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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aufhielten?«
    »Ich bin mit meinen Söhnen in den Zoo gegangen.« Dwayne wagte nun doch einen Blick. Die To te sah Sissy in der Tat verblüffend ähnlich. »Ich habe das ganze Wochenende mit meinen Söhnen verbracht. Sie schliefen bei mir im Hotel.«
    »In der Nacht zum dreiundzwanzigsten wurden Sie aber allein in der Hotelbar gesehen.«
    »Da schliefen sie schon. Ich hatte sie ins Bett gebracht und habe mir dann einen Drink genehmigt. Na ja, zwei, aber nicht mehr – wegen der Jungs. Sissy hatte von mir mehr Geld und ein größeres Haus gefordert.«
    »Haben Sie nicht kurz vor Mitternacht Ihre Frau angerufen und mit ihr gestritten? Sie sollen ihr gedroht haben.«
    »Jawohl, ich war sauer. Ich wollte ihr kein neues Haus finanzieren, nur damit ihr neuer Typ sich als Vater meiner Söhne aufspielen kann. Ums Geld ging es mir dabei überhaupt nicht. Diese Forderung war eine einzige Unverschämtheit!«
    »Es war wohl eher die Demütigung, nicht wahr? Die Demütigung durch eine Frau. Sissy hatte Sie ja schon einmal zum Gespött der Leute gemacht. Und jetzt verlangte sie mehr Geld, weil sie mit einem anderen ein schönes Leben führen wollte.«
    »Mit wem sie zusammenlebt, ist mir egal. Ich finde nur, daß es nicht richtig…«
    »Nein, richtig ist das in der Tat nicht. Sie haben ihr also gesagt, daß sie kein Geld von Ihnen bekommt und ihr mit gerichtlichen Schritten gedroht.«
    »Ich weiß nicht mehr genau, was ich gesagt habe.«
    »Ihre Ex-Gattin schon. Trotz Ihrer Entfremdung ist sie allerdings nicht so nachtragend, daß sie Ihnen einen Mord zutrauen würde. Sie hat Ihre Drohungen zu keinem Zeitpunkt ernst genommen. Sie ist vielmehr in die besagte Bar gegangen und hat sich die Darbietungen der Band bis zum Ende angehört.
    Sie ist sogar bis nach der Sperrstunde geblieben, denn sie mußte ja nicht zu den Kindern nach Hause. Barbara Kinsdale dagegen verließ die Bar um Punkt zwei. Auf dem unbewachten Parkplatz wurde sie bewußtlos geschlagen und dann zum See gefahren und brutal ermordet.«
    Burns wartete einen kurzen Augenblick. »Besitzen Sie ein Jagdmesser, Mr. Longstreet? Eins mit einer langen Klinge?«
    »Das ist verrückt! Ich habe doch niemanden umgebracht!«
    »Und wo waren Sie in der Nacht zum ersten Juli zwischen neun Uhr und Mitternacht?«
    »Herrgott noch mal! Burke, was soll denn das?«
    »Ohne einen Anwalt sollte er jetzt nichts mehr sagen«, schaltete Burke sich mit vor Empörung bebender Stimme ein.
    »Sehen Sie denn nicht, daß der Mann unter Schock steht?«
    Burns hob in gespielter Großzügigkeit die Hände. »Das Recht dazu hat er natürlich.«
    »In der Nacht habe ich mich in mein Auto gesetzt und bin herumgefahren!« rief Dwayne. »Es regnete, und ich wußte nicht, was ich tun sollte. Und gesoffen habe ich.«
    »Und in der Nacht zum dreizehnten Juni?« bohrte Burns weiter.
    »Das weiß ich doch jetzt nicht mehr!«
    Tucker ergriff seinen Bruder am Arm. »Dwayne, du sagst ab sofort nichts mehr, hörst du?«
    »Tucker, du weißt doch, daß ich niemanden…«
    »Natürlich weiß ich das. Sei bitte still.« Tucker wandte sich an Burns. »Wollen Sie ihn unter Anklage stellen?«
    »Binnen vierundzwanzig Stunden werde ich Ihnen den Haftbefehl präsentieren.«
    »Schön. Bis dahin können Sie sich ins Knie ficken. Komm, wir gehen, Dwayne.«
    Burns nickte den Brüdern huldvoll zu. »Ich rate Ihnen beiden, die Gegend nicht zu verlassen. Der Arm des Gesetzes ist lang.«

28
    »Was meinst du, wie viele von den Spinnern bis zwei Uhr einen Hitzschlag kriegen?« Tante Lulu hatte gut reden. Sie saß bequem im Schatten eines gewaltigen rotweißblauen Sonnenschirms auf einem Regiestuhl. Vor sich hatte sie eine Thermoskanne mit eisgekühltem Julep stehen.
    Delia räkelte sich auf ihrem Klappstuhl. Sie hatte erst gar nicht versucht, Tante Lulu und ihre Hose mit der Flagge der Konföderierten aus dem Bürgerkrieg auf dem linken Bein und der der Vereinigten Staaten auf dem rechten auszustechen. So hatte sie sich nur einen amerikanischen Wimpel in die Haare gesteckt. »Ach, weißt du, Lulu, mehr als fünf oder sechs kippen bei unseren Umzügen nie um. Die meisten sind ja noch jung und gesund.«
    Eine Blaskapelle defilierte vorbei. Lulu begleitete den Marsch auf einer Miniaturzither aus Plastik. Sie genoß das Schmettern der Trompeten und das Funkeln der Instrumente in der Sonne.
    Allerdings hätten ihrer Ansicht nach ein, zwei Piccoloflöten dem Ganzen noch etwas mehr Prunk verliehen.
    Tante Lulu schenkte sich ein Glas ein.

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