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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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mit einer geraden Jahreszahl ist es noch intensiver, weil die Nationalmannschaft an einer Europa- oder Weltmeisterschaft teilnimmt. Bei mir ist es immer das Gleiche. Ein solches Turnier lässt mich monatelang kalt und nimmt mich erst mit Anpfiff des deutschen Auftaktspieles in seinen Bann. Natürlich wünsche ich der Nationalmannschaft jeden nur denkbaren Erfolg. Dennoch habe ich seit jeher ein merkwürdig distanziertes Verhältnis zur DFB-Auswahl. Anfänglich konnte ich gedanklich nur den Hebel nicht schnell genug auf »Große Freude« umlegen, wenn ein Nationalspieler für Deutschland traf, der kurz zuvor noch entscheidende Meisterschaftstore gegen den FC Bayern erzielt hatte. Mittlerweile war es so, dass mich der FC Bayern und die Organisation des Fanclubs mit seinen inzwischen rund 140 Mitgliedern dermaßen in Beschlag nahm, dass ich die kurze Pause, die mir WM oder EM boten, regelrecht genoss. Hinzu kommt ein gewisser Selbstschutz. Ich kenne mich. Wenn ich in dieser Hinsicht einmal etwas angefangen habe, dann richtig. Das Ergebnis wären, zusätzlich zu meinen etwa 25 Bayern-Spielen, noch einige Fahrten zu Auftritten unserer Nationalmannschaft. So blieb mir auch der Stress um die Kartenbeschaffung und Logistik rund um die nahe ausgetragene Weltmeisterschaft im benachbarten Frankreich in diesem Sommer erspart.
    Zurück zum FCB. Mit unserem neuen Trainergespann Hitzfeld & Henke konnten in der Vorbereitungszeit mit Böllenfalltor (Darmstadt), Moselstadion (Trier), Auestadion (Kassel), Niedersachsenstadion (Hannover) und Nordseestadion (Bremerhaven) bereits frühzeitig einige namhafte Stadien abgehakt werden. Die Glückaufkampfbahn in Ahlen in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals bildete, weil Pflichtspiel, dann noch das Sahnehäubchen. Wie gesagt: Für die meisten hatte die Saison gerade erst begonnen. Ich hingegen war fast schon wieder urlaubsreif.
    Das Spiel in Bremerhaven erreichte ich schändlicherweise erst mit Beginn der zweiten Halbzeit. Ich war viel zu spät dran. Mehrfach dachte ich daran umzukehren und bekam nur deshalb die restlichen 45 Minuten und das Endergebnis von 17:0 mit, weil ich auf dem letzten Autobahn-Teilstück bescheuerterweise jegliches Risikobewusstsein für Nebel und Geschwindigkeitsbegrenzungen verloren hatte. Zur Nachahmung nicht empfohlen. Weniger die endlosen Baustellen auf der A1 zwischen Wuppertal und Osnabrück waren für die Verzögerung verantwortlich, sondern wieder mal ein Brief vom FC Bayern, den ich frühmorgens erhalten hatte. Demnach lud Coca-Cola als Sponsor unseren Fanclub kurzfristig zu einem Heimspiel nach München ein, bezahlte die Busreise und sorgte für ein passendes Rahmenprogramm. Da konnte man nicht meckern, aber es gab eben auch umgehend einiges zu organisieren.
    Überhaupt möchte ich als langjähriger Fanclubvorsitzender mal eine Lanze für so manche Bayern-Sponsoren brechen. Natürlich geht es bei jeder noch so ausgefeilten Marketingkonzeption letztlich um die Steigerung des Umsatzes. Dennoch bemühen sich seit dem fulminanten Einstieg von Opel 1989 immer mehr Sponsoren um ein Verhältnis zu den Bayern-Fanclubs, das dem in diesem Zusammenhang doch arg strapazierten Begriff von der vermeintlichen Partnerschaft wenigstens ansatzweise gerecht wird. Immer häufiger profitieren Bayern-Fanclubs auch unmittelbar von Sponsoren des Vereins. Das ist wirklich löblich und darf auch ruhig mal erwähnt werden. Eine echte Partnerschaft zwischen einem Weltkonzern und einem Fußball-Fanclub gibt es natürlich nicht. Nach 16 Jahren als Fanclubvorsitzender glaube ich aber beurteilen zu können, dass hier noch einiges an Ressourcen ungenutzt schlummert. Eine gesponserte Busfahrt nach München ist für einen Konzern wie Coca-Cola finanziell kaum der Rede wert. Für einen Fanclub ist es meist der Höhepunkt für viele Jahre.
    Für unseren Fanclub war das nicht sehr viel anders. Das Begleitprogramm konnte sich mit Auffahrt auf den Olympiaturm, Stadionführung und Besichtigung der Kabinen (am Spieltag!) wahrlich sehen lassen. Vermeintlicher Höhepunkt sollte ein Elfmeterschießen gegen Raimond Aumann im Olympiastadion werden, vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart. Auch ich trat für meinen Fanclub an und stand auf dem grünen »Teppich«, der sonst nur den »Göttern« vorbehalten war. Plötzlich wirkte das Tor so klein. Waren das wirklich elf Meter? Gefühlte 20 Meter! Mindestens. Da hatte doch einer den Punkt nach hinten gelegt. War es, weil mich Stadionsprecher Stephan Lehmann beim

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