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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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Prädikat. Wo seit 30 Jahren der Briefkopf mit Titeln nicht mehr aktualisiert wurde, ist es allerdings nicht ungeschickt, die Vergangenheit immer wieder aufs Neue zu bemühen. Womit ich eigentlich fast zwangsläufig bei 1860 München wäre. Aber zu denen komme ich später noch. Natürlich würde ich mir wünschen, dass sich der FC Bayern verstärkt seiner Historie, Wurzeln und ersten Erfolgen widmen würde. Also all dem, was Tradition ausmacht, sofern sich Analogien zur heutigen Zeit herstellen lassen, ohne dass es bemüht wirkt. Andererseits frage ich mich, ob sich der Blick zurück und der Ausblick nach vorn in letzter Konsequenz nicht gegenseitig blockieren. Würde man sich dabei als Verein nicht selbst im Weg stehen? Gibt es überhaupt einen sinnvollen Mittelweg zwischen dem Bewahren der Vereinshistorie und der Neuausrichtung auf die Zukunft? Das ist nicht als Theorie, sondern als Frage gemeint. Einerseits stört es mich, wie der FC Bayern die Aufbereitung der ersten 65 Jahre seines Bestehens bis zum Aufstieg in die Bundesliga geradezu brachliegen lässt, andererseits – und das ist ein Luxusproblem – hat er mehr denn je alle Hände voll damit zu tun, aktuelle Erfolge zu »verdauen« und daraus Kapital sowie Strukturen für die Zukunft zu schaffen. Ein schwieriger Grad.
    Während also die Feierlichkeiten noch eine ganze Weile munter anhielten, barg die Rückrunde zwei Kuriositäten. Da war zum einen das Viertelfinale in Porto. In der Champions League trafen wir just auf den Gegner des verloren gegangenen Endspiels von Wien 1987. Eine Faninitiative aus Nordrhein-Westfalen organisierte eine Chartermaschine zum Hinspiel in Portugal. Einen Tagesflug. Morgens ab Köln nach Porto und nach dem Spiel wieder zurück. Da blieb das Sightseeing fast auf der Strecke. Allerdings kostete das nur einen Urlaubstag – für ein Bayern-Spiel in Südeuropa. Das wollten wir uns nun wirklich nicht entgehen lassen.
    Hatte ich mir bisher schon das eine oder andere Mal die Nächte auf der Rückfahrt von einem Bayern-Spiel um die Ohren geschlagen, war das hier wirklich nicht mehr zu überbieten. Nach dem 1:1 im Estádio »Torre das Antas« saßen wir noch zu viert eine ganze Weile in der nächtlichen und fast menschenleeren Innenstadt auf einer Parkbank. War es der Portwein oder die laue Nacht, jedenfalls fing Carsten plötzlich an zu philosophieren: »Das muss man sich mal vorstellen. Da sind wir heute morgen mal eben 1.600 Kilometer von Köln hierher nach Portugal geflogen und haben uns ein Bayern-Spiel angeschaut. Unsere Kollegen liegen jetzt gerade alle im Bett, während wir hier in Atlantiknähe im T-Shirt sitzen. Nachher fliegen wir wieder 1.600 Kilometer zurück und gehen anschließend zur Arbeit, so als ob nix gewesen wäre.« Wahre Worte.
    Weniger spektakulär war hingegen die Fahrt nach Unterhaching. Die Spielvereinigung hatte sich in ihrem zweiten Erstligajahr dazu entschlossen, ihr Heimspiel im heimischen Sportpark auszutragen. Für uns bedeutete das ein neues Stadion und damit automatisch »Marschbefehl«. Da wurde erst gar nicht überlegt. Schön, wenn das Leben auch mal so einfach strukturiert ist. Äußerst merkwürdig war jedoch, dass wir erstmalig zum Fußball nach München fuhren und dann das sonst sehnsüchtige Ziel, das Olympiastadion, quasi links liegen ließen. Wir sehr diese beiden Orte, nämlich Hachinger Sportpark und Münchner Olympiastadion in dieser Saison noch eine Rolle spielten, zeigte sich erst am letzten Spieltag. Zuvor hatte man in Berlin – man stand zum dritten Mal in Folge im Endspiel um den DFB-Pokal – erfolgreich Revanche gegen Werder Bremen genommen. Die Neuauflage des Endspiels von 1999 war dafür wie geschaffen. Mit dem Pokalsieg im Rücken konnte das Saisonende deutlich entspannter angegangen werden, zumal der Versuch, wieder ins Endspiel der Champions League zu kommen, scheiterte. Ziemlich knapp allerdings, denn die Mannschaft wurde erst im Halbfinale von Real Madrid gestoppt.
    In der Bundesliga lief im Grunde genommen alles auf Bayer Leverkusen als kommenden Deutschen Meister hinaus. Wie üblich hatten wir uns weit im Vorfeld Eintrittskarten für den letzten Spieltag besorgt und fuhren mit dem Fanclub per Bus nach München. Die sportliche Konstellation glich exakt der des Jahres 1986. Nur ein Sieg im Heimspiel, bei gleichzeitiger Niederlage des Spitzenreiters in seinem Auswärtsspiel, würde für uns die Deutsche Meisterschaft bedeuten. Auf der Hinfahrt reichte mir ein Fanclub-Mitglied

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