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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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größte, das ich finden kann.«

7
    Donnergrollen im Osten kündigte ein Gewitter an. Eine Brise, die erste seit Carolines Eintreffen hier in Mississippi, erhob sich und bewegte die Blätter des Ahornbaumes, unter dem noch vor einer halben Stunde ein Mann mit geladenem Gewehr gestanden hatte.
    Es erschien ihr abwegig, ja unmöglich, während Caroline auf der Veranda saß und Chardonney aus einem Wasserglas trank.
    Die fast leere Flasche stand festgeklemmt zwischen ihrer und Tuckers Hüfte.
    Ihr Leben, so entschied sie nach einem weiteren tiefen Schluck, hatte in den letzten zwei Tagen einige interessante Wendungen genommen.
    »Nicht schlecht, das Zeug«, meinte Tucker und schwappte den Wein in seinem Glas hin und her. Allmählich fühlte er sich leicht beschwipst – ein Zustand, der ihm immer, sehr behagte.
    »Es ist meine Lieblingssorte.«
    »Meine auch – seit heute.« Er lächelte sie an. »Angenehme Brise, was?«
    »Sehr angenehm.«
    »Der Regen ist ja auch überfällig.«
    »Das stimmt wohl.«
    Tucker lehnte sich zurück und ließ den Wind über sein Gesicht streichen. »Ostwind. Da regnet es nicht bei dir herein.«
    Caroline warf einen zerstreuten Blick auf die zerschossenen Fensterscheiben. »Zur Abwechslung mal eine gute Nachricht.
    Da wird die Couch wenigstens nicht naß. Das eine Einschußloch wird sie schon verkraften.«
    Er gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.
    »Du bist ja ganz schön hart im Nehmen, Caro. Genügend Frauen wären heute durchgedreht, aber du hast dich wacker geschlagen.«
    »Nicht der Rede wert.« Sie füllte ihr Glas neu. »Darf ich dir eine Frage stellen, Tucker? Sie hat mit eurer Gegend zu tun.«
    »Nur zu.« Er streckte ihr sein Glas entgegen, damit sie ihm ebenfalls nachschenkte. »Heute darfst du mich so ziemlich alles fragen.«
    »Ich würde zu gerne wissen, ob Morde und Schießereien bei euch in Mississippi an der Tagesordnung sind.«
    »Tja, richtig kompetente Auskunft kann ich dir natürlich nur über Innocence und die Zeit, seit der meine Familie hier lebt, geben.«
    »Natürlich.«
    »Nun, da muß ich sagen, daß die Art von Mord, die du meinst, ziemlich neuartig für diese Gegend ist. Ansonsten ist mir nur ein Fall geläufig. Und da war ich noch ein kleiner Junge.
    Damals hat Whiteford Talbot dem guten Cal Beauford ein hübsches Loch in den Rücken verpaßt. Er hat ihn dabei ertappt, wie er aus seinem Schlafzimmerfenster geklettert ist. Und seine Frau, die Ruby, war splitternackt.«
    »Das ist wirklich etwas ganz anderes«, gab Caroline zu.
    »Eben. Und ansonsten haben sic h vor nicht ganz fünf Jahren die Bonny-Jungs gegenseitig eine Ladung Schrot in den Pelz gebrannt. Aber das war wegen einer Sau. Außerdem nimmt sie sowieso keiner ernst, weil sie Brüder sind und etwas verrückt.«
    »Ich verstehe.«
    Komisch, dachte Tucker. Er mochte sie wirklich gern. Nicht nur, weil sie ihm gefiel, sondern auch, weil man Pferde mit ihr stehlen konnte.
    »Aber in der Regel geht es friedlich in Innocence zu.«
    Caroline sah ihn über das Glas hinweg stirnrunzelnd an. »Sag mal, ist das immer deine Masche?«
    »Was?«
    »Das Gehabe vom lockeren Kumpel.«
    »Nur wenn ich es für angemessen halte«, grinste er.
    Sie seufzte. Der Himmel über ihnen wurde zusehends dunkler. Das Donnergrollen rückte bedrohlich näher, und die ersten Blitze zuckten auf. Trotzdem fühlte Caroline sich verdammt wohl hier draußen.
    »Machst du dir eigentlich Sorgen? Als der Sheriff diesen Mann da abgeführt hat, hat er gedroht, er würde dich schon noch kriegen.«
    »Ach, der Wirrkopf bringt mich nicht um den Schlaf.« Er legte den Arm um sie. »Zerbrich dir meinetwegen nur nicht dein hübsches Köpfchen. Es wäre schade drum.«
    Sie wandte sich abrupt ab. »Tickst du noch ganz richtig oder willst du wirklich eine solche Extremsituation benutzen, um mich zu verführen?«
    »Aua!« Er war gutmütig genug, um über diese Abfuhr zu lachen, und erfahren genug, um den Arm nicht wegzuziehen.
    »Bist du immer so abweisend?«
    »Bei bestimmten Männern, ja.« Sie schob seine Hand fort.
    »Du bist zu hart, Caro. Wo wir doch soviel zusammen durchgemacht haben. Zumindest zum Essen könntest du mich einladen.«
    »Dazu habe ich eigentlich keine Lust.«
    »Willst du mir nicht noch ein Stück vorspielen.«
    Caroline schüttelte ernst den Kopf. »Eine Zeitlang will ich für niemanden mehr spielen.«
    »Das ist ein Jammer! Weißt du was? Dann spiele ich dir eben was vor.«
    Sie zog erstaunt die Augenbrauen

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