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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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Fußballbuch erschienen mit dem wunderschönen Titel: »Wenn du am Spieltag beerdigt wirst, kann ich leider nicht kommen.« Daran fühlte ich mich erinnert. So wie der Haussegen in diesen Tagen bei mir schief hing, war der Vergleich nicht abwegig.
    Letztlich entschied ich mich, nach Berlin zu fahren. Ausnahmsweise begleiteten mich bei Reiseantritt nicht die besten Wünsche von Antje. Obwohl selber glühender Bayern-Fan, entschied sie sich natürlich für eine Teilnahme an der Feier ihrer Mutter. Alle angekündigten Wiedergutmachungsaktionen verpufften. Ich fuhr mit ungutem Gefühl nach Berlin. Natürlich empfand ich Vorfreude. Und natürlich war die Stimmung im Stadion, das ganze Drum und Dran eines solchen Spiels fantastisch. Aber als Salou die 1:0-Führung für Duisburg erzielte, beschlichen mich weitere Zweifel. Erst quälte ich mich zu Hause mit meiner Entscheidung, nun quälte ich mich mit dem Rückstand seit der 20. Minute. Der Ausgleich durch Babbel in der 70. Minute? Eine Erlösung. Der Siegtreffer durch Basler in der 89. Minute? Pure Ekstase. Was fiel da nicht alles an Last von mir ab. Ich herzte, drückte und umarmte alles, was greifbar war: Männer, Frauen und Kinder. Die Brille flog kurzzeitig von der Nase, dafür saugte mein Sweatshirt den Inhalt diverser halbvoller Bierbecher auf. Egal. Nein, das war nicht egal, das war in Ordnung, das nahm ich nur zu gerne auf mich. Wir waren nach zwölf Jahren wieder deutscher Pokalsieger. Und ich war dabei.
    Um zehn Uhr am Vormittag des nächsten Tage war ich wieder zu Hause. Antje empfing mich mit den Worten »Da hast du ja noch mal Glück gehabt. Trotzdem Glückwunsch.« Beim gemeinsamen Frühstück schauten wir uns das Endspiel zusammen auf Video an. Quasi als ein Akt der Versöhnung. Ironie der Geschichte: Der FC Bayern entpuppte sich fortan als Dauergast beim DFB-Pokalfinale und stand in den nächsten zehn Jahren gleich sechsmal im Endspiel. Hätte ich das ahnen können?
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

1998/99
    D AS BESCHISSENE E NDE EINER GEILEN S AISON
    Die eigene Mannschaft führt 1:0. Dann kassiert sie in der 80. Minute den Ausgleich. Wie fühlen Sie sich nach Schlusspfiff? Anders gefragt: Wie finden Sie es, wenn Ihrer Mannschaft der Ausgleich gelingt? Wer geht zufriedener nach Hause, obwohl das Ergebnis in beiden Fällen das gleiche ist? Ausschlaggebend ist, wer das bessere Ende für sich hat. 1998/99 lag das gute Ende nicht bei uns.
    Die Saison hatte eigentlich noch gar nicht richtig begonnen. Trotzdem zeigten sich bei mir schon erste Ermüdungserscheinungen. Wie konnte das sein? Auf der Jagd nach neuen Stadien, die es nun mit dem FC Bayern zu besuchen galt, hatte es der Terminplan wahrlich gut mit mir gemeint, wobei der Begriff »Sommerpause« nun wirklich nicht passend ist. Für die breite Öffentlichkeit mag der Anpfiff zum 1. Spieltag der Bundesliga den Auftakt bilden. Für Hardcore-Fußballfans geht es im Grunde genommen schon wesentlich früher los. So richtig Pause hat man eigentlich nie. Wenn überhaupt, dann nur die relativ kurze Zeit zwischen Abpfiff des letzten Spiels der alten Saison (oft noch ein bis zwei Freundschaftsspiele nach dem letzten Spieltag) und der Veröffentlichung des neuen Spielplans. Den Rahmen-Terminkalender des DFB hat man dann meist schon vorher studiert und weiß wenigstens, an welchen Länderspiel-Wochenenden man gegenüber der Familie vermeintliche Nachsicht zeigen kann. Zum Beispiel, weil eine Feier zum 50. Geburtstag »droht«.
    Mit Veröffentlichung des Spielplans geht es dann in die Feinabstimmung. Er bestimmt den Rhythmus der kommenden zehn Monate von August bis Mai. Wann sind Heimspiel-Wochenenden? An welchem Wochenende findet die geplante Fahrt zum Auswärtsspiel in Rostock statt? Endlich können längst überfällige Verwandtenbesuche und Dienstreisen mit Auswärtsspielen kombiniert werden. Auch das Zittern bei unumstößlichen beruflichen Verpflichtungen, beispielsweise mehrtägigen Seminaren, hat ein Ende. Bestenfalls kollidiert da nichts, schlimmstenfalls bewahrheiten sich entsprechende Befürchtungen.
    Neben der kalendarischen Feinjustierung bereiten uns fast täglich neue Nachrichten auf die neue Saison vor. Wer wird noch verpflichtet? Welcher Spieler sieht seine Chancen schwinden und flüchtet aus München? Wie sieht das neue Trikot aus? Wann finden die spontan angesetzten Testspiele statt? Wo ist das Trainingslager? Und so weiter und so fort. In den Sommerpausen

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