stürmischen Entladung in der ersten Klimax blieb sie ermattet liegen. Oder vielmehr, sie zerfloß in seinen Armen, war schwerelos, nahm weder das Zimmer noch die Hitze wahr, sondern nur noch dieses Gefühl der unendlichen Erleichterung. Sie lächelte. Mit den Händen fuhr sie den eigenen noch ganz verzauberten Körper entlang, betastete die schweißnasse Haut, strich sich schließlich durch das Haar.
»Ich glaube, es hat mir trotz allem sehr gut gefallen«, brachte sie hervor.
»Wir sind noch nicht fertig.« Er schob die Hände unter ihre Hüften, hob sie etwas an und drang in sie ein. Damit riß er sie aus ihrer Mattheit. Aus Befriedigung wurde ein so wilder Ritt, daß es ihr die Luft verschlug. Ihre Hände fielen von seiner Schulter herab und verkrallten sich im Laken. Welle um Welle brach die Lust über sie herein, bis nur noch die nackte Gier übrig blieb. Ihre und seine. Es war vorbei mit dem sanften Locken. Seine Hände glitten nicht mehr über ihre Haut, sie forderten mit unverhohlener Rücksichtslosigkeit, die genauso unerwartet kam, wie sie sie erregte.
Dunkle Freuden nahm sie nun in Empfang, dunkle, geheime Freuden, wie sie nur eine schwüle Sommernacht bereithalten kann. Gemeinsam wälzten sie sich im Bett, suhlten sich im Vergnügen wie Tiere bei der Paarung in freier Wildbahn.
Er stemmte sich noch einmal gegen die letzte Flutwelle. Mit zitternden Händen zwang er sie, dasselbe zu tun.
»Sieh mich an!« Seine Brust hob und senkte sich bei jedem mühsamen Atemzug. »Caroline, sieh mich an.«
Ihre Augen klappten auf.
»Das hier ist etwas anderes!« Er senkte den Mund auf den ihren, und seine Worte erstickten zwischen ihren Lippen. Erneut und diesmal endgültig versank er in ihr. »Das ist tausendmal mehr.«
Ermattet blieb Caroline unter ihm liegen. Hier und da machten sich Schmerzen bemerkbar, doch auch darüber lächelte sie. Sie hatte sich immer für begabt im Bett gehalten – auch wenn Luis zum Schluß seine Zweifel angemeldet hatte –, so wunschlos glücklich war sie freilich noch nie gewesen.
Sie streckte sich mit einem zufriedenen Seufzer, woraufhin Tucker von ihr glitt und sie die Stellung vertauschten. »Besser?«
fragte er, als sie den Kopf an seine Brust schmiegte.
Sie lächelte. »Vorhin war es auch gut.« Sie seufzte wieder und schlug die schwer gewordenen Augenlider auf. »Wir liegen ja am Fußende!« stellte sie verblüfft fest.
»Eine Frage des Geschicks. Gib mir ein paar
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