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Sehnsucht der Unschuldigen

Sehnsucht der Unschuldigen

Titel: Sehnsucht der Unschuldigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hoch. »Spielst du etwa auch Geige?«
    »Das nicht. Aber das Radio kann ich anmachen.« Tucker sprang auf, schlenderte, um einen geraden Gang bemüht, zu seinem Wagen und schob eine seiner Kassetten in den Recorder.
    »Fats Domino. ›Blueberry Hill‹!« rief er und kam mit ausgestreckten Armen zu ihr zurück. Bevor Caroline ablehnen konnte, hatte er sie hochgezogen. »Bei dem Stück juckt’s mich immer in den Füßen. Da kann ich keine schöne Frau sitzen sehen.«
    Caroline hätte sich immer noch losreißen können, aber die Situation war ja harmlos. Und nach der Aufregung in den letzten Tagen war gegen ein bißchen Ablenkung auch nichts einzuwenden. So ließ sie sich lachend von Tucker zum Rasen führen. Er war ein geübter Tänzer, und sie genoß die flüssigen Bewegungen.
    »Angenehm?« raunte er.
    »Mmhmm. Du bist vielleicht ein bißchen zu angenehm, Tucker. Aber das ist mir immer noch lieber, als ein Heckenschütze vor dem Haus.«
    »So sehe ich das auch.« Er drückte die Wange gegen ihr Haar, das sic h so sanft wie Seide anfühlte. Auch er hatte nicht das geringste gegen den Druck ihrer langen, schlanken Schenkel an den seinen. Und freiwillig hätte er die Hand bestimmt nicht von ihrem Rücken genommen.
    Das erotische Knistern überraschte ihn nicht. Das war ja so selbstverständlich wie das Atmen. Allerdings erstaunte ihn seine unbändige Lust, sie über die Schulter zu werfen und nach oben in ihr Schlafzimmer zu tragen. Sonst ließ er sich doch immer Zeit und genoß auch das Werben. Jetzt, im Zwielicht kurz vor dem Sturm dagegen, juckte es ihn in allen Gliedern.
    Wahrscheinlich, so sagte er sich, lag es am Alkohol.
    »Es regnet ja«, flüsterte Caroline. Ihre Augen waren geschlossen, und sie wiegten sich eng aneinandergeschmiegt im Takt der Musik.
    »Mmhmm.« Er konnte die Regentropfen auf ihren Haaren und ihrer Haut riechen, was seine Lust noch steigerte.
    Sie lächelte. Es war ein herrliches Gefühl, wie die dicken, schweren Tropfen ihre Kleider durchnäßten. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie mit Schußwaffen zu tun gehabt, schoß es ihr durch den Kopf. Aber im Regen getanzt hatte sie auch noch nie. »Ach, das ist so angenehm kühl!«
    Tucker erstaunte, daß die Tropfen auf seiner Haut nicht zu zischen anfingen, so heiß fühlte sie sich an. Sein Mund glitt über ihr Ohr. Er spürte, wie ein Schauer sie durchlief, als er zärtlich ihr Ohrläppchen zwischen die Zähne nahm.
    Ihre Augen klappten auf. Einen kurzen Augenblick erstarrte sie. Sein Mund wanderte weiter zu ihrem Kinn hinunter. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in ihrer Magengrube bemerkbar, doch als er ihre Lippen erreichte, gab sie ihm plötzlich einen Stoß in die Brust.
    »Was bildest du dir überhaupt ein?«
    »Na, ich will dich küssen.«
    »Nein!«
    Er starrte sie verblüfft an. Mit tropfnassen Haaren stand sie dicht vor ihm. In ihren Augen funkelte neben Leidenschaft mindestens genausoviel feste Entschlossenheit. Am liebsten hätte er sich trotz ihrer Weigerung das genommen, wonach es ihn drängte. »Caroline, du bist zu hart«, seufzte er.
    Die Alarmglocken in ihrem Kopf verhallten. Er drängte sie also nicht. »Das höre ich nicht zum ersten Mal.«
    »Trotzdem gebe ich nicht auf. Vielleicht überlegst du es dir ja noch anders.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Seine Augen lachten sie an. Noch einmal glitten seine Hände über ihren Rücken, dann ließ er sie los. »Na, wenn das keine Herausforderung für mich ist… Aber du hast einen schweren Tag hinter dir. Da warte ich eben noch ein bißchen.«
    »Heißen Dank.«
    Er nahm ihre Hand und streichelte die Knöchel mit seinem Daumen. »Aber du wirst an mich denken, wenn du dich heute ins Bett legst, Caro.«
    »Ich werde wohl eher an die Fenster denken, und wie ich sie am schnellstens reparieren lassen kann.«
    Tuckers Blick wanderte hinüber zu den Glaszacken in den verwitterten Holzrahmen. »Tja, da schulde ich dir noch was«, sagte er. In seine Augen trat plötzlich ein entschlossener Ausdruck, der sie wieder an die Ereignisse vor ihrem Tanz im Regen erinnerte.
    »Ich finde, daß mir da eher Austin Hatinger was schuldet«, widersprach sie. »Aber das macht mir die Fenster auch nicht ganz.«
    »Ich kümmere mich schon darum.« Tucker sah ihr noch einmal in die Augen. »Naß siehst du wirklich verdammt gut aus.
    Wenn ich noch länger bleibe, muß ich dich wieder küssen.«
    »Dann solltest du lieber gehen.« Sie wollte ihm die Hand entziehen, da fiel ihr Blick auf seinen Wagen.

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