Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
Vom Netzwerk:
Schon seit Tagen schleppte ich eine Erkältung mit mir herum, die sich kurz vor dem Abklingen mit unangenehmem Fieber verabschiedete. Eine Krankmeldung wäre allemal gerechtfertigt gewesen, hätte aber den Verzicht auf das Europacup-Spiel bedeutet. Ich mochte jedoch nicht verzichten und setzte mich lieber teilnahmslos in den Berufschulunterricht. Bis heute habe ich wegen Krankheit noch auf kein Bayern-Spiel verzichtet. Irgendwann wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch das einmal passieren. Dann muss es aber schon arg um mich bestellt sein.
    Was elf Monate zuvor gegen den SSC Neapel mit dem Einzug in die Finalspiele des UEFA-Cup nicht klappte, blieb uns in dieser Saison auch gegen den AC Mailand versagt. Erneut fuhr ich mit großen Hoffnungen nach München und wurde Zeuge eines Halbfinal-Ausscheidens gegen van Basten & Co. Ich blieb mit Jeanette in München und zog mir drei Tage später noch ein mühsames 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf rein. Bei Auslosungen wird ja immer gerne vom Vorteil gesprochen, wenn das Rückspiel vor heimischem Publikum stattfindet. Ich bin mir da nicht so sicher. Hat das eigentlich wirklich mal jemand untersucht? Setzten sich tatsächlich überwiegend jene Mannschaften durch, die im Rückspiel Heimrecht genießen? Der AC Mailand bildete jedenfalls die Endstation in dem Wettbewerb. Vor diesem Hintergrund wirkte, nur drei Wochen später, die »Italienische Nacht« anlässlich der 12. Deutschen Meisterschaft am 34. Spieltag zunächst leicht deplatziert. Doch nachdem Phil Collins abgesagt hatte, sollte nun mal ein Alternativprogramm her, und Umberto Tozzi sowie Riccchi e Poveri boten eine letztlich doch recht ansehnliche Show. Zu einer »Italienischen Nacht« ist Dunkelheit zwingende Voraussetzung, sodass die Präsentation der Meisterschale am Marienplatz auf die Mittagszeit vorverlegt wurde. Abends wurde der Innenraum für die Zuschauer freigegeben. Tausende von Wunderkerzen tauchten das Olympiastadion in eine stimmungsvolle Atmosphäre.
    Es war bis heute das letzte Mal, dass die Fans nach dem Schlusspfiff auf den Rasen durften. Ich finde das schade. Ich mag bei diesem Thema ein unverbesserlicher Romantiker sein, aber das Spielfeld, das ein Jahr lang als »heilig« galt, weil es den »Göttern« vorbehalten war, sollte am Saisonende allen gehören. Der Rasen muss ohnehin oft genug ausgetauscht werden.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

1990/91
    B IN ICH IM F ERNSEHEN?
    Ich befand mich inmitten meiner Ausbildung zum Versicherungskaufmann und war mir bewusst, dass es das vielzitierte Schicksal noch einmal gut mit mir gemeint hatte. Ich blickte auf jene Lebensphasen zurück, in denen ich keinen Plan hatte, was aus mir mal werden sollte, und empfand nicht nur Dankbarkeit über das gute Ende, sondern auch eine gewisse Verpflichtung, mit dieser Chance verantwortungsvoll umzugehen. Für mich bedeutete das ein für meine Verhältnisse nie gekanntes Maß an Engagement und Gewissenhaftigkeit, die ich in beruflicher Hinsicht auf diese Weise recht spät in meinem Leben entwickelte. Ich war stolz, im Umfeld eines führenden Versicherungskonzerns eine derart moderne Berufsausbildung nicht nur absolvieren zu können, sondern – ich sage es ganz bewusst – auch zu dürfen. Eine Ausbildung, die ganz offenbar auch meinen Neigungen entsprach.
    Was hier etwas pathetisch klingt, erklärt sich aus einer gewissen Hoffnungslosigkeit in den Jahren zuvor. Nach etwa 110 Bewerbungen, 20 Vorstellungsgesprächen und 15 erfolglosen Einstellungstests war ich, um es mal drastisch zu formulieren, einfach am Arsch. Dieser enorme Bewerbungsaufwand resultierte aus einer verzwickten Situation. Für eine kaufmännische Ausbildung waren meine Zeugnisse zu schlecht, sodass mir nur noch Bewerbungen im handwerklich-industriellen Bereich blieben. Für die besaß ich jedoch weder Begeisterung noch Talent. Hinzu kam, dass in diesen Branchen nur wenige Personalchefs bereit waren, einen Azubi einzustellen, der seine überwiegende Schulzeit auf dem Gymnasium verbracht hatte.
    Nun aber hatte ich es erst einmal geschafft, und der nächste Meilenstein war mit den Abschlussprüfungen zum Ausbildungsende noch weit weg. Derart mit Selbstbewusstsein aufgetankt, machte der Besuch von Bayern-Spielen und die Organisation des Fanclubs wieder enormen Spaß. Dank meiner Ausbildungsvergütung brauchte ich nicht mehr auf die Mark schielen, was die Bayern-Leidenschaft anging, so dass neben den obligatorischen

Weitere Kostenlose Bücher