SehnSucht - Erotischer Roman: Erotischer Roman (German Edition)
Baumgruppe, welche gar nicht so klein war, wie angenommen, drehte sich um ihre eigene Achse, sah nirgends ein Ende. Inzwischen wusste sie nicht einmal mehr, aus welcher Richtung sie gekommen war, doch das spielte keine Rolle. Wichtig war allein, Noah zu fassen zu bekommen und nicht mehr loszulassen. Wann immer sie ihm jedoch nahe genug kam, löste er sich in Nichts auf. Zudem sah er mit jedem Mal schrecklicher aus. Am Ende besaß er große Ähnlichkeit mit dem halb verwesten Kapitän des Flying Dutchman.
Er stand auf den Holzstufen einer Hütte, stemmte die Hände in die Hüften als warte er auf sie. Muriels Fuß hatte sich in einer Wurzel verfangen und sie bekam ihn nicht frei.
Er lächelte und nahm die letzte Stufe. Als er über die Schwelle des Holzhauses trat und die Tür hinter ihm zufiel, gelang es Muriel, sich loszureißen. Sie stolperte die Stufen hinauf, hetzte über die Veranda und zerrte am Knauf. Zuerst ließ sich die Tür nicht öffnen, doch dann schlug sie nach einem kräftigen Ruck zurück. Sofort wurde Muriel von einem Sog erfasst und in das Hausinnere gezogen, aber dort gab es nichts. Kein Zimmer, keinen Noah ... nur beklemmende Leere. Die Tür schloss sich hinter ihr und sperrte sie in die Dunkelheit.
***
Muriel schreckte aus dem Schlaf. Mit der Hand fuhr sie über ihre Kehle, die noch vom Schrei schmerzte. Ihr Herz raste in der Brust, als wolle es einen Rekord brechen.
Ein Blick auf den Wecker verriet ihr, dass es kurz vor fünf war. Zwar blieb ihr noch eine Stunde, doch es war ausgeschlossen, dass sie wieder einschlafen würde, also warf sie die Bettdecke zurück und setzte die Füße auf den kühlen Fußboden. Eine Weile hockte sie auf der Bettkante und starrte vor sich hin, die Bilder des Traumes noch allzu klarsehend. Irgendwann kniff sie die Augen zu, massierte die Schläfen mit Zeige- und Mittelfinger, stand auf und schlüpfte in die Laufsachen.
Fünf
Die Redaktionssitzung am Donnerstag begann mit der Auswertung der ersten Verkaufszahlen der am Vortag erschienenen Ausgabe des Monats August sowie einem Blick auf den gesamten Verkauf des Vormonats.
An die seit Jahrzehnten erfolgreiche Konkurrenz von Men’s Health und GQ kam KINGz selbst nach inzwischen zehnjähriger Marktpräsenz nicht heran. Nichtsdestotrotz bewegten sich die Verkaufszahlen im oberen sechsstelligen Bereich. So war auch der August optimal angelaufen. Wie jeden Monat war ein gutes Viertel der Auflage bereits am ersten Tag verkauft worden, was hauptsächlich den Stammlesern und Abonnenten zu verdanken war.
Beim morgendlichen Check des Posteingangs hatte Muriel mehrere bekannte Namen entdeckt. Einige Männer schrieben ihr beinahe jeden Monat, die meisten davon waren nett, andere das Gegenteil. Fünf der regelmäßigen Schreiber luden sie des Öfteren auf ein Date ein, einer von ihnen hatte sich bereits zur letzten Kolumne geäußert. Offenbar war er verheiratet und empfand das Thema Seitensprung als einen Ansporn, es ein weiteres Mal bei Muriel zu versuchen. Sie wollte nicht darauf wetten, doch ging stark davon aus, dass sich auch die anderen vier bald zu Wort melden würden.
Nachdem die Zahlen diskutiert waren, bat Leander die einzelnen Redaktionen, sich zum Fortschritt ihrer Arbeit zu äußern und eventuelle Probleme anzusprechen. Es ging reihum und, anders als sonst, reagierte Leander erstaunlich gelassen, selbst wenn ihm etwas nicht gefiel. Die üblichen arroganten Bemerkungen ließ er stecken und sprang nicht einmal erzürnt vom Stuhl auf, um den Raum für ein paar Minuten zu verlassen, was Muriel darüber nachgrübeln ließ, ob ihr Wunsch bezüglich der telepathischen Fähigkeiten erhört worden war.
Als sie selbst an der Reihe war, zählte sie die Anträge auf, die ihr bereits in den Sinn gekommen waren: der Atemlose, der Abgerockte, der Schwindelfreie und der Ekstatische – eben jener, der beim Sex gemacht wurde. Während ihre Kollegen insbesondere zu Letzterem unterschiedlich reagierten, blieb Leander still und machte sich Notizen. Zum Schluss führte Muriel die beiden neuen Ideen auf, die sich in den vergangenen beiden Tagen auf den Zettel gesellt hatten. Für den romantischen Antrag sah sie ein Mitternachtspicknick auf einem Jägerhochstuhl vor, während ein Stück weit entfernt Kerzen angezündet wurden, welche, sobald alle brannten, die berühmte Frage im Bild ergaben. Für den kreativen Antrag musste ein Puzzle zusammengesetzt werden.
»Der hinkt den anderen hinterher«, sagte Leander, warf den
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