Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
Vom Netzwerk:
Interview nervös machte oder weil ich mich plötzlich auf der großen Videowand des Stadions erblickte: Ich versagte jämmerlich und schoss den Ball direkt vor Aumanns Füße. »Den hätte er auch mit der Mütze halten können«, wie mein ewig nörgelnder Kollege stets zu sagen pflegte. Dennoch eine interessante Erfahrung, die ich mit reichlich Spott des gesamten Fanclubs teuer bezahlte.
    Die Saison in der Champions League begann bei Bröndby Kopenhagen mit einem späten Tor, viel Pech – und damit genau so, wie sie auch enden sollte. Wenn ich mir eine Lieblings-Himmelsrichtung für Reisen im Europacup aussuchen müsste, dann ist das Norden. Auslandsspiele in Skandinavien haben immer so eine herrlich klischeebeladene Kombination aus friedlichen Heimfans, toleranter Security im Stadion, ungemütlichem Schmuddelwetter, nordischer Gelassenheit und putziger IKEA-Atmosphäre. Henning Mankells Kriminalkommissar Kurt Wallander lässt grüßen. Ein Eigentor durch Thomas Helmer in der 87. Minute und der Siegtreffer für die Dänen in der Schlussminute drehten das Spiel. Wo wir schon mal bei Klischees sind: Wenn das umgekehrt den Münchnern gelungen wäre, hätte wieder jeder vom Bayern-Dusel gesprochen. So aber stand beim Reisefazit nicht der sportliche Erfolg, sondern die Stadt Kopenhagen und das Flair drumherum im Mittelpunkt. Wer sich in der Beurteilung solcher Reisen nur vom Ausgang des Spiels leiten lässt, tut sich selbst keinen Gefallen. Der sportliche Misserfolg muss ausdrücklich mit einkalkuliert werden, sonst lässt man es am besten gleich bleiben. Wie weit Anspruch und Wirklichkeit da manchmal auseinanderklaffen können, konnte ich ja noch nicht ahnen.
    Mein Fanclub machte in dieser Zeit einen wirklich guten Job. Die jüngsten Erfolge des FCB und die immer knapper werdenden Eintrittskarten für Bayern-Spiele sorgten für einen weiteren Zulauf an Mitgliedern. Da blieb die Aufmerksamkeit der örtlichen Medien nicht aus. Es folgten weitere Radiointerviews und Kurzauftritte im WDR und DSF. Mit der Zeit wurden wir in dieser Hinsicht auch etwas selbstbewusster und machten nun auch nicht mehr jeden Blödsinn mit, nur um einem Redakteur zu gefallen. Nur allzu oft mussten wir erfahren, wie sich Journalisten ohne Berufsethos eines gängigen Images bedienten, um sich selbst die Arbeit zu erleichtern und beim Betrachter ein Gefühl vermeintlich geistiger Überlegenheit aufkommen zu lassen. Das gipfelte in der Aufforderung eines Reporters vom Lokalradio: »Nun grölt doch mal was!«, als er ein paar Mitglieder vom Fanclub und mich interviewte. Unfassbar! Höhepunkt war zu dieser Zeit sicherlich ein Videoclip-Kurzporträt von uns, das wir an die Harald-Schmidt-Show sandten und das tatsächlich dort ausgestrahlt wurde. Diesen Gag konnten wir uns nicht entgehen lassen. Hinzu kam ein Porträt des Fanclubs in der Bewerbungsbroschüre »Willkommen im Fußball-Land« des DFB um die Austragung der WM 2006 in Deutschland. Auch wenn wir vermutlich die kleinste Wurst in dieser gesamten Kampagne waren, war es rückblickend betrachtet doch ein Wahnsinn (O-Ton-Kahn), was sich bis zum Ende des Sommermärchens die nächsten sieben Jahre dazu abspielte. Und irgendwie waren wir von Anfang an mal kurz mit dabei.
    Es folgte eine Einladung der Süddeutschen Klassenlotterie für Antje und mich. Die SKL verfügte als Sponsor des FC Bayern über Reiseplätze im Zusammenhang mit Auswärtsspielen im Europapokal. Zum Spiel im Viertelfinale der Champions League, beim 1. FC Kaiserlautern, wurden nun einige dieser Plätze an Fanclubs vergeben. Ob es am wenig glamourösen Reiseziel lag? Die Reise beinhaltete den gesamten Aufenthalt vor Ort inklusive Flug mit der Mannschaft. Was tun? Extra von Köln nach München und von dort mit dem Flugzeug in die Pfalz, die von Köln aus näher liegt als von München? Wir entschieden uns dennoch dazu, zumal sich ein Heimspiel anschloss, das wir bei dieser Gelegenheit gleich noch mitnehmen konnten. Wenn schon, dann wollten wir von Anfang an dabei sein. Auf so geballte Art und Weise hatte ich die Mannschaft abseits des Stadions schließlich noch nie erlebt.
    Und so fuhren wir am Montagabend nach München, um am Dienstagmorgen pünktlich am Flughafen zu sein. Das Eintreffen der Spieler am Terminal glich für mich einem einzigen Schaulaufen. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hingucken sollte. Ohne den jeweiligen Moment zu hoch zu bewerten, war es interessant zu beobachten, wie sich einzelne Spieler verhielten oder

Weitere Kostenlose Bücher